Kreis Pinneberg. Stefan Mohr übernimmt die Leitung der Pinneberger Kreisfeuerwehr. Vor diesen Herausforderungen steht der 60-Jährige.

Die Kreisfeuerwehr mit ihren 50 Freiwilligen Wehren und 2811 aktiven Feuerwehrleuten hat eine neue Leitung. Der Erste Hauptbrandmeister Stefan Mohr aus Elmshorn ist jetzt vom Pinneberger Kreistag einmütig als neuer Kreiswehrführer für sechs Jahre offiziell ins Amt bestellt worden.

Der 60-Jährige, der beruflich eine Versicherungsagentur führt, war zuvor bereits neun Jahre lang stellvertretender Kreiswehrführer. Diese Aufgabe hat jetzt Christian Grundorf (44) aus Haseldorf übernommen.

Stefan Mohr bei seiner Ernennung und Vereidigung zum Kreiswehrführer durch Landrätin Elfi Heesch vor dem Kreistag. Rechts der neue stellvertretende Kreiswehrführer, Christian Grundorf aus Haseldorf.
Stefan Mohr bei seiner Ernennung und Vereidigung zum Kreiswehrführer durch Landrätin Elfi Heesch vor dem Kreistag. Rechts der neue stellvertretende Kreiswehrführer, Christian Grundorf aus Haseldorf. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Zugleich wurde der bisherige Kreiswehrführer Frank Homrich aus Wedel von Landrätin Elfie Heesch zum Ehrenkreiswehrführer ernannt. Ein Ehrentitel, der auch schon seinem Amtsvorgänger Bernd Affeldt nach dessen Ausscheiden 2015 verliehen wurde.

Erste Amtshandlung war die Gründung einer Jugendwehr in Elmshorn

„Ich freue mich sehr auf diese neue Aufgabe“, sagt Mohr, der bis 2019 auch schon 18 Jahre lang die Elmshorner Wehr angeführt hatte. Damals lag ihm die Verjüngung der Wehr und die Nachwuchsförderung besonders am Herzen, erinnert er sich gerne an die Anfangszeit. Es fehlten in Elmshorn junge Leute, die sich dem Brandschutz in ihrer Stadt verpflichten wollten. Die damaligen Werbungsversuche und Ansprachen halfen nichts. „Wenn es so weitergeht, sind wir in zehn Jahren weg“, warnte er die älteren Kollegen in der Wehr.

Somit sei eine seiner ersten Amtshandlungen gewesen, in Elmshorn die Jugendfeuerwehr ins Leben zu rufen, die es dort noch nicht gab. Es war dann die 22. Jugendfeuerwehr im Kreis Pinneberg, die sich am 22. Februar 2022 etablierte, schmunzelt Mohr über dieses dreifache Schnapszahldatum. „Das war mein Baby.“

37 Wehren im Kreis Pinneberg haben jetzt eine Nachwuchs-Feuerwehr

Diese Einbindung von jungen Menschen sei dann schnell auf fruchtbaren Boden gestoßen. Probleme, Nachwuchs zu gewinnen, sind in Elmshorn seitdem Geschichte. „Das ist eine Erfolgsgeschichte. Ohne die Mitglieder der Jugendfeuerwehr, die mit 18 Jahren zu uns gekommen sind, wären wir schon lange gar nicht mehr einsatzfähig.“ 37 Wehren im Kreis Pinneberg haben inzwischen diesen Weg eingeschlagen und ihrerseits Jugendfeuerwehren gegründet. Von der Kreisjugend-Feuerwehrwartin Gerlinde Langeloh würden sie „mit Herzblut“ betreut.

Für Stefan Mohr ist die Feuerwehr nicht nur eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Sie hat bei ihm schon Familientradition. Drei seiner Onkel, Karl Mohr, Joachim Kilper und Peter Rostock, waren allesamt Wehrführer oder stellvertretende Wehrführer in ihren Kommunen. Insofern sei ihm dieses Ehrenamt quasi in die Wiege gelegt worden.

Kreisweit gibt es bislang nur eine Wehrführerin in Elmshorn

Die Förderung von Frauen in der Wehr sei aber noch ausbaufähig, sagt Mohr. In Elmshorn konnte zwar mit Britta Stender eine erste Wehrführerin in dieses Amt gewählt werden. Sie sei aber kreisweit bislang die einzige Frau in dieser Spitzenfunktion, bedauert Mohr. Immerhin gebe es mit Maike Bahlke in Klein Offenseth-Sparrieshoop und mit Judith Schlüter in Bullenkuhlen noch zwei stellvertretende Wehrführerinnen im Kreis Pinneberg. Insgesamt betrage hier aber der Frauenanteil nur etwa zehn Prozent.

Im Herbst nächsten Jahres soll der dritte Bauabschnitt der Kreisfeuerwehrzentrale mit dem Anbau für die neue Funkwerksatt und Schlauchwaschanlage fertiggestellt sein. Gut 30 Millionen sind dann  seit 2013 in die Modernisierung der Kreisfeuerwehrzentrale investiert worden.
Im Herbst nächsten Jahres soll der dritte Bauabschnitt der Kreisfeuerwehrzentrale mit dem Anbau für die neue Funkwerksatt und Schlauchwaschanlage fertiggestellt sein. Gut 30 Millionen sind dann  seit 2013 in die Modernisierung der Kreisfeuerwehrzentrale investiert worden. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

„Ich hoffe, dieser Trend hält an“, sagt Kreiswehrführer Mohr und meint damit, dass sich noch mehr Frauen für das Feuerwehrwesen begeistern und sich zutrauen mögen, darin auch leitende Funktionen zu übernehmen. Wenn sie das täten, was er unbedingt begrüßen würde, gelte aber die „volle Gleichberechtigung“, betont Mohr. Frauen wie Männer müssten dann die gleichen Dienste und dieselben Aufgaben bei der Brandbekämpfung übernehmen, von der Schlauchführung bis zum lebensgefährlichen Einsatz unter Atemschutz.

