Rellingen. Für 80 Millionen Euro entsteht im Kreis Pinneberg ein innovatives Datenzentrum, das sogar Schule und Sporthalle beheizen soll.
In Rellingen entsteht jetzt das größte, modernste und nachhaltigste Rechenzentrum in ganz Norddeutschland. Das Unternehmen dataR hat jetzt an der Kellerstraße den offiziellen ersten Spatenstich für den Neubau vollzogen. Es investiert mit Hilfe einer Frankfurter Privatbank rund 80 Millionen Euro in das Projekt. In zwei Jahren soll das neue Rechenzentrum fertiggestellt sein, das mit einer Anschlussleistung von sechs Megawatt künftig Billionen Daten von zahlreichen Behörden, Sparkassen und Firmen speichern wird.
Auch die Gemeinde Rellingen werde davon sehr profitieren, freut sich Bürgermeister Marc Trampe über die Ansiedlung der dataR GmbH in seinem Ort. „Herzlich willkommen in unserer Gemeinde“, sagte er kurz vor dem offiziellen Spatenstich. Ursprünglich wollte an dieser Stelle ein großer Möbelhändler seinen neuen Standort für den Online-Verkauf bauen. Doch das stieß 2019 wegen des befürchteten hohen Verkehrsaufkommens und den geplanten 13 Meter hohen Hallen auf großen Unmut und den geballten Protest in der Bevölkerung, sodass die Gemeinde ihre Pläne für dieses Gebiet wieder geändert hat, erinnerte Trampe an die lange Vorgeschichte. In zehn Runden-Tisch-Gesprächen mit der Bürgerinitiative sei dies in einem „sehr guten Dialog“ gelungen.
Neue Grundschule und Sporthalle werden mit der Abwärme über Nahwärmenetz beheizt
Nun soll direkt neben dem Rechenzentrum eine neue Grundschule für etwa 220 Schüler mit einer Sporthalle für mehr als 20 Millionen Euro errichtet werden, kündigt Bürgermeister Trampe an. Das neue Rechenzentrum wiederum soll mit seiner Abwärme zumindest die Schule und die Sporthalle nebenan beheizen. Zudem sollen sich auf der fünf Hektar großen Fläche noch Handwerksbetriebe ansiedeln können und Wohnungen gebaut werden, erklärt Trampe. So entstehe hier etwas Gutes für den Rellinger Ortsteil Krupunder, sagte Trampe.
Auch Rellingens SPD-Vorsitzender und Fraktionschef Christian Zimmermann freut sich, dass mit der Ansiedlung des Rechenzentrums ein relativ leises und verkehrsarmes Gewerbe angesiedelt werden konnte.
Unternehmenschef ist „überglücklich“ über den Standort Rellingen
Das Unternehmen dataR habe sich für den Standort Rellingen entschieden, weil er verkehrsgünstig nahe der A23 liege und durch die Glasfaserverbindungen schnellste Internetverbindungen ermögliche, erläuterte Geschäftsführer Andreas Janker. Dies sei wichtig für die künftigen Kunden, um ihre Daten mit Lichtgeschwindigkeit in die Cloudspeicher des Rechenzentrums zu übertragen und wieder herunterzuladen. In Hamburg habe es keinen adäquaten Standort dafür gegeben. „Wir sind überglücklich und total happy, endlich hier zu sein und loslegen zu können.“
Das jetzt auf einem rund einen Hektar großen Areal in der Kellerstraße gebaute Rechenzentrum sei „das nachhaltigste in ganz Deutschland“, betonte der Technische Leiter des Unternehmens, Martin Bosner, der sich selbst gerne „Obernerd“ nennt. „Es wird neue Maßstäbe in Innovation und Effizienz setzen, was eine zukunftsweisende und nachhaltige Datensicherung angeht.“ So strebe dataR an, „das fortschrittlichste und effizienteste Colocation-Rechenzentrum Deutschlands zu werden.“ Die Firma werde ihren Sitz von Hamburg nach Rellingen verlagern und hier 25 neue Arbeitsplätze schaffen.
Die Wasserkühlung der Rechner sei das technische Nonplusultra
Neben der Abwärme, die durch die Speicherungsprozesse automatisch entstehe und kostengünstig an die Verbraucher (Schule, Sporthalle, Betriebe, Wohnungen) nebenan ins Nahwärmenetz eingespeist werden soll, würde auch ausschließlich grüner Strom aus regenerativen Energiequellen genutzt, erklärt Bosner weiter.
Es kämen hocheffiziente, luftgekühlte Kältemaschinen mit integrierter Wasserkühlung sowie Feuchtigkeitssteuerung und Wärmerückgewinnung mit Wärmepumpen zur Vorwärmung der Notstromanlangen zum Einsatz. Die konventionelle Luftkühlung allein würde den heutigen Ansprüchen nicht mehr genügen. Der TÜV-Süd habe das Projekt bereits mit dem „Blauen Engel“ zertifiziert.
Eine Begrünung der Bürodachflächen, Photovoltaikanlagen und klimafreundliche Kältemittel rundeten das Konzept „dieses Leuchtturmprojekts“ ab. Dies habe auch den Geldgeber, einer Privatbank aus Frankfurt, überzeugt, die 90 Prozent der Investition trage, sagte deren Immobilienchef Patrick Brinker, die über die Rechenzentrum Hamburg GmbH auch Eigentümer des Rellinger „Data-Centers“ wird, das wiederum dataR 30 Jahre lang betreiben wolle.
Privatbank investiert mehrere Hundert Millionen Euro in solche Rechenzentren
Seine Bank habe einen Fonds mit mehreren 100 Millionen Euro aufgelegt, um in den nächsten Jahren deutschlandweit fünf bis acht hochmoderne Rechenzentren zu errichten, kündigt Brinker an. Das in Rellingen werde das erste dieser Art sein. „Wir erwarten in diesem Bereich durch KI ein exponentielles Wachstum. Die Kapazitäten werden die Nachfrage nicht bedienen können“, blickte der Investor in die Zukunft. „Das hier ist kein Modetrend, das ist ein Megatrend.“
Das neue Rechenzentrum verspricht den Kunden absolute Sicherheit für ihre sensiblen Daten. Die Sicherheitszentrale im Rechenzentrum werde rund um die Uhr von geschultem und sicherheitsüberprüftem Personal besetzt sein. Eine redundante Überwachung aller kritischen Funktionen werde stets eingehalten. Zudem würde hier ein mehrstufiges Sicherheitszonenprinzip gewahrt sowie Zutrittskontrollen mit biometrischer Authentifizierung und Videoüberwachung installiert werden.
Bauarbeiten haben bereits im Januar begonnen, 2026 soll alles fertig sein
Das Rechenzentrum in Rellingen wird eine IT-Fläche von 2500 Quadratmetern haben und so Platz für bis zu 600 Racks für die Speicherserver bieten. Der Rohbau soll in etwa einem Jahr fertiggestellt sein. Der anschließende Einbau der technischen Anlagen, ihrer Prüfung im Probelauf und Zertifizierung wird nach Angaben des „Obernerds“ Bosner dann noch ein weiteres Jahr in Anspruch nehmen. Die ersten Bauarbeiten hatten bereits im Januar begonnen, erklärte Geschäftsführer Janker. Der symbolische erste Spatenstich sollte erfolgen, wenn die Bagger schon reichliche Erdarbeiten verrichtet hätten.