Pinneberg. Fußball-Oberligist gewinnt 20. Auflage desbedeutendsten Hallenturniers im Kreis. Zum Finaltag kommen wegen Eisglätte nur 350 Fans
Vorbildliche Ehemänner gesucht? Bitte, hier sind sie. Eine Stunde nach dem Turnierende nahmen die Oberliga-Fußballer des VfL Pinneberg die Besen in die Hand und räumten die Tribüne der THS-Halle von Luftschlangen und Konfetti.
Symbolisch war die Aktion nicht. Vom Parkett haben die Pinneberger die Landesliga-Neulinge von Union Tornesch im Finale des Bert-Meyer-Cups – zum siebten Mal unter diesem Namen – nämlich nicht gefegt. Durch Tore von Philipp Pohlmann und Maik Stahnke führten die Tornescher sogar mit 2:0. Nach einer Zeitstrafe gegen Stahnke wendete sich aber das Blatt. Alexander Borck und Fabian Knottnerus sowie Luis Diaz (30 Sekunden vor Schluss) bescherten dem VfL das 3:2 und den bereits zwölften Triumph beim 20. eigenen Hallencup. „Das war ein guter Start ins neue Jahr. Den Erfolg nehmen wir mit als Ansporn für die bevorstehende schwere Zeit in der Punktrunde“, sagte VfL-Manager Florian Holstein.
„Fünfmal bleiben wir ungeschlagen. Ausgerechnet das Finale verlieren wir“, grämte sich derweil Union-Coach Stefan Dösselmann. In ihrem ersten Gruppenspiel hatten die Tornescher den VfL sogar noch mit 1:0 bezwungen. Der Tabellenneunte der Hammonia-Staffel, der das Feld aufgrund diverser Nachholspiele noch von hinten aufrollen kann, bezwang auch die VfL-Zweite (5:1) und den FC Elmshorn (3:2).
Von der SV Halstenbek-Rellingen (mit den verletzungsanfälligen Benjamin Brameier und Tim Jeske als Betreuern hinter der Barriere) trennte sich Union unentschieden. Den Halstenbekern hätte damit ein Punkt gegen den VfL gereicht, die Gastgeber auszuschalten. Es wurde nichts daraus. Der Erzrivale steigerte sich in einen Spielrausch und siegte 5:2.
Die Leistung von Steve Elfert gefielen den Trainern so gut, dass sie den Halstenbeker Keeper, im Punktspielbetrieb nur die Nummer zwei, zum besten Torhüter beim Bert-Meyer-Cup 2017 wählten. Die Ehrungen als bester Scorer (sechs Tore) und bester Turnierspieler wurden Stürmer Pascal Haase aus Reihen des SV Rugenbergen zuteil.
Souverän hatten sich die Bönningstedter in der Gruppe B behauptet. Gegen den VfL im Halbfinale ließen sie sich aber auf taktische Geplänkel ein. Luis Diaz ballte nach seinem entscheidenden Treffer zum 1:0 die Faust. 2013 hatten sich die Diaz-Zwillinge angeblich nicht in bestem Einvernehmen vom SVR verabschiedet. Trotz hektischer Nachbarschaftsduelle war es sportlich wie selten.
Am Schlusstag blieb es den Unparteiischen Thorsten Bliesch (Niendorfer TSV), Michael Ehrenfort (TuRa Harksheide) und Ralph Vollmers (FSV Geesthacht) erspart, die Rote Karte zu zücken. Das Trio erkor Landesligist Blau-Weiß 96 zur fairsten Mannschaft. Dominic Lemcke (19) tröstete sich über den dritten Platz, der dem SV Rugenbergen nach Neunmeterschießen gegen das Überraschungsteam SSV Rantzau (Bezirksliga/1:0) blieb, mit der Auszeichnung als bester Nachwuchsspieler.
Namensgeber Bert Meyer hatte schon am zweiten Turnierabend die Sektflasche geöffnet und mit Bürgermeisterin Urte Steinberg angestoßen. Anlässlich der 20. Austragung ließ der Geschäftsmann außer dem Wanderpokal noch eine zweite Trophäe springen. Die nahm Flemming Lüneburg für den VfL in Empfang. Der hatte sich ursprünglich auf die Tribüne begeben, wollte nicht mitmachen. Trainer Thorben Reibe winkte ihn dann aufs Feld, als Enis Ay nach dem zweiten Gruppenspiel wegen Unwohlseins aufgab.
Angesichts der problematischen sportlichen Lage stellte Reibe sein Comeback an der frischen Luft in Aussicht. „Ich werde sicherlich in dem einen oder anderen Testspiel mitmachen und dann sehen, ob ich der Mannschaft helfen kann.“
Dass nach zweimal „volle Hütte“ am zuvor oft ausverkauften dritten Turniertag nur noch 350 Fans den Weg an den Thesdorfer Weg fanden, war für VfL-Manager Florian Holstein kein Indiz für fehlendes Interesse am bedeutendsten Hallenturnier im Kreis Pinneberg. „Auf den Straßen und Gehwegen herrschte gefährliches Glatteis. Ich habe volles Verständnis dafür, dass die Leute bei solchen Voraussetzungen lieber zu Hause bleiben.“