Nachwuchs des Großvereins aus der Rosenstadt sucht noch Mitstreiter, um sportlich voranzukommen. Supertalent Hendrik Wollbaum steht vor dem Sprung in die Landesauswahl.
Uetersen. Wenn Hendrik durchzieht, bleibt kein Auge trocken. Kraftvoll peitscht der 13-Jährige durch das Wasser, sodass es nach allen Seiten spritzt und sich mancher Gegenspieler schon dadurch abschrecken lässt, sich in den Weg zu stellen. Hendrik Wollbaum treibt dabei einen Ball vor sich her. Sein Ziel: das nächste Tor.
Doch an diesem Nachmittag muss sich niemand vor Hendrik fürchten und Angst vor einem Torwurf haben. Denn hier, in der Jürgen-Frenzel-Schwimmhalle in Uetersen, wird nur trainiert. Jeder Fehler wird verziehen und von Trainer Heino Wollbaum, 54, nach Möglichkeit korrigiert.
Vor etwa 150 Jahren soll sich Wasserball entwickelt haben. England gilt als Geburtsstätte. Damals ging es darum, reine Schwimmveranstaltungen attraktiver zu gestalten. Ein Komitee des London Swimming Clubs übernahm die Aufgabe, die Regeln des Fußballspiels aufs Wasser zu übertragen. Auch der leidenschaftliche Schwimmer Heino Wollbaum ließ sich vor 38 Jahren von der alten Idee des „Water Polo“ anstecken. Der damalige Schwimmmeister Hans Keck fragte ihn und einige Jungs, ob sie nicht Lust zum Wasserballspielen hätten. Heino Wollbaum bejahte, denn so konnte er seine Liebe zum Wasser bei einem Mannschaftssport betreiben. Heute ist noch Lutz Schölermann aus der alten Garde dabei. Bademeister Keck, der die Wasserballsparte im TSV Uetersen 1970/71 gegründet hatte, genießt den Ruhestand.
Heino Wollbaum ist dagegen noch immer Woche für Woche im Hallenbad. Jeden Sonnabend von 13 bis 15 Uhr trainiert er die Jugendlichen im Alter von acht bis 19 Jahren. Ein ganzes Team lässt sich aufgrund der großen Altersspanne daraus nicht bilden. Aber die Jungs helfen gern bei befreundeten Mannschaften aus.
Normalerweise gehören 13 bis 15 Spieler zu einem Team, dabei einer als Torwart, sechs als Angreifer und Verteidiger im Becken. Die Spieler müssen häufig ausgewechselt werden, da der Sport kraftraubend ist. Deshalb werden auch vier Spielzeiten angepfiffen zu jeweils nur acht Minuten, die allerdings effektiv gespielt werden. Das heißt, bei Unterbrechungen wird die Zeit gestoppt.
„Wer Wasserball spielen will, muss gute Ausdauer haben und gut schwimmen können“, sagt Trainer Wollbaum. Wer sich nur über Wasser halten kann, hat keine Chance, sich auch noch mit einem Ball zu beschäftigen. Der acht Jahre alte Leon ist der Jüngste im Bunde und schon gut dabei. „Ich tauche gern“, sagt der Knabe und grinst, selbst wenn ihm die Großen den Ball mal per Lupfer locker über den Kopf platzieren.
Der Schwimmstil kann völlig frei gewählt werden. Im Kampf um den Ball wird hauptsächlich im Kraulstil geschwommen, Brustschwimmen ist bei ruhigen Spielsituationen angesagt. Im Rückenstil schiebt sich der Spieler frei, damit er hinter seinem Gegenspieler gut angespielt werden kann.
Mit dem Ball geht es im Kraul meist erhobenen Hauptes durchs Wasser, so kann der Spieler frei atmen. Er schiebt den Ball mit angewinkeltem Arm voran. Hendrik Wollbaum, der als größtes Talent in der Gruppe gilt und vom Landesauswahltrainer genau beobachtet wird und vor dem Sprung in den Landeskader steht, beherrscht diese Aktionen wie Lukas, 18, und Leon, 13, ganz ausgezeichnet.
Hendrik beherrscht den kräftigen Wurf aufs Tor, in dem sich der Torhüter im kräftezehrenden Wassertreten möglichst weit aus den Wellen hervorhebt. Gute Torhüter schnellen mithilfe einer Grätsche aus dem Wasser. Da müssen Leon, Lukas, Malte und Co. einfach den richtigen Augenblick abwarten, in dem der Torhüter wieder ins Wasser absinkt. Das wird im Training geübt.
„Ich spiele Wasserball, weil es mir Spaß macht“, sagt Hendrik. Der auf den Tag genau gleichaltrige Leon empfindet die gleiche Freude. Für Lukas, 18, ist der Sport „ein guter Ausgleich zum Alltag“. Er, der aus der schwimmstarken Familie Winkler stammt, freut sich über den guten Zusammenhalt im Team und den netten Trainer. Dann lächelt er, springt ins Wasser, schnappt sich den Ball und knallt ihm seinem Übungsleiter, der sich als Torwart betätigt, unter die Latte.
Wer den Sport mal testen will, ist bei den Wasserballern an jedem Übungsnachmittag willkommener Gast. Einen guten Eindruck kann sich jeder auch beim traditionellen Herbstturnier der Wasserballer verschaffen, das am Sonntag, 23. November, in der Jürgen-Frenzel-Schwimmhalle veranstaltet wird. Fünf Teams treten gegeneinander an. Das Turnier beginnt um 10 Uhr. Die nächste Chance, um in einer großen Gruppe Wasserball auszuprobieren, ist beim Familientag am Sonntag, 7. Dezember, von 15 bis 18 Uhr an gleicher Stelle. Dann müssen aber auch Vater oder Mutter mit ins Wasser.
Kontakt: Heino Wollbaum (Telefon 04103/15160).