Pinneberg. Beim Preisgeldmeeting der dritthöchsten deutschen Kategorie sehen insgesamt 2000 Zuschauer am Pinneberger Voßbarg fünf Tage Klassespiele.

Interessante und ungewöhnliche Gäste sind auf der Anlage des Pinneberger Tennis-Clubs immer gern gesehen. Das betrifft in besonderem Maße auch den Stadtwerke-Pinneberg-Cup. Der wurde jetzt zum siebten Male ausgetragen und brachte vor allem diese Erkenntnis: Attraktiveren Tennissport gibt es in der gesamten nordwestlichen Region des Hamburger Umlandes nach wie vor nicht.

So lautet das Fazit der Neuauflage, bei der wie im vergangenen Jahr ein Preisgeld von 10.000 Euro auf dem Spiel stand. Knapp 120 Meldungen bei den Damen, Herren und Herren 30 wurden abgegeben. 2000 Zuschauer an fünf Tagen, davon noch mehr als 200 am Schlusstag, verfolgten das Topereignis. „Tennis soll ein tolles Fest für Pinneberg sein“, meinte Turnierboss Toni Meinhardt, auch Sportwart des Gastgebers PTC. Meinhardt ergänzte: „Viele Spieler und Spielerinnen betonten, dass sie eine derart entspannte Atmosphäre am Voßbarg noch nicht erlebt hätten.“

Apropos ungewöhnliche Gäste: Für Toni Meinhardt und seine Helfer begann der Stadtwerke-Cup mit einiger Aufregung. Da hatte sich am helllichten Tag ein Reh auf den Plätzen verirrt, es fand den Ausgang nicht mehr und verfing sich mehrfach im Maschendraht. Mit viel Zuspruch und Fingerspitzengefühl wurde das Tier in eine Ecke der Anlage gelockt, ehe es schließlich wieder in die Freiheit sprang. Eher ungehalten kann man die Reaktion von Ilya Polonskiy (Uhlenhorster HC) bezeichnen. Der Hamburger zerschlug im Erstrundenmatch gegen den Elmshorner Tomas Charlos (RW Wahlstedt) – der siegte 6:3, 7:5 – seinen Schläger am Zaunpfahl. Toni Meinhardt hob ihn auf und hängte ihn im Clubhaus an die Wand.

Mit Carolin Schmidt präsentierte der PTC einen Gast, der seine Stärken zuletzt in der 2. Bundesliga zeigte. Die 22-Jährige, mit dem TC Rot-Weiss Wahlstedt inzwischen aus der zweithöchsten Klasse abgestiegen, galt als Topfavoritin in der Damen-Konkurrenz. Die 28. der deutschen Rangliste und Nummer eins des Turniers, die in Lübeck wohnt, in Kiel BWL studiert und unter Umständen den Weg auf die Profi-Tour einschlagen möchte, wurde jeden Tag von ihrer Mutter nach Pinneberg gefahren.

Vor allem das Herren-Finalebeeindruckte die Besucher

Die Aussicht auf eine Siegprämie von 2500 Euro (wie bei den Herren) war trotz des hohen Aufwandes verlockend, es klappte jedoch nicht. Im Halbfinale verlor Carolin Schmidt gegen die spätere Turnieriegerin Natalia Siedliska (TC Olympia Lorsch) 3:6, 0:6. Die setzte sich im Endspiel 6:4, 6:1 gegen Lisa Matviyenko (Club an der Alster) durch. Carolin Schmidt verdiente „nur“ 350 Euro.

Bei den Herren erreichte der für den Hamburger Polo Club spielende Pinneberger Nico Matic (24) das Finale. In einem kräfteraubenden Duell gegen den gleichaltrigen Marvin Netuschil (Tennispark Versmold), in dem beide Akteure angesichts der Hitze kräftemäßig bis an den Grenze gehen mussten, unterlag der an Nummer zwei aufgeführte Matic dem topgesetzten Kontrahenten mit 3:6, 4:6. Im März dieses Jahres standen sich beide schon einmal bei einem Meeting in der Türke gegenüber. Damals behielt der Pinneberger nach vier Stunden die Oberhand. Im Halbfinale traf Netuschil zuvor aus den gebürtigen Pinneberger Torben Otto. Der lebt derzeit auf Hawaii und studiert an der dortigen Universität. Otto zog gegen den Turniergewinner in zwei Sätzen den kürzeren (0:6, 3:6).

Bei den Herren 30, bei denen es um 750 Euro ging, gab es einen Erfolg von Sebastian Schlüter (Uhlenhorster HC) – 2:6, 6:4, 6:2 über Robert Jammer-Lühr (HTHC). Zum Feld gehörte auch Jörn Hellfritsch, stellvertretender Vorsitzender des PTC. Die erste Runde überstand er, dann folgte das Aus.

Von den gestarteten Tenniscracks aus dem Kreis konnte sich wie in den Vorjahren auch niemand in den Hauptfeldern nach vorne spielen. Am besten schlugen sich noch die frühere PTC-Spielerin Julia Rados (Großflottbek), die das Finale der Nebenrunde verlor, sowie Lucas Hellfritsch (PTC). Der stand nach seinem Erstrunden-Aus im Hauptfeld anschließend im Endspiel der Nebenrunde und scheiterte dann am „Schläger-Vernichter“ Ilya Polonskiy.

Die Frage, warum die hiesigen Asse bei der Entscheidung in den Hauptwettbewerben des Stadtwerke-Cups nur eine untergeordnete Rolle spielen, beantwortet Toni Meinhardt folgendermaßen: „Der Leistungsanspruch ist doch sehr unterschiedlich. So mancher talentierter Jugendliche wechselt irgendwann zu größeren Verein, schon deshalb, weil er in heimischen Vereinen nicht entsprechende Trainingspartner antrifft.“ Beim PTC wiederum bleibe man dabei, eine solide Jugendarbeit zu betreiben, ohne hochtrabende sportliche Ziele und überzogene finanzielle Unterstützung.