Quickborn. Trainer von Bezirksliga-Titelaspirant TuS Holstein Quickborn fühlt sein Team durch die Unparteiischen benachteiligt. Was passiert ist.

„Unsere Leute ins Fegefeuer zu schicken, das hätte nicht mehr passieren dürfen“, sagt Michael Wischer, Obmann der Fußball-Schiedsrichter und -Schiedsrichterinnen im Kreis Pinneberg. Und dann ist es doch wieder passiert. Ein Aufschrei aus Quickborn ist zu hören, wo die Bezirksliga-Fußballer des TuS Holstein, Spitzenteam der Staffel West, scharf die Ansetzungen der vergangenen Wochen kritisieren.

Alexander Koll sprach nach dem 2:2 (0:1) gegen Eintracht Lokstedt II gar von einem „Skandal“ und „Wettbewerbsverzerrung“. Der TuS-Trainer bastelt an einer Verschwörungstheorie, weil sich ausgerechnet sein Spielmacher Jonathan Hüneburg – wichtigster Mann – in dieser Partie einen wahrscheinlich folgenschweren Platzverweis einhandelte. (44.).  

Ausgerechnet der Schiedsrichterassistent aus Reihen des Titelkonkurrenten forciert den Platzverweis

In den Mittelpunkt der Diskussionen rückte dabei Linienrichter Kevin Lohse aus den Reihen des Ligakonkurrenten TuS Osdorf, der Schiedsrichter Clemens Riehl beeinflusst haben soll, die Rote Karte zu zücken. „Dabei war doch gar nichts los. Ich hatte ein Foul von hinten abbekommen und meinen Gegenspieler danach geschubst. Zwei Sekunden später haben wir uns wieder die Hand gereicht und dachten, die Angelegenheit wäre erledigt“, erzählt Hüneburg.

Spielmacher Jonathan Hüneburg (l., TuS Holstein) kassiert gegen Eintracht Lokstedt eine heiß diskutierte Rote Karte.
Spielmacher Jonathan Hüneburg (l., TuS Holstein) kassiert gegen Eintracht Lokstedt eine heiß diskutierte Rote Karte. © HA | Ha

Als er die Unparteiischen später zur Rede stellte, erfuhr er, dass er getreten haben soll. Hüneburg: „Niemals.“ Wird seine Aktion im Spielbericht als Tätlichkeit eingetragen, droht ihm eine mehrwöchige Sperre. „Für uns wäre das gleichbedeutend mit dem Aus im Titelkampf“, glaubt Alexander Koll. Ob er seine Vorwürfe vielleicht relativieren und eine Nacht darüber schlafen möchte? „Ich nehme jetzt mal die Vereinsbrille ab und bleibe dabei, dass wir verpfiffen werden.“

Schon im Kreisderby gegen den FC Elmshorn prangert Koll einige Entscheidungen an

Koll bezieht sich auch auf die vorangegangene Partie gegen den FC Elmshorn (2:3), als sich die Quickborner von Michael Zibull (Heidgrabener SV), der zwei Strafstöße gegen den damaligen Tabellenführer verhängte, ungerecht behandelt fühlten. Im Raum steht die Frage, warum die Ansetzer überhaupt in Kauf nehmen, dass sie die Unparteiischen Verdächtigungen aussetzen. „Leitet ein Schiedsrichter des FC St. Pauli die Zweitliga-Partie des HSV gegen Holstein Kiel? Natürlich nicht“, argumentiert Koll.

Michael Wischer ist so freundlich, den Sachverhalt Schritt für Schritt aufzudröseln. Am 11. August 2023 war Wischer als Schiedsrichter der SV Lieth selbst in den Fokus geraten, als er die Partie des SC Egenbüttel gegen den HFC Falke (1:0) unmittelbar vor dem Ende wegen vermeintlich rassistischer Äußerungen aus dem Rellinger Fanbereich abbrach. „Im Nachhinein ein Fehler. Die paar Sekunden hätte ich noch abwarten und es bei einem Sonderbericht belassen können.“ Die Egenbütteler behielten die Punkte, bekamen aber eine saftige Geldstrafe aufgebrummt. 

Der Schiedsrichterobmann ist um Wogenglättung bemüht

„Wischer sieht in uns offenbar einen Konkurrenten der SV Lieth“, spottete ein SCE-Verantwortlicher in einem ersten Reflex, um sich später klar von irgendwelchen Vermutungen zu distanzieren. „Ansetzungen mit einem Beigeschmack gilt es, in Zukunft zu vermeiden“, nahm sich Wischer vor. Und dann ist es unter seiner Verantwortung doch geschehen, dass Andreas Voß (VfL Pinneberg) als Zuständiger Zibull nach Quickborn schickte.

„Bei der Vielzahl der Spiele ist ihm das durchgerutscht“, wird Voß von Wischer verteidigt. Aber: „Zibull ist ein renommierter Mann an der Pfeife, über jeden Verdacht der Parteilichkeit erhaben.“ Was der Elmshorner Co-Trainer Kevin Roggenbock bestätigte. „Zibulls Leistung war einwandfrei.“

Die Schiedsrichteransetzung für die aktuelle Holstein-Partie wird hinterfragt

Die Besetzung des Quickborner Spiels gegen die Lokstedter stand dann in der Verantwortung des BSA Unterelbe, brachte der Wedeler Frank Behrmann als neues Hamburger Schiedsrichter-Oberhaupt (seit Januar) während seines Österreichurlaubs in Erfahrung.

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Wischer richtet einen Appell an die Clubs: „Meldet euch offiziell bei mir, wenn euch Ansetzungen stören. Wir versuchen dann, Änderungen vorzunehmen.“ Grundsätzlich schenke er den Frauen und Männer an der Pfeife aber volles Vertrauen. „Für die Verlierer war der Schiedsrichter meistens schlecht, für die Gewinner meistens gut. Das sollte bedacht werden, bevor man ihn anprangert.“

In einem Nachholspiel treffen die Quickborner (3) am Dienstag, 26. März, um 20 Uhr auf „Zibulls Heidgrabener“ (4.)…

TuS Holstein – Eintracht Lokstedt II 2:2. Tore: 0:1 Löschenkohl (3.), 1:1 Ballandat (62.), 1:2 Weidemann (88.), 2:2 Yener (90.+8).
Rote Karte: Hüneburg (TuS Holstein/44.).