Klein Offenseth. Jennifer Fogh Pedersen ist neue Chefbereiterin an der Hengststation Maas J. Hell und Herbert Ulonska. Sie feiert ihr Turnier-Comeback

Dieses Turnier war für Jennifer Fogh Pedersen etwas ganz Besonderes, nämlich Doppel-Premiere und Generalprobe zugleich. Beim zwei Tage langen Wettkampf in Klein Offenseth trat die Dänin zum ersten Mal als Chefbereiterin der Hengststation Maas J. Hell und Herbert Ulonska an. Es war ihr erstes Turnier nach dem schweren Unfall und die Feuertaufe für das Sommerturnier in Schenefeld am kommenden Wochenende. Dort, beim Horse & Classic, will die 33-Jährige Top-Reitern wie Derbysieger Nisse Lüneburg aus Hetlingen und dem zweifachen Olympia-Teilnehmer Kai Rüder von der Insel Fehmarn die Stirn bieten.

Nur 60 Meter musste Pedersen von der Stallgasse auf dem Gelände ihres neuen Arbeitgebers Herbert Ulonska zum Turnier gehen. Und doch war der Weg zum Turnier steinig und schwer, denn sie musste sich in den Monaten zuvor von den Unfallfolgen erholen.

Fogh Pedersen bricht sich beim Unfall das rechte Bein

Sie hatte in einem Pferdetransporter gesessen, der am 26. Mai auf dem Weg zum Turnier in Rendsburg in den Straßengraben kippte. „Ich wurde erst nach drei Stunden aus dem Lkw befreit“, sagt die junge Frau. Bei dem Unfall wurden alle drei Insassen und zwei Pferde verletzt, die 33-Jährige brach sich das rechte Bein. „Ich werde noch weiter Physiotherapie machen müssen“, sagt sie.

Nur wer genau hinguckt, erkennt, dass Jennifer Fogh Pedersen ein wenig humpelt. Doch sobald sie auf dem Pferd sitzt, ist davon nichts mehr zu sehen. „Ich reite besser, als ich laufe“, sagt die Dänin und lacht. In der Tat: In Klein Offenseth belegte sie mit Stute Lady Carmen einen respektablen dritten Platz.

Die Freude über ihre neue Vorreiterrolle beim Pferdezüchter Herbert Ulonska, der sein Vermögen mit Immobilien gemacht hat, steht Jennifer Fogh Petersen ins Gesicht geschrieben. Sie lächelt und ist ganz entspannt, wenn sie davon erzählt. „Endlich bin ich wieder in meinem Element – ich kann gar nicht genug davon bekommen“, sagt die charmante, hellblonde Dänin mit ihrem leichten Akzent. „Pferde und ich, das ist wie Fische und Wasser.“

Die 33-Jährige lebt ihren Traum und hat ihn zum Beruf gemacht. „Im Grunde ist mein Job bezahltes Hobby“. 2012 kam die Amazone nach Deutschland. Auf der Hengststation Maas J. Hell in Klein Offenseth arbeitete sie mit ihrem Lebensgefährten, Springreiter Christopher Frazer. Frazer verlässt zum 1. September die Hengststation, um einen eigenen Stall aufzubauen. Die Beziehung ist zerbrochen. Herbert Ulonska nutzte die Chance, die international erfolgreiche Reiterin zu engagieren. „Ich sehe uns beide als Gewinner auf ganzer Linie“, sagt Ulonska. „Sie hat ein feines Händchen für die Vierbeiner. Sie wird ein Aushängeschild für uns sein.“

Die Dänin hat als Trainerin 14 Pferde in ihrer Obhut

Pedersen hat eine Siebentagewoche, sie entscheidet für 14 Pferde das Trainingsprogramm. „Eigentlich reite ich ständig“, sagt die Dänin, der eine Pferdepflegerin und eine Halbtagskraft zur Verfügung stehen. Das zuverlässige Team kümmert sich um die Umsetzung des straffen Tagesplans. Je höher die sportlichen Anforderung, desto mehr muss an der Kondition des Pferdes gearbeitet werden. Und so kommt jedes Tier mindestens zweimal täglich aus der Box.

Führmaschine, Paddock, Weide, Longe und Reiten sind auf jeden Vierbeiner abgestimmt. Im Schnitt arbeitet sie pro Tag mit acht Pferden. Unterricht und Lehrgänge kommen hinzu, und sie hält stets nach guten Pferden Ausschau. „Wir haben im Norden tolle Züchter und sehr gutes Pferdematerial und Turniere. Die Möglichkeiten gibt es in Dänemark so nicht.“ Schon bald wird Pedersen „ihren“ Pferden noch näher sein. Am 1. Oktober zieht sie in die 80 Quadratmeter große Wohnung, die Pferdezüchter Herbert Ulonska direkt über dem Hengststall für sie ausgebaut hat.

Gleich mit fünf Pferden geht’s in Schenefeld an den Start

Doch zunächst geht es mit fünf Pferden nach Schenefeld zum Turnier ehe Pedersen im Anschluss in Warendorf im Bundeschampionat ihre Kollegin Kristin Kirchner (Friedrichshulde), die mit zwei Pferden startet, anfeuert. „Wegen des Unfalls konnte ich kein Pferd qualifizieren, daher muss ich zuschauen“, sagt Jennifer Fogh Pedersen. Wenn ihr Stall im Oktober umgebaut wird, trainiert sie fünf Wochen lang im spanischem Reiterparadies Oliva Nova.

Beim viertägigen Spring- und Dressur-Turnier in Schenefeld von heute an auf der Anlage von Jürgen Böckmann wird auch Paula de Boer aus Pinneberg eine Rolle spielen. Die 25 Jahre alte Studentin wechselt als einzige Reiterin flink zwischen Dressur- und Springprüfung ihre Pferde; in der Meldestelle kennt Chefin Merve Henningsen aus Rastorf schon die Spielregeln. Bedeutet: Paula de Boer in den Starterlisten so zu platzieren, dass ein Start nie verpasst werden kann; 20 Plätze sind reserviert...