Pinneberg. Die Verwaltung befragt Bürger nach Vorlieben und Wünschen. Das in Auftrag gegebene wissenschaftliche Konzept kostet 59.000 Euro

Eine vor sich hinrottende Tribüne und vergammelnde Geräte. Geschlossene Schwimmbecken an den Schulen. Und eine ermüdende Diskussion um den Bau eines Kunst­rasenplatzes. Geht es um Sportstätten, sorgt die Stadt Pinneberg seit Jahren immer wieder für negative Schlagzeilen. Das soll sich jetzt ändern. Die Stadt lässt Wissenschaftler ran. Sie feilen in den kommenden Monaten an einem fundierten Entwicklungskonzept. Pinneberg will Sport besser planen – und die Bürger reden mit.

Geht es um eine fundierte Sportentwicklungsplanung, hat die Kreisstadt es fraglos versäumt, als eine der ersten Kommunen ins Ziel zu kommen. Elmshorn und Tornesch haben längst fertige Konzepte vorliegen, die Grundlage für Investitionen sind. Uwe Hönke, Geschäftsführer des VfL Pinneberg, hatte seit langem gewarnt, dass Pinneberg Gefahr laufe, den Anschluss komplett zu verlieren. Von Kollegen aus den Führungsriegen anderer Clubs war er unterstützt worden. Doch immer wieder scheiterte das Vorhaben, weil kein Geld da war.

2016 ließ sich die Politik erweichen. 59.000 Euro lässt Pinneberg sich die Arbeit des eingekauften Instituts für kommunale Sportentwicklung kosten. 10.000 Euro schießt das Land Schleswig-Holstein hinzu. „Das wird mehr als ein Sanierungskonzept, auch die demografische Entwicklung wird einfließen“, sagt Traudchen Perrefort, die im Rathaus für strategische Konzeptentwicklung zuständig ist. „Sogar unsere städtische Sportförderung wird analysiert“, so Perrefort weiter. Was aber genau können, Sportler, Vereinsbosse und Stadtverwaltung für die 59.000 Euro erwarten?

Professor Michael Barsuhn, der beim beauftragten und in Potsdam beheimateten Institut tätig ist, bietet eine Antwort: „Eine Agenda für die nächsten zehn bis zwölf Jahre.“ Auf dieser werde stehen, ob in der Zukunft in die Infrastruktur beim Sport investiert werden sollte. „Wir sagen sogar ganz genau, wo gebaut werden muss“, ergänzt Professor Jürgen Rohde. Er macht deutlich, dass es nicht allein um Vereinsinteressen geht. Vielmehr würden auch Schulen und Kindergärten in den Fokus gerückt: „Denn auch dort ist Bewegung ein zentrales Thema.“

Könnte am Ende gar die überraschende Erkenntnis stehen, dass sich die Stadt zu viele Sportstätten leistet? „Das ist möglich“, antwortet Rohde. „Daran mag ich aber nicht glauben“, ergänzt Perrefort, die es wissen muss. Sie hat im Rathaus schließlich viele Jahre den Fachbereich Sport geleitet.

Als so genannten Kick-Off haben sich die Wissenschaftler eine Befragung von zufällig ausgewählten Bürgern ausgedacht. Die Fragebögen gehen dieser Tage an 6000 Haushalte raus. „Wir hoffen auf rund 20 Prozent Rückläufer“, so Barsuhn. Die Erhebung sei zweifellos „eine große Chance für die angeschriebenen Pinneberger“, an der Planung der Sportlandschaft teilzuhaben. Kosten entstehen dabei nicht. Der Postwurfsendung ist ein bereits frankierter Rückumschlag beigefügt. Die Befragung ist zudem anonym, niemand muss um seine Daten fürchten.

Ende 2017 soll das fertige Konzept auf dem Tisch liegen. Die noch immer heimatlosen Hockeyspieler des VfL Pinneberg werden dann ganz genau hinschauen, was unterm Strich herausgekommen ist, warten sie doch seit vielen Jahren darauf, endlich einen Kunstrasenplatz zu bekommen. „Wir werden für die kommenden Jahre gut gewappnet sein“, ist Bürgermeisterin Urte Steinberg schon jetzt überzeugt.