Kreis Pinneberg. Warum der CDU-Landtagsabgeordnete Martin Balasus aus Moorrege die Bundesjugendspiele in ihrer jetzigen Form beibehalten will.
Frank Schulze
Mit den Bundesjugendspielen war es bisher ja immer so eine Sache: Sportliche Schülerinnen und Schüler, die vielleicht in Mathe oder Bio nicht so dolle Leistungen vorzuweisen hatten, konnten bei den Bundesjugendspielen mal so etwas wie eine Sternstunde erleben. Umgekehrt empfanden andere, weniger sportliche Schülerinnen und Schüler die Teilnahme an den Bundesjugendspielen oft als beschämend und demütigend – schlicht als schulischen Alptraum.
Aber das wird sich im kommenden Schuljahr2023/2024 ändern: Die Bundesjugendspiele sollen kein „Wettkampf“, sondern künftig ein „Wettbewerb“ sein. Weniger Konkurrenz, dafür mehr Spaß an der Bewegung lautet das Motto.
Beschlossen hat das der Ausschuss für die Bundesjugendspiele und die Kommission Sport der Kultusministerkonferenz (KMK) der Bundesländer. Befürworter der Neuregelung betonen, dass die Bundesjugendspiele endlich kind- und zeitgemäßer würden und die Demütigung nicht so sportlicher Schülerinnen und Schüler aufhöre.
Bundesjugendspiele: CDU kritisiert Neukonzeption
Einer, der die Neukonzeption überhaupt nicht gutheißt, ist der sport- und bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Martin Balasus aus Moorrege. Zur Entscheidung der Sportkommission der Kultusministerkonferenz, die Bundesjugendspiele ab kommendem Schuljahr wahlweise nur noch als „bewegungsorientierten Wettbewerb“ in Grundschulen austragen zu lassen und nicht mehr als „leistungsorientierten Wettkampf“ durchzuführen, sagt er:
„Durch diese Entscheidung werden den Kindern wichtige Erfahrungen verwehrt. Auch die Bundesjugendspiele in unseren Schulen müssen mit der Zeit gehen und sich Veränderungen stellen. Die Idee, den Wettkampfgedanken nun aber komplett zu streichen, ist aus sportpolitischer Sicht eine Fehlentscheidung und auch aus pädagogischer Sicht zumindest zweifelhaft.“
CDU-Abgeordneter: Vergleiche zwischen den Kindern werde es auch weiterhin geben
Die Relativierung des Sportwettbewerbs werde nicht zu mehr Schutz vor Mobbing von weniger sportlichen Schülerinnen und Schüler führen, ist sich Balasus sicher. Vergleiche zwischen den Kindern werde es auch weiterhin geben, und Kinder müssten lernen, mit diesen in vielerlei Hinsicht umzugehen. Balasus: „Auch in einer Fußballmannschaft spielen die besten Kicker am längsten, ebenso hat man einen Notenvergleich bei Klassenarbeiten oder beim Gaming auf dem Smartphone.“
Der CDU-Landtagsabgeordnete betont, dass seiner Ansicht nach die Kinder nicht vor allen Enttäuschungen geschützt werden könnten. Vielmehr sei der Umgang damit ein wichtiger Teil der Persönlichkeitsentwicklung. „Anstatt vergeblich zu versuchen, die Kinder ein Leben lang vor allen möglichen Wettbewerben mit eventuell auch schwachen Ergebnissen zu bewahren, könnten Eltern besser Energie darauf verwenden, ihren Nachwuchs resilienter zu machen“, argumentiert der Moorreger. Es könne schließlich nicht jeder den ersten Platz belegen.
„Den Kindern wird eine Erfahrung genommen“
Und weiter betont Balasus: „Was bei den Bundesjugendspielen gilt, gilt genauso in unserer Gesellschaft und im späteren Leben. Entscheidend ist doch, dass Kinder nach Enttäuschungen nicht den Kopf hängen lassen und aufgeben. Viel mehr sollte bei den Kindern der Antrieb geweckt werden, sich noch mehr anzustrengen, um beim nächsten Mal besser abzuschneiden. Leistung ist nichts Schlechtes, sie wird im Leben überall gefordert. Es ist Aufgabe der Pädagoginnen und Pädagogen, enttäuschten Kindern genau dies zu vermitteln und eventuelles Mobben der Klassenkameradinnen und -kameraden ebenfalls zu thematisieren.“
Die systematische Vorbereitung auf den Wettkampftag sei bisher immer integraler Bestandteil des Sportunterrichts gewesen. Aus diesem Trainingsziel habe sich eine wichtige Motivationsquelle für die Kinder ergeben. Balasus: „Viele strengten sich an, um beim Sportfest ihre besten Leistungen zeigen zu können, diese Erfahrung wird den Kindern nun genommen.“
Bundesjugendspiele gibt es seit 1951
Bundesjugendspiele wurden in der Bundesrepublik erstmals 1951 für Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 8 und 19 Jahren ausgeschrieben. Angeregt wurden sie vom Sportfunktionär und Sportwissenschaftler Carl Diem (1882-1962), der auch das Sportabzeichen und den olympischen Fackellauf initiierte und die Deutsche Sporthochschule Köln gründete. Während der Zeit des Nationalsozialismus hatte er sich an Propagandaaktionen beteiligt und den Sport für nationalsozialistische Aktionen genutzt. Vorläufer der Bundesjugendspiele waren die im Jahr 1920 erstmals durchgeführten Reichsjugendwettkämpfe. In der DDR hieß die entsprechende Veranstaltung bis 1990 Kinder- und Jugendspartakiade.