Orkan „Xaver“ hat Auswirkungen auf Spielbetrieb. Rugenbergens Stürmer will SV HR im Derby durcheinanderwirbeln

Bönningstedt. Pech gehabt. Im Jahr 2014 tragen die Sturmtiefs wieder weibliche Vornamen. Ansonsten hätten sich die Oberliga-Fußballer des SV Rugenbergen vielleicht einen Spaß daraus gemacht, eine 199 Euro teure Wetter-Patenschaft beim Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin, das die in Mitteleuropa auftretenden Hoch- und Tiefdruckgebiete mit Vornamen versieht, einzureichen. Der Vorschlag hätte gelautet, den nächsten Orkan „Pascal“ zu nennen.

Pascal Haase, der erst 19 Jahre alte Stürmer des Überraschungssechsten der höchsten Hamburger Spielklasse, fegt jedenfalls über die Fußballplätze hinweg wie aktuell „Xaver“ über Norddeutschland. „Kaum einer veranstaltet mehr Wirbel“, lobt Trainer Ralf Palapies den Torjäger, der in seinem Laufstil sowie in seinen Bewegungsabläufen stark an Nationalspieler Miroslav Klose erinnert und es nach 15 Pflichtspieltreffern in seinem ersten Herrenjahr in 18 Partien der Spielzeit 2013/2014 schon ein Dutzend Mal krachen ließ. „Doch er ist nicht nur sportlich, sondern auch charakterlich wertvoll fürs Team“, sagt der Trainer. Das zeigte sich am vergangenen Sonnabend, als Haase um acht Uhr morgens eine Prüfung zum Ausbilder in seinem Beruf als Glas- und Gebäudereiniger in Hannover ablegte, sich um 11. 15 Uhr wieder ins Auto setzte, kurz nach 13 Uhr in Meiendorf eintraf und dann wie selbstverständlich akzeptierte, gegen den MSV nur zweite Wahl zu sein. Später eingewechselt, schoss er noch zwei Treffer, und als er gebeten wurde, der zweiten Mannschaft einen Tag später im Bezirksliga-Punktspiel auswärts gegen die SV Lieth zu helfen, war er ebenfalls zur Stelle und beim 5:3 als vierfacher Torschütze der entscheidende Mann.

Dass Haase nach drei Jahren bei Eintracht Norderstedt und einer Saison bei Blau-Weiß 96 zum SV Rugenbergen, wo er das Kicken lernte, zurückkehren würde, hatte sich abgezeichnet. Schließlich wohnt er in Bönningstedt, wo Vater Hans-Peter sein Unternehmen in der Glas- und Gebäudereinigung mit 16 Angestellten führt und den Sohn über kurz oder lang als Juniorchef einplant. Zudem stimmte das „Gesamtpaket“, das ihm der damalige SVR-Offizielle Frank Ockens 2012 unterbreitete. Was ist denn nun dran, dass Ockens als neuer Manager des SV Eichede den viel beachteten und beobachteten Stürmer in die Regionalliga Nord lotsen will? „Es gibt Interesse höherklassiger Clubs“, räumt Pascal Haase ein. „Doch damit beschäftige ich mich erst, wenn ich im April meine Meisterprüfung abgelegt habe. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt möchte ich mich noch nicht entscheiden.“ Der junge Mann steht vor der Frage, ob sich in Zukunft alles um den Beruf und den Fußball drehen soll oder ob er sich auch einmal ein bisschen Privatleben gönnt. Sein schriftlicher Vertrag endet am 30. Juni 2014. Die Bönningstedter werden in der Winterpause alles versuchen, ihm eine Zukunft beim SVR schmackhaft zu machen und ihn weiterhin an sich zu binden.

Die Mannschaft der SV Halstenbek-Rellingen kann ein Lied von Pascal Haases Gefährlichkeit singen. Beim denkwürdigen 1:7 am zweiten Spieltag auf dem Jacob-Thode-Platz gegen den SVR hatte der hinter Kristof Kurczynski (SV Curslack-Neuengamme) zweitbeste Torschütze der Staffel das 1:2 und 1:4 erzielt. „Na und? Von den anschließenden 15 Partien hatten wir keine mehr verloren“, sagt der Halstenbeker Trainer Thomas Bliemeister in der Zwischenzeit. Vom Rückspiel erwartet er ein ganz anderes Resultat, auch wenn die Erfolgsserie am ersten Rückrundenspieltag gegen Tabellenführer TuS Dassendorf endete (1:3).

Im Vergleich zu diesen 90 Minuten stehen die Verteidiger Jan Rottstedt und Robert Hermanowicz wieder zur Verfügung – bereit, Haases Sturmdrang im Keim zu ersticken, so, wie sich „Xaver“ bis zum Anpfiff wieder verzogen haben wird. Die Frage ist, welchen Flurschaden der Orkan hinterlässt. Ralf Palapies sieht im Geiste schon herumliegende Äste und Zweige auf dem Rasen, möglicherweise vermengt mit Schnee. Das wäre dann gleichbedeutend mit einem Spielausfall, wie auch der VfL Pinneberg befürchtet, witterungsbedingt gegen den SC Vier- und Marschlande nicht antreten zu dürfen. Das Gartenamt sperrte die städtischen Sportplätze zunächst bis einschließlich Freitag. Dabei haben die Halstenbeker, die Pinneberger und auch die Spieler des FC Elmshorn, die sich nach fünf sieglosen Auftritten ausgerechnet beim ungeschlagenen TuS Dassendorf Selbstvertrauen verschaffen wollen, den dringenden Wunsch, im Rhythmus zu bleiben. Am darauf folgenden Wochenende warten auf sie harte Prüfungen im Achtelfinale des Oddset-Pokals.

Punktspielansetzungen, Oberliga: VfL Pinneberg – SC Vier- und Marschlande, Sbd. 14 Uhr; TuS Dassendorf – FC Elmshorn, Sbd., 13.30 Uhr; SV Rugenbergen – SV Halstenbek-Rellingen, So. 11 Uhr; Landesliga: Wedeler TSV – TuRa Harksheide, So. 11.30 Uhr.