Elmshorn. Neuheit: Bei der Projektwoche des Elmshorner Traditionsvereins mit dem Elsa-Brändström-Gymnasium haben 250 Kinder Spaß.

Stephan Jess ließ den Blick über die Tennisanlage an der Kaltenweide schweifen. Der Gesichtsausdruck des Sport-Geschäftsführers beim Lawn-Tennis-Club (LTC) Elmshorn verriet Zufriedenheit und Genugtuung darüber, dass sich beim Traditionsverein nach Jahren der Stagnation nun wieder etwas tut. Zum ersten Mal führte Jess mit seinem Trainer- und Mitarbeiterstamm eine Projektwoche für den Tennis-Nachwuchs durch, der auf Anfrage und Initiative der Elsa-Brändström-Schule (EBS) mit dem LTC-Vorstand zustande kam. An vier Tagen tummelten sich insgesamt 250 Jungen und Mädchen der EBS, um zum ersten Mal und unter fachgerechter Anleitung von Trainern in den Tennissport hineinzuschnuppern.

Schule und Tennis – dafür scheinen in Elmshorn beste Voraussetzungen gegeben zu sein. „Es ist einfach umwerfend, die Begeisterung der Kinder zu beobachten“, sagte LTC-Pressesprecher Henning Martens, der selbst für die Herren 40 im Verein spielt. Auf Einladung des Clubs wurden Jugendliche aus der fünften- und sechsten Klasse der EBS eingeladen. „Ich glaube, das ist das größte Tennis-Projekt, das es im schleswig-holsteinischen Raum je gegeben hat“, sagte Stephan Jess, seit Jahrzehnten Mitglied in Elmshorn.

Auf einem der zu Kleinfeldern umfunktionierten Plätze (insgesamt acht Freiluftcourts und eine Dreifeld-Halle) trainierte Olga Shaposhnikova Schüler der EBS. Die aktuelle Hallen-Europameisterin im Einzel und Doppel (Damen 50) sowie mehrfache Senioren-Weltmeisterin im Doppel und vielfache deutsche Titelträgerin war angetan vom Treiben auf den Courts. „Es sind vielversprechende Talente dabei, die auch natürlichen Ehrgeiz entwickeln“, sagte die Russin, die Zustimmung von Janine Fichtenmeier bekommt. Die langjährige Vereinstrainerin, die zuvor längere Zeit bei Nachbar SV Lieth tätig war, ist eine von insgesamt sechs Coaches, die die Projektwoche aktiv mit unterstützen.

Das Konzept war in drei Kategorien klar definiert. Zunächst lernten die Schüler Bereiche aus der Theorie des Tennissports. Als zweites ging es um dynamisches Fitnesstraining, letztlich stand noch spezielles Techniktraining auf dem Programm. Es ist bekannt, dass Jugendliche im Alter von elf und zwölf Jahren in dieser technisch anspruchsvollen Sportart aufnahmefähiger als in späteren Jahren sind. Auf dieser Grundlage ging der Veranstalter vor und bereitete seine auf vier Jahre ausgerichtete „Agenda 2020“ vor.

800 Euro an Erlösen fließen in das neue Schulprojekt

Das Projekt erfordert Kosten zwischen 6000 bis 7000 Euro, unter anderem für Trainerentschädigungen und Tennis-Materialkosten. Diesen Betrag übernehmen fast komplett zehn Sponsoren. Dazu gesellen sich Erlöse (Nenngelder) aus dem kürzlich gelaufenen 7. Elmshorner Lawn-Mixed-Cup sowie aus einer Tombola. Zusammen waren es 800 Euro, die nun in das Projekt fließen und der Tennis-Jugend für weitere Aktionen zugutekommen. Um diese einzuleiten, bekamen die Jugendlichen sogenannte Feedbackbögen in die Hand gedrückt, auf denen sie ihre Eindrücke beschreiben. Pressewart Martens: „So sehen wir, wie die Basis für die nächsten Jahre ist und ob eine Weiterentwicklung besteht.“

Lange Zeit haben sich die Verantwortlichen des Traditionsvereins gefragt, warum sich nach der Ära des prominentesten Vereinsmitglieds, des ehemaligen Wimbledonsiegers Michael Stich, in der Folgezeit kein neuer Aufwärtstrend entwickelte. Rund 410 Mitglieder, davon 100 Jugendliche, spielen beim LTC heute Tennis. Jeweils zehn Erwachsenen- und Jugendmannschaften nehmen an den Punktspielen teil. Ein wirkliches Spitzenteam gibt es, außer vielleicht den Herren 65, derzeit jedoch nicht.

„Trotzdem stemmen wir uns gegen den Trend, Tennis würde angeblich immer weiter stagnieren“, betont Stephan Jess. Im Gegensatz zu vielen anderen Clubs im Land, in denen das Interesse kontinuierlich nachlässt, sei von einem Mitgliederschwund an der Kaltenweide nichts zu spüren. In dieses Bild passt der allgemeine Wunsch der LTC-Tennisfreunde nach einem Vereinsleben im stilvollen Umfeld, so wie es im Reetdachgebäude des Clubhauses mit Sommerterrasse möglich ist.

Aktivitäten über das rein sportliche Geschehen hinaus sind also gefragt. Dazu gehört beispielsweise im Juli das beliebte „Retro-Turnier“. Dann treten einige Mitglieder wie vor genau 120 Jahren, als der LTC ins Leben gerufen wurde, im Tennisdress dieser Gründerzeit mit antiken Holzschlägern auf den Platz. Dabei lassen sich die Elmshorner nicht davon beeinflussen, dass Michael Stich kürzlich bei der Mitgliederversammlung sagte, Tennis müsse moderner werden.