Elmshorn. Der zweifache Derbysieger Nisse Lüneburg aus Hetlingen trainierte seinen Pferdenachwuchs in Elmshorn

Es war die Generalprobe für die neue Saison: Leistungsstarke Springreiter aus ganz Schleswig-Holstein und Niedersachsen kamen in die Elmshorner Fritz-Thiedemann-Halle, um ihre Nachwuchspferde auf die anspruchsvollen Turniere vorzubereiten. Schon am kommenden Wochenende steht für den Hetlinger Nisse Lüneburg (27), erfolgreichster Reiter aus dem Kreisgebiet, das erste große Kräftemessen in den Niederlanden an. Im Anschluss beginnt die Qualifikationsrunde für das internationale Spring- und Dressur-Turnier (16. bis 19. Februar in Neumünster).

Dabei geht es um Weltranglistenpunkte im Springen und in der Dressur. Topreiter wie der zweifache Derbysieger Lüneburg (2012 und 2014), der olympische Vielseitigkeitsreiter Peter Thomsen aus Lindewitt (Kreis Schleswig) sowie die Springamazone Evi Bengtsson aus Oelixdorf wollen dort antreten.

Deshalb war das Treffen in Elmshorn ein Pflichttermin, auch für Christina Kuhrt, die für den Reitverein Friedrichshulde mit zwei Pferden am Start war. Wer von diesen Cracks in Neumünster mitreiten möchte, muss sich mit entsprechenden Leistungen vorher empfehlen. „Hier in Elmshorn mussten meine jüngeren Nachwuchspferde an den Start, nach Neumünster werde ich ältere und erfahrene Vierbeiner mitbringen“, sagt der olympische Vielseitigkeitsreiter Thomsen. Zunächst wurden in Elmshorn für neun unterschiedliche Springprüfungen 622 Startplätze an Berufsreiter vergeben.

Bei diesem Turnier für Profis, organisiert vom Club der Springreiter, gab es Platzierungen, jedoch keine Ehrenpreise oder Gewinnausschüttungen und auch keine Siegerehrungen. Es ging ganz nüchtern nur um den Sport. Für Nisse Lüneburg vom Reitverein Uetersen war das Elmshorner Turnier eine geradezu perfekte Gelegenheit, die Form seiner Pferde zu checken. Denn die Halle ist groß, die Bodenqualität gut, und die Parkmöglichkeiten für die teilweise riesigen Pferdetransporter großzügig. Für den international erfolgreichen Berufsreiter war auch der kurze Anfahrtsweg ein Kriterium. „Ich habe sechs jüngere Pferde mitgebracht, die ich zu den letzten großen Turnieren nicht mitnehmen konnte“, sagt Lüneburg. Die ersten Wettkämpfe in diesem Jahr bestritt er mit erfahrenen vierbeinigen Athleten zuvor in Neustadt bei Brandenburg, dann ging es nach Münster in Westfalen.

Lüneburgs Terminkalender ist jetzt schon für die nächsten Monate gut gefüllt. Je nach Prüfungsart und Ausschreibung wird entschieden, welcher Vierbeiner gesattelt wird. „Die Auswahl an großen und erreichbaren Turnieren hält sich im Winter in überschaubaren Grenzen“, sagt er. Wenn es dann zu Turnieren geht, trägt Pferdewirtin Nicole Wezel die Verantwortung, dass die richtigen Vierbeiner zunächst auf dem Lkw in der richtigen Reihenfolge je nach Startfolge stehen.

Zum Equipment gehören Sättel, Trensen, unterschiedliche Gebisse, Decken, Heu, Hafer, Müsli und Spezialfutter. Unvorhersehbare Ereignisse gibt es immer mal wieder: Der vollgepackte weiße Lkw sprang nicht an. „Zum Glück waren unsere Pferde noch nicht im Transporter, flink wurde alles auf den anderen großen Lkw umdisponiert“, sagt Wezel. Auch nach der Ankunft ging es stressig weiter. „In jeder Prüfung haben wir zwei Startplätze mit unterschiedlichen Pferden, um zeitlich alles zwischen Aufsatteln, Warming-Up und Parcoursprüfungen hinzubekommen, sollten 30 weitere Starter dazwischen sein. Zudem liegen zwischen Reithalle und Lkw lange Fußwege, die ich im Stechschritt absolviere“, sagt die Pferdewirtin.

Bei den 73 Startern in der mittel-schweren Klasse (Hürden bis 1,40 Me-ter) lief dann alles optimal. Zuvor hatten sich Lüneburg und Wezel abge-stimmt, dass nach der Lösungsphase – das Aufwärmprogramm aus Schritt, Trab und Galopp erst Sprünge genommen werden, wenn noch zwölf Konkurrenten vor dem Derbysieger am Start sind. Dieses Timing basiert auf Erfahrungswerten der beiden, um die Pferde bestmöglich vorzubereiten.

In der Abreitehalle standen zwei unterschiedliche Sprünge, die Nicole Wezel auf Anweisung von Nisse Lüneburg für seine Pferde veränderte. Los ging es mit einem freistehenden Sprung (steil), dann wurde der doppelte Sprung (Oxer) je nach Prüfungsanspruch hochgezogen, bevor es anschließend in den richtigen Parcours ging.

Lüneburg ist mit der Leistung seiner Springpferde zufrieden. „Hier ging es für mich nicht um den Sieg, meine Vierbeiner sollten eine saubere Parcoursrunde abliefern und für größere Aufgaben gut in Form sein“, sagt er. Für die anstehende Turnierserie steht das Training im Vordergrund, ehe es in den kommenden Wochen ernst wird. Bei der Qualifikationsrunde in Neumünster wird Nisse Lüneburg viele Reiter aus dem Elmshorner Teilnehmerfeld wiedertreffen.

Sein dunkelbrauner neun Jahre alter Hannoveraner Wallach Crack One bringt viel Talent und eine gute Form mit. „Nach oben haben wir noch Luft, da muss ich mal gucken, wo die Reise hingehen kann. Und Lieblingsturniere sind immer die, bei denen ich gute Erfahrungen gemacht habe, dazu gehört für mich auch das Hamburger Derby in Klein Flottbek – es ist und bleibt mein Highlight“, sagt Lüneburg. Allerdings muss man dort Ende Mai schon ein besonderes Pferd für den anspruchsvollen Parcours mitbringen. Der Hetlinger denkt da an seinen temperamentvollen braunen Wallach Cordillo.