Schenefeld. Schenefelds Amtsinhaberin ist jetzt bis zum Jahr 2030 gewählt worden. Damit ist sie dienstälteste Rathauschefin in Schleswig-Holstein.

Christiane Küchenhof ist am Sonntag zum vierten Mal zur Bürgermeisterin der Stadt Schenefeld gewählt worden. Es gab keinen Gegenkandidaten. Sie erhielt 2495 Ja-Stimmen – 78,6 Prozent. 681 Wählerinnen und Wähler stimmten aber auch mit Nein. Die Wahlbeteiligung betrug nur 20,5 Prozent. Auf dem Wahlschein konnte unter ihrem Namen nur Ja oder Nein angekreuzt werden.

Die 55-Jährige zeigte sich erfreut über dieses Ergebnis. „Ein schönes Gefühl“, sagte die Wahlsiegerin unmittelbar nach der Auszählung der Stimmen um 18.50 Uhr im Rathaus. Es zeige, welchen Rückhalt sie in der Bevölkerung habe.

Wahl Schenefeld: Christiane Küchenhof wird Rekord-Bürgermeisterin des Landes

Mit der geringen Wahlbeteiligung und den 20 Prozent Gegenstimmen hätte sie gerechnet. Zum Glück seien es nicht mehr als 20 Prozent. „Aber in 18 Jahren kann man nicht allen und allem gerecht werden“ sagte Christiane Küchenhof. „Insofern ist das Wahlergebnis sehr ehrlich.“

SPD, CDU und Bürger für Bürger unterstützten ihre Kandidatur. Grüne und FDP stellten keine eigenen Kandidaten auf. Ein unabhängiger Bewerber war nicht zugelassen worden, weil er nicht die erforderlichen 135 Unterschriften von unterstützenden Schenefelder Wahlberechtigten vorlegen konnte.

Fast alle Parteien unterstützten die Kandidatur der SPD-Bürgermeisterin

Es sei schade gewesen, dass die Wählerinnen und Wähler keine echte Wahl gehabt hätten, sagt Küchenhof. „Aber ich kann ja nichts dafür.“ Die breite Unterstützung fast aller Fraktionen zeige ihr aber, welche „Anerkennung und Respekt“ ihr die örtliche Politik zuweise.

Das bestätigt Stadtpräsident Holm Becker. Der CDU-Politiker lobt die SPD-Bürgermeisterin: „Wir sind sehr zufrieden mit ihrer Arbeit. Sie hält die Verwaltung in schwierigen Zeit in einem ruhigen Fahrwasser, agiert sehr neutral und kooperiert gut mit der Politik.“

Keiner der 89 Bürgermeister im Land ist länger als Küchenhof im Amt

Mit nun fast 18 Jahren im Amt und einer weiteren vierten Wahlperiode, die jetzt bis Anfang 2030 dauert, ist sie die dienstälteste aller 89 amtierenden hauptamtlichen Bürgermeister in Schleswig-Holstein. Zuvor waren dies ihre ehemaligen Amtskollegen Thomas Köppl (Quickborn) und Niels Schmidt (Wedel), die beide im vorigen Jahr nach 18 Jahren Amtszeit abgewählt worden waren. Christiane Küchenhofs vierte Amtszeit beginnt offiziell am 1. Februar nächsten Jahres.

Sie habe sich eine erneute Kandidatur wohl überlegt, erklärt die frisch wiedergewählte Bürgermeisterin. „Dann bin ich zur Entscheidung gekommen, dass ich noch gerne eine Zeit weiter einige wichtige Projekte in Schenefeld begleiten und weiterentwickeln möchte“, begründet Küchenhof ihre Abwägung. Sie glaube auch, dass sich die Menschen in der heutigen Zeit nach etwas Kontinuität in der Politik sehnen und gutheißen würden.

Wichtige Projekte sind Neubau des Schulzentrums und Stadtkernsanierung

Wichtige Aufgaben lägen vor ihr, die nur gemeinsam mit der Politik und der Bevölkerung realisiert werden könnten. Dazu gehöre der geplante Neubau des Schulzentrums Achter de Weiden. Dort sollen das Gymnasium und die Gemeinschaftsschule mit einer gemeinsamen Mensa und Außengelände unter einem Dach integriert werden.

