Ellerbek. Halstenbeker Talent erreicht Halbfinale bei 43. Auflage des hochklassigen Events. Ausrichter TCE überholt Turnierkonkurrent in Essen
Mit dieser Einstellung kann es Alicia Melosch noch recht weit bringen. Die 16 Jahre junge Halstenbekerin, die für den Großflottbeker THGC Tennis spielt, hat soeben die Halle des TC Ellerbek am Rugenbergener Mühlenweg verlassen. Sie gesellt sich im gr0ßzügigen und komfortabel warmen Vorraum der Drei-Felder-Halle zu ihren Eltern, die das Match ihrer Tochter im Halbfinale des Damenfelds beim 43. Ellerbeker Weihnachtsturnier aufmerksam verfolgt haben.
Das Mienenspiel der Gymnasiastin, die die 11. Klasse der Johannes-Brahms-Schule in Pinneberg besucht, lässt kaum Rückschluss darauf zu, dass sie soeben als an Rang drei gesetzte Starterin ihre Partie gegen die an sieben vorplatzierte Alisa Diercksen (THC von Horn und Hamm) mit 2:6, 3:6 glatt verloren hat. Gegen den konzentrierten, „humorlosen“ Stil der späteren Turniersiegerin war einfach kein Kraut gewachsen.
„Alisa war einfach besser, das muss ich akzeptieren, und ich habe mir zu viel leichte Fehler erlaubt, die mir in meiner Wunschform wohl nicht unterlaufen wären“, sagt die 16-Jährige unverändert entspannt. „Das einzige, was mich ein wenig ärgert, ist, dass ich den zweiten Satz eigentlich 4:6 verloren habe; da ist bei uns an der Zähltafel wohl etwas schiefgelaufen.“
Dass Alicias gute Laune dennoch nicht zu verhageln war, liegt in ihrer abgelaufenen Saison 2016 begründet. Was ist denn schon ein verlorenes Halbfinale, wenn das ganze Jahr für sich betrachtet schon eine kleine Erfolgsgeschichte ist? „Ich war im Januar noch auf einer Ranglistenposition in den Vierhundertern. Nach Ellerbek bin ich als Nummer 146 der deutschen Damen-Rangliste gekommen. Ich bin also mit dem Jahresverlauf sehr zufrieden und habe ja auch hier in Ellerbek ein gutes Turnier gespielt“, sagt Alicia Melosch, die wenig überraschend als sportlichen Wunsch für 2017 den Sprung unter die Top 100 der deutschen Damen angibt. „Und das Halbfinale hier erreicht zu haben, bringt mir ja auch wertvolle Ranglistenpunkte.“
Doch jetzt ist erst einmal vor dem nächsten Spieltag am 8. Januar in der Nordliga, für die sie auf der Meldeliste des GTHGC an Position vier geführt wird, de facto aber bislang in zwei Partien Topspielerin ihres Teams war, nur ein wenig Training angesagt, ehe es gegen den TSV Havelse geht. Danach wird das Tempo aber wieder angezogen. Alicia Melosch: „Zurzeit gibt es halt für mich nur die Schule und Tennis; und vom 13. bis 22. Januar stehen ja schon die Hamburger Hallen-Meisterschaften an.“
43. Turnierauflage verzeichnet Melderekord in allen Klassen
Erst einmal den „Akku“ wieder aufladen. Zumindest für den ersten Tag nach Beendigung ihrer Mammutveranstaltung haben sich die Turnierleiter Jörg Hilpert und Steffi Schoop vor allem eines vorgenommen: Ausschlafen und alles ganz ruhig angehen. „Wir versuchen, grundsätzlich keine Spielerinnen und Spieler, die an unserem Weihnachts-Turnier teilnehmen wollen, abzuweisen. Bisher ist uns das auch immer gelungen“, sagt Jörg Hilpert, der beim TC Ellerbek die Ellerbeker Tennisschule leitet.
Dieses Bestreben hat für das Organisatorenduo indes eine spürbare Konsequenz. Das eigene Schlafbedürfnis muss während der Turniertage hintenan gestellt werden. „Wir haben in diesem Jahr mit über 340 Meldungen in acht Konkurrenzen nicht einfach nur einen neuen Teilnehmerrekord aufgestellt“, sagt Hilpert. „Erstmals haben wir damit das parallel in Essen stattfindende Event überholt. Wir sind jetzt das größte Turnier zwischen Weihnachten und Neujahr.“
Ein erfreuliche Folge daraus, 2015 in die höchste Kategorie nur noch hinter Deutschen Titelkämpfen und Verbandsmeisterschaften aufgestiegen zu sein. „Seitdem gibt es bei uns mehr Ranglistenpunkte zu verdienen. Gewiss ein Grund dafür, weshalb wir nach 312 Startern 2015 nun noch deutlicher die 300er-Marke überboten haben“, sagt Hilpert, „außerdem werden wir immer wieder für die angenehme Atmosphäre hier gelobt.“
Doch viele Starter bringen auch viele Wünsche mit sich. „Wir versuchen, auswärtigen Spielerin zu ermöglichen, erst am zweiten Turniertag hier sein zu müssen. Außerdem steht an den ersten Tagen fast immer jemand mit einer Frage vor dir“, sagt Steffi Schoop und denkt mit etwas Schaudern an die härteste Phase zurück. „Nach dem zweiten Tag, als endlich jeder seinen ersten Einsatz hinter sich hatte, da konnten wir erst die Nebenrunde auslosen. Jörg und ich haben bis 3 Uhr morgens hier gesessen.“
Eine Energieleistung, die wohl auch bei der 44. Auflage 2017 nötig sein wird. Um das Leben als Planer etwas erleichtert zu bekommen, hätte Jörg Hilpert allerdings einen Wunsch an alle Aktiven: „Es wäre schön, wenn sich nicht wieder über die Hälfte aller Starter erst am letzten Tag der Frist anmelden würde...“