Elmshorn. Nach der Bluttat sind die Kontrollen deutlich intensiviert worden. Polizei-Chef erklärt, warum nun hart durchgegriffen wird.

Nach der Messerattacke vom vergangenen Mittwochabend am Bahnhof Elmshorn hat die Polizei ihre Präsenz in diesem Bereich deutlich erhöht – und erste Erfolge erzielt. Am Wochenende stellten die Beamten Drogen, Waffen sowie Geld sicher, das aus Drogenverkäufen stammen könnte. Diverse Kontrollen führten zum Aufdecken weiterer Verstöße.

Nachdem am frühen Mittwochabend ein 16 Jahre alter Heranwachsender am Bahnhofseingang einen vier Jahre älteren Elmshorner mit dem Messer in den Oberkörper gestochen und schwer verletzt hatte, ordnete Elmshorns Polizeichef Thorsten Buchwitz am Donnerstag eine verstärkte Überwachung des Bahnhofs und seines Umfeldes an.

Bahnhof Elmshorn: Nach Messerattacke – Polizei ist mit massiven Kräften vor Ort

Dazu wurde das Gebiet als sogenannter Kontrollbereich eingestuft, sodass die Beamten Sonderrechte in Anspruch nehmen können. Unter anderem können Personen auch ohne Verdacht kontrolliert und durchsucht werden.

„Wir haben dieses Mittel bereits 2016, 2018 und Ende 2021 angewendet“, berichtet Buchwitz auf Abendblatt-Anfrage. Dies habe stets dazu geführt, dass sich die Zahl der Straftaten in dem Gebiet „nachhaltig verringert“ habe.

Bahnhof Elmshorn: 2021 waren die Beamten drei Monate mit starken Kräften vor Ort

2021 seien die Beamten drei Monate lang mit starkem Personaleinsatz vor Ort aktiv gewesen. Mehr als 400 Personen hätten sich Kontrollen unterziehen müssen. Die Bilanz: 70 Delikte im Bereich der Betäubungsmittelkriminalität seien aufgefallen, 35 Verstöße gegen das Waffengesetz geahndet und zwölf Diebstahlsdelikte aufgeklärt worden.

„Wir sind gemeinsam mit der Bundespolizei Streife gegangen, konnten deren Räumlichkeiten am Bahnhof mitnutzen“, berichtet der Chef des Polizeireviers. Das Modell habe sich bewährt. Auch aktuell werde eine enge Zusammenarbeit mit der Bundespolizei angestrebt. „Wir arbeiten Hand in Hand.“

In den vergangenen Monaten war es rund um den Elmshorner Bahnhof ruhig

„Zuletzt war es monatelang rund um den Bahnhof relativ ruhig“, so Buchwitz weiter. In den vergangenen Wochen sei jedoch die Zahl der Straftaten wieder angestiegen. So sei es zu einer Vielzahl von Taschendiebstählen aus Fahrradkörben gekommen. Auch Körperverletzungs- und Drogendelikte hätten zugenommen.

Am 16. Juni sei dann ein Polizeibeamter an der Unterführung zur Geschwister-Scholl-Straße in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof von einem flüchtenden Straftäter attackiert und schwer verletzt worden. Offenbar erhielt der Polizist einen Schlag gegen den Kopf. Der Fall ist noch nicht aufgeklärt.

Bahnhof Elmshorn: Im Juni stieg die Zahl der Straftaten deutlich an

„Die Messerattacke war jetzt der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat“, so der Revierleiter weiter. Dank Unterstützungskräften aus der Polizeidirektion Bad Segeberg und Änderungen in den Dienstplänen seien die Beamten am Wochenende in dem Bereich sehr stark präsent gewesen.

Das hat sich ausgezahlt. Bei einem 24 Jahre alten Pinneberger stellten die Beamten Marihuana und einen Teleskopschlagstock fest. Marihuana hatte auch ein 25 Jahre alter Mann aus Heide dabei, der in der Bahnhofsunterführung kontrolliert wurde.

Drogen,Waffen und „Drogengeld“ rund um den Bahnhof Elmshorn sichergestellt

In der Nähe der Skaterbahn kontrollierten Beamte einen Elmshorner (23) – und stießen ebenfalls auf Marihuana. Sein 20 Jahre alter Begleiter aus Kellinghusen versuchte wegzulaufen und wurde gestellt. Bei ihm entdeckten die Beamten mehrere zum Verkauf abgepackte Marihuanapäckchen sowie mehr als 1000 Euro, bei denen es sich um „Drogengeld“ handeln könnte.

Die Polizisten nahmen am Bahnhof zwei randalierende Personen vorläufig in Gewahrsam. Einen 25 Jahre alten Mann wies ein Amtsarzt in die Psychiatrie ein. Eine 46 Jahre alte, stark alkoholisierten Frau beleidigte die Beamten. Sie beruhigte sich später, sodass sie nicht in der Zelle landete.

Beamte stellen auf dem Steindammparkdeck einen Baseballschläger sicher

Auch eine Körperverletzung auf dem Steindammparkdeck beschäftigte die Beamten. Dort waren ein 23 Jahre alter Elmshorner und ein 20 Jahre alter Mann aus Pinneberg aneinandergeraten.

Die Polizei stuft den älteren der Kontrahenten als Aggressor ein und stellte einen Baseballschläger in seinem Auto sicher, mit dem der Mann sein Opfer bedroht haben soll.

Bahnhof Elmshorn: Auch Verkehrskontrollen gehören zum Einsatzgeschehen

Auch Verkehrskontrollen im Umfeld des Bahnhofs gehören zum Einsatzgeschehen. Acht Verkehrsverstöße wurden geahndet – etwa abgelaufene oder fehlende Versicherungskennzeichen, nicht zugelassene Veränderungen an Fahrzeugen sowie ein Fahren ohne Fahrerlaubnis.

Buchwitz stuft die Bilanz des ersten Kontrollwochenendes als Erfolg ein. „Die Maßnahme dauert noch bis zum Monatsende an, wir gucken uns die Lage wöchentlich an“, so der Polizeichef. Die Beamten würden „so lange wie notwendig“ die Sonderlage aufrechterhalten.

Bahnhof Elmshorn: Kontrollen schwerpunktmäßig nachts sowie am Wochenende

Und man gehe mit Augenmaß an die Aufgabe heran. „Kein normaler Reisender muss befürchten, in eine Kontrolle zu geraten“, so Buchwitz weiter. Die Beamten seien insbesondere nachts sowie an den Wochenenden im Einsatz – und hätten ein Auge dafür, bei wem eine Kontrolle erfolgversprechend sei.

Erfahrungsgemäß führe eine verstärkte Kontrolltätigkeit zunächst zu einem Anstieg der Fälle. „Gerade bei Drogendelikten holen wir die Straftaten aus dem Dunkelfeld heraus“, so der Leiter des Polizeireviers weiter. Mittelfristig würden die Fallzahlen dann aber sinken.

Bahnhof Elmshorn: Videoüberwachung fällt bei der Aufklärung von Straftaten

Ein weiterer Faktor, um Straftaten rund um den Bahnhof einzudämmen, ist die 2013 eingeführte und 2016 erweiterte Videoüberwachung. Sie betrifft den Holstenplatz, den Bahnhofstunnel und Teile der Mühlenstraße.