Drachenboote: Auf der Binnenalster fing es vor 16 Jahren an, jetzt wird daraus ein Boom. Rennen von 13 Meter langen Paddelbooten aus Asien - die neue Sportbewegung. Claus Rumohr (Rellingen) und Jörg Beyer (Pinneberg) organisieren sie mit.
Rellingen. Es war beim Alstervergnügen vor 16 Jahren, da ließen plötzlich mächtige, dumpfe Trommelschläge die Besucher verwundert aufhorchen. Und dann glitten zwei seltsame Drachenköpfe über das Wasser der Alster, und dann schoben sich die mächtigen Boote in den Blickpunkt der Menschen am Ufer. Die beiden ersten Drachenboote auf der Alster, 1989 war das eine Sensation. Die beiden mächtigen Holzboote waren in Thailand gekauft worden, und man kann sie noch heute auf der Alster für Privat- und Firmenfahrten mieten.
Inzwischen aber hat dieser exotische Export für einen Sportboom auf Hamburger Gewässern, aber längst auch in ganz Deutschland gesorgt. Zwei Männer, der 68jährige Jörg Beyer aus Pinneberg und der 64jährige Claus Rumohr aus Rellingen, hatten in den vergangenen Jahren entscheidenden Anteil daran. Als jetzt auf der Binnenalster mit einem kleinen Volksfest Drachenbootrennen ausgetragen wurden, waren allein 21 Jugend- und 80 Erwachsenen-Mannschaften am Start. Und in einem der erfolgreichsten Boote hatte Claus Rumohr das Ruder fest in der Hand.
"Seit 60 Jahren bin ich jetzt Kanusportler", erzählt der Rellinger. "In jungen Jahren bin ich für die Wassersport-Abteilung der SV Polizei Canadier-Rennen gefahren. Danach war ich mit dem Kanupolo-Team des Vereins auch schon Deutscher Meister. Vor sechs Jahren bin ich dann als Steuermann ins Drachenboot umgestiegen." Und auch hier ist Claus Rumohr in der Fun-Klasse bereits zweimal Deutscher Meister mit der SV Polizei geworden.
Allein die Wassersport-Abteilung der SV Polizei besitzt inzwischen sechs der mächtigen Drachenboote und dazu einen Zehner für den Nachwuchs. Mit rund 240 Aktiven stellt sie heute die weitaus größte Sparte dieser neuen Sportbewegung in Hamburg.
Die Paddelboote aus Asien sind 13 Meter lang und haben vorne den hohen Drachenkopf und hinten einen Schwanz. Auf jeder Seite sitzen zehn Sportler. Vorne im Boot steht der Mann, der mit mächtigen Trommelschlägen den Schlagrhythmus für die Mannschaft angibt.
Für Jogger und Spaziergänger, die an diesen Sommerabenden um die Außenalster wandern, gehören diese dumpfen Trommelschläge längst zur gewohnten Kulisse. "Da es aber inzwischen so viele Drachenboote in Hamburg gibt", berichtet Jörg Beyer, inzwischen Chef der Drachenboot-Sparte bei der SV Polizei, "darf auf den Seitenkanälen nicht mehr getrommelt werden. Das hat die Stadt wegen Lärmbelästigung untersagt. Wir helfen uns dann, indem der Trommler den Schlagrhythmus mit der flachen Hand auf die Seitenwand schlägt."
Es sind vor allem ehemalige Kanuten, die inzwischen in die mächtigen Mannschaftsboote umgestiegen sind. "Mit 20 Paddlern, einem Steuermann und einem Trommler in einem Boot zu hocken und dann im Wettkampf alles aus dem Team herauszuholen, ist ein großartiges Erlebnis", erzählt der Drachenboot-Chef Jörg Beyer. "Es ist gerade dieses Gemeinschaftserlebnis, das so viele von uns wieder zurück zum Sport holt."
Dieses Erlebnis, daß alle im gleichen Boot sitzen, nutzen inzwischen auch immer häufiger Firmen und auch private Freundeskreise. Sie mieten die Boote an und stechen nach dem Klang der Trommel gemeinsam die Paddel ins Wasser.
Die Sportler wiederum haben schon längst nationale und internationale Meisterschaften im Drachenbootrennen organisiert. So stand Jörg Beyer immerhin sieben Jahre lang als Steuermann im deutschen Spitzenboot aus Mannheim, das sich "Kurpfalz-Drachen" nennt. "In diesem Boot habe ich im Jahre 1996 im kanadischen Vancouver an den Weltmeisterschaften teilgenommen."
Zur Zeit bereiten sich die starken Paddel-Teams, die immerhin fast zwei Tonnen Gewicht (also Boot plus Besatzung) auf Geschwindigkeiten von 15 Stundenkilometern bringen müssen, auf die deutschen Meisterschaften vor - ein Höhepunkt des Jahres. Diese Titelkämpfe werden am 3. und 4. September in Gatow auf der Elbe ausgetragen.