Tangstedt. Nach 16 Veranstaltungen mit 30.000 Starts war dieses Tangstedter Fünf-Tage-Turnier auch Sellhorns letztes. Die Gesundheit geht vor.

Er hat erfolgreich alle seine 16 Sommerturniere mit rund 30.000 Nennungen in Tangstedt organisiert. Internationale Top-Reiter gingen mit ihren besten jungen Pferden auf seiner Reitanlage an der Dorfstraße 43 an den Start. Der Tangstedter Harald Sellhorn hat sich im Kreis Pinneberg und weit darüber hinaus einen Namen als Turnierveranstalter gemacht. Doch jetzt ist überraschend klar: Dieses Sommerturnier war auch sein letztes.

Harald Sellhorn hört auf. Der Entschluss ist ihm nicht leichtgefallen, und wie immer bei solchen wichtigen Entscheidungen kommen gleich mehrere Faktoren zum Tragen.

An erster Stelle die Gesundheit. Harald Sellhorn wachte wenige Tage vor dem Turnier nachts mit Brustschmerzen und Herzrasen auf. Sein Hausarzt wies ihn sofort in eine Klinik ein. Diagnose: Herzrhythmus-Störungen. Die dringende Empfehlung: Stress vermeiden! „Das war ein Warnschuss“, sagt der 61 jährige. „Die haben mich erst einmal wieder auf Null gestellt.“.

Stress hat Sellhorn allemal, und er musste immer wieder etliche Hürden überwinden. Das diesjährige Sommerturnier ist ein exemplarisches Beispiel dafür. Da sind etwa konkurrierende Veranstaltungen schon im vergangenen Jahr, so hatte der Stormarner Erdbeer-König Enno Glantz sein hoch dotiertes Turnier zeitgleich ausgerichtet.

In diesem Jahr war es genauso, doch Sellhorn wich aus und verlegte sein Event. „Diese Umstände hat der Pferdesportverband von Schleswig-Holstein mit Sitz in Bad Segeberg genehmigt, obwohl die Funktionäre wissen, dass beide Veranstalter mit den Ausschreibungen in Konkurrenz stehen“, sagt Sellhorn.

Allein der logistische Aufwand für fünf Turniertage ist immens. „Das kostet viel Geld, Zeit und Nerven“, sagt der Hofbetreiber. 60 Helfer braucht es, um die Veranstaltung durchzuziehen, die Plätze müssen geebnet werden, für den Abreiteplatz ließ Sellhorn eineinhalb Lkw-Ladungen Sand anliefern. „Allein der Transport kostete 750 Euro. Überhaupt die Kosten: Unterm Strich zahle ich drauf“, sagt Sellhorn.

Die Nächte seien mit den Vorbereitungen und in der Turnierphase ohnehin sehr kurz. „Ständig drehen sich meine Gedanken da rum, aber zudem sitzt mir auch die Heuernte noch im Nacken“, sagt Sellhorn, dessen Hof insgesamt mehr als 50 Hektar groß ist – inklusive Weideland.

Wegen Sellhorns Entscheidung müssen internationale Top-Reiter in Sachen Sommerturnier künftig umsatteln. Olympia-Teilnehmer Rolf-Göran Bengtsson, der zweifache Derby-Sieger Nisse Lüneburg aus Hetlingen, Carsten-Otto Nagel aus Wedel, Sören von Rönne aus Neuendeich und die amtierende deutsche Springmeisterin Evi Bengtsson – sie alle waren in Tangstedt bei Harald Sellhorn schon am Start, hatten aber in Unkenntnis der Entwicklung bis auf Lüneburg auf einen Start am Finaltag verzichtet (das Abendblatt berichtete).

Kürzertreten hin, kürzertreten her – Sellhorn hat auch ohne Turniere eine Sieben-Tage-Woche, jeder Arbeitstag dauert mehr als zwölf Stunden. Der Pferde-Hotelier hat 80 Pferde in Pension, die beiden Reithallen sind fast 3000 Quadratmeter groß. Der Sand-Springplatz mit Flutlichtanlage umfasst 3400 Quadratmeter, und eine Galopprennbahn muss auch gepflegt und instandgehalten werden. Seine Söhne helfen zwar mal ab und zu mit, sind beruflich allerdings anders orientiert. Hendrik (27) arbeitet als Schifffahrtskaufmann und Ole (41) als Gartengestalter. Seine Tochter Nina (25) indes, eine studierte Wirtschaftspsychologin, steht ihm derzeit täglich zur Seite. „Das freut besonders, denn Nina ist im Springsport aktiv und ist auch meine Triebfeder.“

Und noch etwas freut ihn. „Mein nächstes Ziel ist, endlich wieder selber auf den Pferden zu sitzen und zu reiten“, sagt Sellhorn. „Ich will mehr für mich und meine Gesundheit machen.“