Oberligaklub SV Halstenbek-Rellingen gibt Coup nach 4:1 über Rugenbergen im Pokal bekannt. Ex-Bundesligatorhüter bleibt bis Jahresende.
Halstenbek. Die Hamburger Fußball-Oberliga ist um eine Attraktion reicher. Dafür hat wieder einmal Detlef Kebbe, der Manager der SV Halstenbek-Rellingen gesorgt. Die Spieler beider Teams waren nach dem Erfolg der SV HR im Oddset-Pokal beim SV Rugenbergen (4:1/3:1) schon unter den Duschen verschwunden, als der tatkräftige Tangstedter mit folgender Neuigkeit herausrückte: "Es ist uns gelungen, Claus Reitmaier zu verpflichten. Das ist doch eine schöne Geschichte, oder?"
Wieder einmal kamen Kebbes gute Kontakte zum HSV zum Tragen. Als Funktionär des VfL Pinneberg hatte er bereits die früheren Bundesliga-Profis Peter Hidien und Bernd Wehmeyer in die Niederungen des Amateur-Fußballs gelotst. Unvergessen ist der einmalige Einsatz des sechsfachen Nationalspielers Uli Stein im April 2000 zwischen den Pfosten des VfL, der den Eichholzer SV 3:1 besiegte. Mit dem 47 Jahre alten Reitmaier ist es nun erneut ein ehemaliger Profi-Torwart, der Kebbe ein Stück seines Weges begleitet. Der gebürtige Würzburger absolvierte 335 Erstligaspiele für den VfL Wolfsburg, den Karlsruher SC, die Stuttgarter Kickers, den 1. FC Kaiserslautern und Borussia Mönchengladbach. Mit 42 hatte er noch beim norwegischen Erstligisten Lilleström SK eingehütet, um zum besten Torhüter der Liga gewählt zu werden. Vom 16. Februar 2007 bis zum Sommer 2010 war er Torwart-Trainer des Bundesliga-Dinos HSV, wo er durch Ronny Teuber ersetzt wurde, als sein Vertrag auslief.
Die Idee, Verbindung mit Reitmaier aufzunehmen, entstand aus der Not heraus. HR-Stammtorwart Thomas Brandt verletzte sich so erheblich, dass mit ihm in diesem Kalenderjahr nicht mehr zu rechnen ist. Sich nur auf den 19 Jahre alten Maximilian Rohrbach verlassen und eventuell Co-Trainer Andreas Hermeling im Tor einsetzen zu müssen, erschien allen zu gewagt. Andererseits dürfen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur Spieler ohne Vereinszugehörigkeit nachverpflichtet werden. "So gesehen ist die zunächst bis zum Jahresende befristete Lösung mit Claus Reitmaier perfekt", sagt Detlef Kebbe, der dem namhaften Neuzugang zudem die Stelle des Torwarttrainers anbot. Ob und wie häufig er zum Einsatz kommt, wird nun von Rohrbachs Leistungen abhängen. Fast sicher ist, dass Claus Reitmaier bereits im Heimspiel am Sonntag um 14 Uhr gegen Eintracht Norderstedt dem Kader der Halstenbeker angehört. Kebbe: "Unser Freigabe-Antrag ist auf einem guten Weg, wie ich höre."
Jürgen Stars, der bisherige Torwart-Trainer, hat die Halstenbeker Sorgen nachempfunden und sich zunächst zurückgezogen. Privatunterricht nimmt Maximilian Rohrbach zusätzlich beim ehemaligen Torhüter des FC St. Pauli, Klaus Thomforde, ohne in Bönningstedt irgendeinen Beweis antreten zu dürfen, was in ihm steckt. "In einem Derby hätte ich von uns ein bisschen mehr Widerstand erwartet", murrte Frank Ockens, der Co-Trainer des unterlegenen SV Rugenbergen. Dann aber haperte es in Abwesenheit von Matthias Chmielewski, Anton Freundt, Christian Dirksen (alle verletzt) und Sascha Kremer (im Pokal nicht spielberechtigt) an jeglicher Durchschlagskraft. Rohrbach war schon froh, dass er sich wenigstens bei einem harmlosen Flachschuss von Dennis Schmidt auf Tauchstation begeben durfte. Beim 1:1 von Jan Mehlich - abgefälschter Weitschuss (26. Minute) - hatte er keine Abwehrmöglichkeit. So war es nach Toren von Danijel Suntic (neunte), Sascha Richert (29.), Hendrik Boesten (32.) und Philip Erdmann (87.) ein total ungefährdeter Erfolg der Halstenbeker, die das Resultat als positives Omen werteten. Im Wettbewerb 2009/2010 hatten sie den SV Rugenbergen schon einmal ausgeschaltet, um später in das Finale gegen den SC Victoria (0:1) einzuziehen.
Durchgesetzt hat sich auch Staffelrivale VfL Pinneberg , der beim 3:2 (2:1) mit dem Bezirksliga-Team des BSV Buxtehude auf ungewohntem Kunstrasen allerdings seine liebe Not und Mühe hatte. Nach einer vergebenen Großchance der Gastgeber in der zweiten Minute der Nachspielzeit sagte VfL-Coach Michael Fischer das, was auch die mehrfach nur mühsam siegreichen Bundesliga-Trainer in der zweiten Runde des DFB-Pokals äußerten: "Hauptsache, eine Runde weiter."
Tugay Hayran, der nach berufsbedingter Pause allmählich wieder Fuß fasst (1:1/14.), Thorben Reibe (2:1/34.) und Jan Eggers (3:2/72.) waren die Torschützen der Pinneberger, die von Kevin Genske (0:1/6.) und Dogan Ögüzbogan (2:2/65.) einen gehörigen Schrecken eingejagt bekamen.