Ein zunehmendes Problem ist die Tagesverfügbarkeit von Feuerwehrleuten

Die Freiwilligen Feuerwehren stünden heute vor großen Herausforderungen, sagt Mohr. So sei die Verfügbarkeit der Einsatzkräfte am Tag nicht immer in allen Wehren voll gewährleistet. „Das merkt man schon, dass das einigen immer schwerer fällt.“ Früher seien es in den Dörfern und kleineren Gemeinden überwiegend die Landwirte vor Ort gewesen, die den Brandschutz im Ort sicherstellten. Heute arbeiteten viele Arbeitnehmer in Hamburg, die nicht sofort und spontan zum Einsatz ausrücken könnten, wenn es in ihren Gemeinden brennt und die Sirene heult.

Ohnehin bestünden hierbei bundesweite Unterschiede. So gebe es in Schleswig-Holstein nur in den vier kreisfreien Städten Kiel, Lübeck, Flensburg und Neumünster sowie neuerdings in Norderstedt hauptamtliche Berufsfeuerwehren. In Nordrhein-Westfalen sei dies auch in kleineren Städten der Fall. „Aber wir haben nun einmal ein anderes Brandschutzgesetz.“ Nur die Gerätewarte in den Freiwilligen Feuerwehren seien hierzulande meist hauptamtlich beschäftigt.

Kreis Pinneberg investiert 30 Millionen Euro in die Feuerwehrzentrale

An finanzieller Unterstützung durch den Kreis Pinneberg fehlt es der Kreisfeuerwehr nicht. Gerade wird der dritte Bauabschnitt gebaut, der neue Räume für die Verwaltung und acht Mitarbeitende schafft, eine neue Funkwerkstatt errichtet und eine neue Schlauchwaschanlage realisiert, die die alte aus den 1960er-Jahren ablösen wird.

Auch ein 14 Meter hoher Übungsturm wird dazu gehören, der es den Einsatzkräften ermöglicht, die Brandbekämpfung an hohen Gebäuden mit ihren Steck-, Schiebe-. Und Hakenleitern ausgiebig zu üben, erklärt Mohr. Auch das richtige Handling der Wasserschläuche in Treppenhäusern ließe sich hier praxisnah nachvollziehen. „Das alles muss professionell trainiert werden.“

Hier soll der bald der neue 14 Meter hohe Übungsturm stehen, an und in dem die Einsatzkräfte die Brandbekämpfung an hohen Gebäuden üben können. Das Fundament ist bereits gelegt.
Hier soll der bald der neue 14 Meter hohe Übungsturm stehen, an und in dem die Einsatzkräfte die Brandbekämpfung an hohen Gebäuden üben können. Das Fundament ist bereits gelegt. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Im ersten Bauabschnitt, der 2013 begann, wurden neue Unterkünfte und Fahrzeughallen für den ABC-Dienst des Kreises Pinneberg gebaut. Im zweiten Bauabschnitt folgten dann neue Werkstätten, eine Prüfhalle und Lagerräume für die technische Ausstattung der Kreisfeuerwehrzentrale. Gut 30 Millionen Euro wird der Kreis Pinneberg dann in die Modernisierung des kreisweiten Brandschutzes investiert haben.

Die Zahl der Einsätze steigt und der Hochwasserschutz nimmt zu

Für Kreiswehrführer Mohr ist das gut angelegtes Geld. Denn die Zahl der Einsätze, die im vorigen Jahr schon 4744 Einsätze und 2022 4848 Einsätze erreichte, würde weiter steigen. Und solche Notfalleinsätze wie bei der Sturmflut an der Ostsee, wo etwa 100 Kreisfeuerwehrleute im Kreis Schleswig-Flensburg die Kollegen unterstützten, oder vor zwei Jahren im Ahrtal mit ähnlichem personellen Aufwand zeigten, dass der Hochwasserschutz in Zeiten des Klimawandels immer wichtiger werde. Auch der Fachdienst Katastrophenschutz der Kreisverwaltung wird nach Fertigstellung des dritten Bauabschnitts in die Feuerwehrzentrale im Herbst 2025 nach Tornesch-Ahrenlohe umziehen.

Amtsvorgänger Frank Homrich, der auch Landesbrandmeister war, ist von Landrätin Elfi Heesch zum Ehrenkreiswehrführer ernannt worden. Im Hintergrund Kreispräsident Helmuth Ahrens.
Amtsvorgänger Frank Homrich, der auch Landesbrandmeister war, ist von Landrätin Elfi Heesch zum Ehrenkreiswehrführer ernannt worden. Im Hintergrund Kreispräsident Helmuth Ahrens. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Landesbrandmeister wie sein Amtsvorgänger Homrich will Stefan Mohr aber nicht werden. „Dafür habe ich null Ambitionen“, betont der Elmshorner. Schließlich habe er noch eine Familie und Ehefrau Claudia.