Springreiterin Janne-Friederike Meyer überrascht starke Konkurrenz bei den VR Classics in Neumünster. Platz drei mit Goja im Großen Preis

Schenefeld/Neumünster. Janne-Friederike Meyer ist eine Frau, die nicht so schnell aufgibt. So mancher Reitsportler sah sie schon aus den Steigbügeln des Erfolges steigen. Doch beim internationalen Reitturnier VR Classics hat sie der Reitsportszene und Publikum in der ausverkauften Holstenhalle von Neumünster gezeigt, dass sie sich von Phasen, in denen es nicht so läuft, nicht entmutigen lässt und wieder einer höheren Leistungskategorie näherkommen möchte.

„Meine noch relativ jungen Pferde sind tadellos in Schuss“, sagt die Schenefelderin. „Mein Zukunftspferd Goja war mit neun Jahren eines der Jüngsten im Teilnehmerfeld der internationalen Weltranglisten-Springprüfung. Meine noch jüngeren Pferde Chloé und Codex haben sich ebenfalls weit vorne präsentiert“, so Janne Meyer. In jüngster Zeit musste sie viele Rückschläge einstecken, einige Experten und Kollegen sahen sie auf dem absteigenden Ast. „Froh und stolz fahre ich nun mit meinen Pferden zurück in den Stall“, sagt die international erfolgreiche Springreiterin. Kann sie auch, bei sechs neuen Auszeichnungen in der Satteltasche, allen voran dem dritten Platz im Weltcupspringen mit Goja.

Für das anspruchsvolle Programm mit Weltranglistenspringen und Weltcup-Entscheidungen in der Dressur hatten sich prominente Aktive aus 25 Nationen angekündigt, die auf starke Springreiter aus Schleswig-Holstein trafen. Für Weltcupsieger, Olympiareiter und Mannschafts-Weltmeister ist das traditionsreiche Event in Neumünster eine der wichtigsten Veranstaltungen im Reitsport mit 700 Reitern und 1000 Pferden. Die Derbysieger Carsten-Otto Nagel (Norderstedt/Wedel) und Nisse Lüneburg (Hetlingen) trafen u.a. auf den mehrfachen Olympiateilnehmer Jeroen Dubbeldam (Niederlande). Der englische Spitzenreiter William Whitaker konkurrierte mit Rolf-Göran Bengstsson, der den Holsteiner Verbandshengst Clarimo gesattelt hatte und an Whitaker vorbeizog.

Janne-Friederike Meyer hat mittlerweile mehr als zehn Pferde für den großen nationalen und internationalen Sport aufgebaut – ein mühsamer und langer Weg. „Da braucht man Geduld. Einige dachten, sie sehen mich nicht mehr im Sport. Fehlanzeige“, betont die 34-Jährige. Ihr Ziel ist es, an dem Punkt wieder anzuknüpfen, wo sie mit ihrem Spitzenpferd Lambrasco aufhörte.

Die Turniertage in Neumünster, an denen 37.000 Ticket verkauft worden sind, waren für Janne, wie sie in der Reiterszene genannt wir, mit der Ausschreibung und den Qualifizierungen für fünf ihrer Pferde optimal. „Diesen Ort kannte ich schon als Ponyreiterin. Schon damals konnte ich mich über langsame Reiter aufregen“, sagt Janne und lacht. Um an die höheren Preisgelder zu gelangen, waren zwei Qualifikationen mit Geschick zu absolvieren. „Mein letztes Jahr war schwer, allmählich zahlt sich die harte Arbeit aus.“ Und wie sie sich auszahlt: Die 34-Jährige belegte Platz drei in der Finalrunde der Weltranglisten-Springprüfung. Weiterer Lohn der Mühen: 6000 Euro und – unbezahlbar – neuen Respekt und Wertschätzung in der Reiterszene.

Janne Meyer nach der Siegerehrung in dem von Frank Rothenberger aufgebauten Parcours: „Neben den Weltreitern und Sieger Jeroen Dubbeldam und Christian Ahlmann auf einem Niveau zu reiten, ist ein tolles Gefühl.“ Der Doppelweltmeister der Springreiter, Jeroen Dubbeldam aus den Niederlanden, gewann mit seinem Weltmeisterschaftspferd Zenith den mit 10.000 Euro dotierten Großen Preis der Volksbanken und Raiffeisenbanken. Zweiter wurde Christian Ahlmann, Springreiter unter den Top 20 der Welt, mit Codex One und 8000 Euro Preisgeld vor Norddeutschlands Top-Amazone Janne-Friederike Meyer mit Goja. Meyer landete auch im Youngster-Finale mit der acht Jahre alten Chloé und Codex auf vorderen Plätzen. Die 34-Jährige beschreibt den Charakter ihrer Pferde: „Goja ist ein großes Pferd mit viel Potential, allerdings hat er vor fremden Menschen Angst und möchte am liebsten auf den Arm. Chloè ist noch etwas wild im Parcours, die Erfahrung fehlt einfach bei dem jungen und sehr temperamentvollen Pferd.“

Substanz und Routine gehört mit zur Ausbildung für werdende Pferde der Weltelite. Zum Auftakt der grünen Saison reisen viele Reiter aus dem Kreis nach der nächsten Herausforderung bei den Löwen Classics vom 19. bis 22. März in Braunschweig mit ihren Vierbeinern für drei Wochen nach Italien oder Spanien. Janne Meyer hat sich für eine Turnierreihe bei Valencia (Spanien) entschieden, damit ihre Pferde im Trainingsparcours und Prüfungen für die hiesige Saison optimal vorbereitet sind. „In Nationenpreisen und bei einem Teil der Global Championstour mitzureiten, ist für mich ein Traum.“ Und dieser Traum kann wahr werden. Denn Janne Meyer nimmt die überwundene Schwächephase als zusätzlichen Ansporn: „Ich will noch viel erreichen.“

Die Geschwister Jule und Nisse Lüneburg, Rolf-Göran Bengtsson und Lars Bak Andersen kämpften außer 22 weiteren Reitern für den Kreis, riskierten auch viel. Nisse Lüneburg spürte, dass seine Stute Holstein Piana Joenna im Finale nicht perfekt in Form war und gab nach drei Abwürfen auf, um die Stute zu schonen. Rolf-Göran Bengtsson war zwischen 53 Startern mit der Stute Oak flüssig im Rhythmus, allerdings war Janne Meyer in der Youngster-Prüfung sechs Sekunden flotter mit Casting im Parcours unterwegs.

Ergebnisse: www.vr-classics.de