Tornesch/Uetersen. Pharmaunternehmen Medac mit Standorten in Wedel und Tornesch hat mit politischen Hürden zu kämpfen. Wirtschaftsminister soll helfen.

Ist das gerecht? Während die Autoindustrie für Weiterentwicklungen immer mehr Geld nehmen darf, bekommen Pharmaunternehmen wie die Medac in Wedel und Tornesch und die Nordmark in Uetersen für weiterentwickelte Produkte, zum Beispiel bei der Therapie von Krebserkrankungen, in der Regel den gleichen Preis – obwohl sie mehr Menschen helfen können. Eine von mehreren gesetzlichen Hürden, die mittelständische Unternehmen wie im Kreis Pinneberg bremsen. Jetzt soll der Wirtschaftsminister helfen.

Bei seinem Arbeitsbesuch im Kreis Pinneberg stellte sich Minister Claus Ruhe Madsen (CDU) eindeutig auf die Seite der Unternehmen. Die Pandemie habe gezeigt, dass in Deutschland und Europa für mehr eigenständige Produkte gesorgt werden müsse.

Das gelte insbesondere für lebenswichtige Bereiche wie die Gesundheit. Der Minister versprach, gemeinsam mit Vertretern der Medac und anderen Unternehmern aus der Pharmabranche in Brüssel vorstellig zu werden.

Pharmaunternehmen wünschen sich bessere politische Rahmenbedingungen

Der Minister und Berater aus dem Netzwerk für Pharma, Medizin- und Biotechnologie: Im Hintergrund: Leon Deharde und Dr. Jürgen Walkenhorst von Life Science Nord.
Der Minister und Berater aus dem Netzwerk für Pharma, Medizin- und Biotechnologie: Im Hintergrund: Leon Deharde und Dr. Jürgen Walkenhorst von Life Science Nord. © Michael Rahn

Claus Ruhe Madsen lobte nach dem Gespräch die Firmenvertreter, die nicht nach Fördermittel gerufen hätten: „Sie wollen bessere Rahmenbedingungen für die Branche.“ Das könne er nachvollziehen. Es werde zu wenig nach Menschenverstand entschieden. Stattdessen verliere sich die Politik im bürokratischen System. Der Minister: „Ich bin für pragmatische Lösungen.“

Um den zahlreichen mittelständischen Betrieben aus Pharma, Medizin- und Biotechnik in Norddeutschland ein Sprachrohr zu verschaffen, ist das Netzwerk Life Science Nord gegründet worden. Die beiden Bundesländer Hamburg und Schleswig-Holstein sind dort ebenso beteiligt wie etwa 500 Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen.

Medac investiert 30 Millionen Euro in Ausbau in Tornesch

„Über Forschung und Entwicklung kommen wir voran“, sagte der Minister. Und das müsse sich für die Firmen auch in Euro ausdrücken, damit weiter investiert werde. Die Medac gehe dabei mit viel Mut voran. Am Standort in Tornesch, wo seit 2011 das Logistikzentrum und ein vollautomatisiertes Hochregallager angesiedelt war, hat das Unternehmen etwa 30 Millionen Euro in den Ausbau investiert.

Die erste Fertigungslinie im Neubau in Tornesch läuft seit dem 1. August 2023. Hier erläutert José Antonio Fernandez Martin (Leiter der Montage & Verpackung) dem Minister und der Parlamentarischen Geschäftsführerin der CDU-Landtagsfraktion, Birte Glißmann, die Technik der neuen Fertigungslinie. Hinten: Nicolas Mohr, Hauptgesellschafter der Medac.
Die erste Fertigungslinie im Neubau in Tornesch läuft seit dem 1. August 2023. Hier erläutert José Antonio Fernandez Martin (Leiter der Montage & Verpackung) dem Minister und der Parlamentarischen Geschäftsführerin der CDU-Landtagsfraktion, Birte Glißmann, die Technik der neuen Fertigungslinie. Hinten: Nicolas Mohr, Hauptgesellschafter der Medac. © Michael Rahn

Der Wirtschaftsminister ließ sich bei seinem Besuch in Tornesch den Neubau und die erste von sechs möglichen neuen Fertigungslinien zeigen. Notwendig wurde die Erweiterung aufgrund der weltweit steigenden Nachfrage nach Methotrexat.

Medac ist Weltmarktführer bei Anti-Rheuma-Medikamenten

Dabei geht es um ein Mittel gegen Rheuma und andere Autoimmunerkrankungen. Medac hat für Ärzte und Patienten speziell zugeschnittene Spritzen entwickelt, die jetzt in Tornesch montiert und verpackt werden. Das Wedel-Tornescher Unternehmer gilt mit diesem Medikament als Branchenführer auf dem Weltmarkt – das soll auch so bleiben und möglichst noch auf andere Produkte ausgeweitet werden.

Nordmark Uetersen freut sich über Vertrag in den USA

Einen wirtschaftlichen Erfolg gibt es aus der Nachbarstadt Torneschs zu melden: Die Biotech-Anlage von Norbitec in Uetersen, einem Tochterunternehmen von STADA, hat die Inspektion durch die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) bestanden.

Die Zertifizierung ermöglicht STADA die Verlängerung des langjährigen Vertrags zur Versorgung von Patienten in den USA mit dem Biologikum Epoetin. Norbitec ist ein Joint Venture zwischen der STADA-Tochtergesellschaft Bioceuticals Arzneimittel AG und der Nordmark Pharma GmbH und befindet sich auf dem Nordmark-Gelände in Uetersen bei Hamburg.