Wedel. Student der Fachhochschule hat ein Programm entwickelt, das merkt, ob doch ChatGPT einen Text erstellt hat. So funktioniert es.
Das Thema Künstliche Intelligenz(KI) wird begleitet von Diskussionen, da es neben vielen Vorteilen auch Nachteile geben kann. Etwa im Urheberrecht. Einem Studenten der Fachhochschule Wedel ist es nun gelungen, mit einem Programm herauszufinden, ob ein Text vom Computer – oder von einem echten Menschen erstellt wurde.
Tom Tlok, der erfolgreich seinen Master-Studiengang „Data Science & Artificial Intelligence“ an der Fachhochschule Wedel beendet hat, hat ein Tool zur Erkennung von KI-generierten Texten in deutscher Sprache entwickelt. Für seine Master-Arbeit wurde er bereits im September 2023 mit dem Innovationspreis des Wedeler Hochschulbundes e.V. ausgezeichnet.
Künstliche Intelligenz: Kommt der Text von Mensch oder Maschine?
„Ich habe mich im November 2022 intensiv mit der Funktionsweise von ChatGPT beschäftigt und mich gefragt, ob Modelle semantische Zusammenhänge erkennen könnten oder ob quasi die menschliche Sprache Wort für Wort übernommen wird. So bin ich auf die Idee gekommen, ein Programm zu entwickeln, das deutschsprachige Texte analysiert und sie zuordnen kann“, erklärt Tlok, der in Seevetal wohnt.
Innerhalb von nur fünf Monaten programmierte er im Zuge seiner Master-Abschlussarbeit seinen KI-Detektor, der als Demo-Version auch der Allgemeinheit zur Verfügung steht. Dabei werden Wahrscheinlichkeiten anhand von bestehenden Datensätzen ermittelt, ob der dort eingefügte Text eher von einem Menschen oder von der Maschine, etwa von KI-Schreibprogrammen, sogenannten Large Language Models (LLMs) wie ChatGPT, stammt.
Wedeler KI-Detektor erkennt mit 98-prozentiger Sicherheit die Wahrheit
Der KI-Detektor erkennt mit einer Zuverlässigkeit von 97,89 Prozent, ob ein deutschsprachiger Text mithilfe von Künstlicher Intelligenz erstellt wurde. Für dessen Training und Evaluierung wurde der erste deutschsprachige Datensatz in diesem Forschungsbereich geschaffen, bestehend aus 70.000 menschlichen und 70.000 KI-generierten Texten.
Zuvor hatte es ein vergleichbares Programm nur für den englischsprachigen Raum gegeben. Auf wissenschaftlicher Ebene leistete Tlok mit dem im August des Vorjahres veröffentlichten Programm echte Pionierarbeit.
Wedeler Ex-Student berät Firmen beim Thema Künstliche Intelligenz
„Bei den menschlichen Texten waren beispielsweise Datensätze von bekannten Internet-Foren wie Reddit dabei oder auch Master-Arbeiten aus öffentlichen Datenbanken“, so Tlok, der für diese Arbeit die Note 1,0 von der FH Wedel bekam. Das gesamte Studium schloss Tlok mit der Note 1,2 ab. Den Bachelor-Abschluss in „Computer Science“ hatte er zuvor an der TU Hamburg absolviert. Der Niedersachse berät aktuell Firmen beim Thema Künstliche Intelligenz und entwickelt nebenbei seinen Detektor weiter.
„Durch ChatGPT wurde Künstliche Intelligenz alltagstauglich, doch die einfache Zugänglichkeit birgt Risiken, zum Beispiel durch die Nutzung zur Verbreitung von Falschinformationen oder Identitätsbetrug“, heißt es in einer Mitteilung der Wedeler Fachhochschule über Tloks Arbeit.
KI: „Transparenten und verantwortungsvollen Umgang“
„Angesichts der rasanten Entwicklung in der KI-Textgenerierung war mein Ziel bei der Entwicklung des Detektors, den transparenten und verantwortungsvollen Umgang mit generativer KI zu stärken“, sagt Tlok. Professor Hendrik Annuth, der seine wissenschaftliche Abschlussarbeit im Sommersemester 2023 betreute, sagt: „Mich begeistert, dass die Arbeit über das theoretische Ergebnis hinausgeht.“
Denn: Der KI-Generator lässt sich nicht so leicht austricksen. „Viele bereits bestehende Modelle können mit einfachen Mitteln manipuliert werden, beispielsweise durch syntaktische Anpassungen wie absichtlich eingefügte Rechtschreib- und Tippfehler.“ Dies führe dazu, dass das Modell von einem menschlichen Text ausgeht. Tloks KI-Detektor sei zuverlässig und weise daher einen hohen praktischen Nutzen auf.
„Künstliche Intelligenz ist das Thema der Zukunft“
Bereits im Alter von acht Jahren habe er von seinem Vater den ersten PC bekommen und dann im weiteren Verlauf sich immer intensiver mit Themen auseinandergesetzt. Auch über PC-Spiele. Und dann ging es mit dem Programmieren los. „Nach dem Abschluss in Informatik habe ich mich gefragt, wohin die Reise in dem Bereich geht. Und das ist aus meiner Sicht das Thema KI. Das ist die Zukunft“, so Tlok.
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Aus seiner Sicht würde es bei dem viel diskutierten Thema viel mehr Chancen als Risiken geben. Letztere müssten eben minimiert werden. Der Nutzen von Künstlicher Intelligenz werde künftig immer wichtiger. „Jedes Unternehmen beschäftigt sich damit, auch die Big Player, die an verschiedensten Modellen arbeiten“, sagt der Programmierer.
Informatik und mehr: FH Wedel bietet 13 Bachelor- und neun Master-Studiengänge an
Das Klischee eines hobbylosen, vereinsamten IT-Stubenhockers gelte bei ihm nicht. „Ich habe Kumpels, gehe ins Fitnessstudio und auch an den Wochenenden mal feiern“, sagt der 25 Jahre alte Tlok und lacht.
Die FH Wedel bietet 13 Bachelor- und neun Master-Studiengänge in der Informatik und den Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften an. Aktuell gibt es circa 1100 Studierende. Die Fachhochschule gehört bundesweit zu den wenigen privaten, gemeinnützigen Fachhochschulen. Träger der staatlich anerkannten Fachhochschule ist eine gemeinnützige GmbH, die sich durch Studiengebühren, eine Landeszuwendung und Drittmittel finanziert.