Als erstes werden acht Schulcontainer für die alte Realschule aufgestellt

Allerdings liefen dafür die Baukosten im Moment völlig aus dem Ruder, sagt Küchenhof. Statt der ursprünglich veranschlagten 38 Millionen Euro lägen die Schätzungen dafür jetzt bei 120 Millionen Euro. „120 Millionen kann die Stadt nicht stemmen. Das ist nicht verantwortbar.“ So habe eine Lenkungsgruppe aus Verwaltung und Politik erst vor wenigen Tagen in einer Krisensitzung vereinbart, dass die Verwaltung alternative Vorschläge zur Kostenoptimierung erarbeiten soll. „Wir hoffen, dass wir den Zeitplan einhalten, in drei bis fünf Jahren das Schulzentrum saniert zu haben“, sagt Küchenhof. Für den alten Realschultrakt, der sechs feuchte Klassen hat, werden aber umgehend acht Container für den Unterricht bestellt.

Auch die Sanierung des Stadtkerns von Schenefeld bleibe für die nächsten Jahre noch ein wichtiges Projekt, sagt Christiane Küchenhof. Da sei die Finanzierung aber besser gesichert, weil sich das Land und der Bund zu je einem Drittel an den Kosten beteiligen. Für die Bürgerinnen und Bürger werde es schon bald erste sichtbare Ergebnisse geben. Da ein Investor im direkten Umfeld zum Rathaus plane, Wohnungen zu errichten.

Gerne möchte sie auch ein Bürgerzentrum schaffen, in dem den Bürgerinnen und Bürgern verschiedene Dienstleistungen angeboten werden. Dieses Projekt soll an der Düpenau verwirklicht werden und bedürfe darum noch der Abstimmung mit dem Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr.

Zukunftsprojekt ist der Anschluss an das Hamburger S-Bahnnetz

Für die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) wünschte sie sich, dass die Stadt Schenefeld mit ihren knapp 20.000 Einwohnern bei der geplanten Verlängerung der S-Bahnlinie 32 von der Holstenstraße bis zum Osdorfer Born mitberücksichtigt wird. „Da haben wir den Fuß in der Tür“, sagt sie.

Schenefeld würde dann einen Sackbahnhof für das Schnellbahnnetz darstellen, über den viele Arbeitspendler vom Stadtrand schneller in die Hamburger Innenstadt gelangen könnten. Auch der Fahrgastverband Pro Bahn unterstützt diese Initiative, „so dass die S-Bahn-Linie Schenefeld, den Osdorfer Born, Osdorf und Bahrenfeld deutlich besser erschließt und schnell mit der Hamburger Innenstadt verbindet“, wie einer ihrer Vorsitzenden dazu sagte.

XFEL-Röntgenlaser ist für die Schenefelder Schulen sehr wichtig

Mit dem XFEL-Röntgenlaser sei es in ihrer Amtszeit gelungen, die Stadt Schenefeld zu einem wichtigen Standort für Wissenschaft und Forschung mit internationaler Beteiligung zu machen. Die städtischen Bildungseinrichtungen profitierten von den dortigen Schülerlaboren, die den MINT-Fächern Auftrieb geben und praxisnahe Versuchsanordnungen bieten könnten. Schülerinnen und Schüler könnten so schon „von der Pike auf“ Wissenschaft erlernen.

Küchenhof plant einen Bürgerkongress zum Thema, Demokratie stärken

„Herzensangelegenheiten“ ihrer bisherigen Amtszeit seien die drei einberufenen Bürger-Kongresse gewesen, sagt Küchenhof. Dazu werde die Bevölkerung aufgerufen, ohne vorgegebene Tagesordnung ihre Themen zu benennen, die Politik und Verwaltung aufgreifen sollten. Dadurch seien 2011 die Schenefelder Tafel, 2014 der Grundstein für die Willkommenskultur der Kriegsflüchtlinge und 2019 wichtige Wohnprojekte entstanden, die nachhaltige und inklusive Schwerpunkte setzten.

Ein nächster Bürgerkongress sollte sich mit der Stärkung unserer Demokratie befassen, schlägt die frisch wiedergewählte Bürgermeisterin vor. „Es macht mir Sorge, wie sich in unserer Gesellschaft Staat und Bevölkerung voneinander entfernen“, warnt die Sozialdemokratin, die bis 2006 acht Jahre im Bundestagsbüro von Ernst Dieter Rossmann und davor beim NDR gearbeitet hat. „Der Zusammenhalt unserer Gesellschaft ist so wichtig. Dass der nicht verloren geht, dafür müssen wir uns alle einsetzen.“