Barmstedt. 180 Teilnehmer aus ganz Deutschland treffen sich beim 17. Barmstedt-Cup. Nach fünfjähriger Unterbrechung läuft das Event nun wieder regelmäßig.
Es fehlten nur wenige Zentimeter, und Sabine Fetsch wäre mit der Hallendecke in Berührung gekommen. Exakt 8,50 Meter beträgt die Entfernung vom Hallenboden bis unmittelbar unter die Dachbegrenzung. Das kann gefährlich werden, weiß auch die 16 Jahre alte Trampolinturnerin vom Bodensee, aber letztlich vermied sie jegliche Kollision gekonnt.
Die Aktiven werden in jeweils zehn Pflicht- und Kürdurchgängen bewertet
Sie und einige ihrer mitgereisten Vereinskameraden vom TV Weingarten hatten die weiteste Anfahrt aller Teilnehmer zum 17. Barmstedt-Cup hinter sich. Dem Event wollten aber nicht nur die süddeutschen Gäste aktiv beiwohnen. Die Traditionsveranstaltung des BMTV, bei der atemberaubende Drehungen, Schrauben vorwärts und rückwärts, hohe Sprünge und gewagte Salti zum rasanten Schauspiel werden, gehört zu den beliebtesten ihrer Art in ganz Deutschland für die Jugend.
180 Nachwuchsaktive kletterten in der größten von vier neuen Hallen an der Schulstraße aufs Sprungtuch, um sich in neun Altersklassen, darunter ein Wettkampf als Qualifikation für die deutschen Meisterschaft, zu messen. Dazu gehörten jeweils zehn Pflicht- und Kür-Durchgänge, bei denen Sprungkraft und Ausdrucksstärke zu beweisen war. Die acht Kampfrichter bewerteten Haltung, Schwierigkeitsgrade und berücksichtigten nicht zuletzt die jeweilige Sprunghöhe, die technische Fertigkeiten besonders schwer erscheinen lassen. Diejenigen, die das Risiko scheuen, wirbelten in tieferen Höhen durch die Luft.
Einer der Kampfrichter beim Barmstedt-Cup war Florian Lienau. Zusammen mit BMTV-Trainer Rasmus Epha organisierte er zum dritten Mal das Turnier. Im Hintergrund wirkte Abteilungsleiterin Elke Starr und ihr Mann Wolfgang, der Vereinsvorsitzende. Elke Starr hatte vor sieben Jahren das Ende der Veranstaltung verkünden müssen, nachdem sich die Barmstedter Trampolinspringer nicht mehr in der Lage gesehen hatten, die Wettkämpfe nach modernen Gesichtspunkten in der alten Halle am Heederbrook durchzuführen. Heute leuchtet in der Halle Schulstraße alles hell und in freundlichen Farbtönen. Auch die vielen Helfer waren zufrieden: Eine Tombola mit etwa 1000 Losen, ermöglicht durch regionale Sponsoren, das hat schon was.
Blick noch mal zurück ins Jahr 2008. Als Elke Starr den sportlichen Gästen schweren Herzens das Ende des Barmstedt-Cups mitteilte, folgte ein Sturm des Bedauerns, ja fast Verbitterung darüber, dass Trampolinwettbewerbe nicht mehr stattfanden. 2014 entschlossen sich Florian Lienau und Rasmus Epha wie gesagt, das Turnier neu aufleben zu lassen.
Ein Trampolin-Großgerät kostet heute zwischen 5000 und 7000 Euro
Im Kreis Pinneberg gibt es zurzeit nur drei Vereine, in denen Trampolinturnen angeboten wird. Außer beim BMTV geschieht das noch beim Nachbarn VfL Pinneberg – bezüglich der Resonanz mit eher rückläufiger Tendenz – sowie der TuS Hemdingen. In Barmstedt gehören heute 60 Mitglieder der Trampolinsparte an, 20 davon sind aktiv im Einsatz. Bundesweit sind zwischen 2500 und 3000 Turner regelmäßig im Leistungsbereich tätig. Und die Zahl ist in den vergangenen zehn Jahren in etwa stabil geblieben.
Vereine, die sich finanziell keine großen Sprünge erlauben können, tun sich schwer bei der Erweiterung ihrer Aktivitäten. Ein Großgerät – geturnt wird zudem auf dem Doppelminitrampolin mit einem Sprungbrett beim Anlauf – ist teuer und kostet etwa 5000 bis 7000 Euro. Ob sich die Investitionen lohnen, bleibt offen. Zur internationalen Elite bringen es in Deutschland nur die Wenigsten. Trampolin ist seit 2000 olympisch. Wer für Deutschland in Rio aufs Gerät steigen wird, ist derzeit übrigens ungeklärt. Das Zeug dazu hätten allenfalls Turner aus den Leistungsmetropolen in Salzgitter und Cottbus.