Kreis Pinneberg. Seit Wochen kein Regen, die Pflanzen leiden, die Waldbrandgefahr steigt. Was das für die Wasserversorgung im Kreis Pinneberg bedeutet.
Das Getreide verdorrt, Moorseen trocknen aus, die Gefahr von Waldbränden steigt: Landwirte, Feuerwehren, Forstfachleute, aber auch die Stadt- und Wasserwerke sind in Alarmbereitschaft. Die anhaltende Trockenheit führt bereits jetzt zu ersten Schäden. Fällt nicht bald Regen, dann könnte die Situation für Landwirte ähnlich katastrophal werden wie in den Dürrejahren 2018, 2019 und 2022.
Die letzten nennenswerten Niederschläge hat es im Kreis Pinneberg am 22. Mai gegeben – und auch in den nächsten Tagen und Wochen ist nicht damit zu rechnen. Die Wasserversorgung ist zwar noch nicht gefährdet, aber die Landwirte machen sich Sorgen. Schon jetzt sind bis zu 30 Prozent Ertragsverlust bei der Wintergerste zu verzeichnen.
Kreis Pinneberg: „Ungewöhnlich trocken“ – Natur braucht dringend Regenwasser
„Der Mais und das Sommergetreide benötigen dringend Wasser, der Raps ist okay“, sagt Daniela Rixen, Sprecherin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Die allgemeine Lage in Schleswig-Holstein schätzt sie so ein: „Wir sind verhalten besorgt.“
Peer Jensen-Nissen, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Pinneberg, geht von Ertragseinbußen für die hiesige Landwirtschaft aus. Aber er sagt auch: „Ein Schauer kann zu diesem Zeitpunkt das Blatt noch wenden, denn das Getreide lebt von den ersten 30 Zentimetern Boden. Das müsste dann aber in den nächsten 10 bis 14 Tagen passieren.“
Landwirte, die ihre Felder bewässern wollen, benötigen dafür eine Genehmigung, egal, ob dafür Grund- oder Oberflächenwasser entnommen wird. Und sie müssen dafür zahlen. „Die Höhe wird im Wasserabgabengesetzes des Landes geregelt“, sagt Matthias Kissing, Sprecher des Ministeriums für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur. „Diese Regelung besteht in Schleswig-Holstein schon seit mehreren Jahrzehnten.“
Land- und Forstwirte müssen für das Bewässern ihrer Flächen zahlen
Das gelte nicht nur für Landwirte, sondern auch für die Forstwirtschaft. „Die müssen zahlen, wenn sie eine zulassungspflichtige Wasserentnahme durchführen und die Abgabe für das Veranlagungsjahr mehr als 200 Euro beträgt“, teilt das Ministerium mit.
Um perspektivisch den sorgsamen und nachhaltigen Umgang mit Grund- und Oberflächenwasser nicht nur für Bewässerungszwecke, sondern generell für die Brauch- und Trinkwassernutzung auch in Zeiten des Klimawandels sicherzustellen, sei die Entwicklung und Umsetzung einer Wassermanagementstrategie für Schleswig-Holstein geplant, kündigt Matthias Kissing an.
Der Dürremonitor zeigt für den Kreis Segeberg eine „ungewöhnliche Trockenheit“ an
Durch den Klimawandel sind Dürren in Europa deutlich wahrscheinlicher und auch intensiver geworden, stellt das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung fest. Es sei schlicht wärmer geworden – in Deutschland im Durchschnitt um zwei Grad – und dadurch die Winter kürzer, in denen sich Grundwasser, Seen und Böden wieder auffüllen könnten. Außerdem gebe es zunehmend lang anhaltende Wetterlagen –etwa Hochdruckgebiete ohne Regenfälle.
In den Kreisen Pinneberg und Segeberg sind die Böden „ungewöhnlich trocken bis 1,8 Meter Tiefe“, so zeigt es der laufend aktualisierte Dürremonitor des Leipziger Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung an. Für Schleswig-Holstein und die meisten anderen Länder in Deutschland ist das der aktuelle Spitzenwert. Anderswo ist es schlimmer: In Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin und in Teilen Niedersachsens herrscht Dürre-Warnstufe 5 und somit eine „außergewöhnliche Dürre“.
Die Feuerwehren beobachten die Lage, sind aber noch nicht in Alarmbereitschaft
Im Kreis Segeberg herrscht bei den Feuerwehren bereits Alarmbereitschaft. Denn dort gibt es ausgedehnte Waldflächen. Das ist im Kreis Pinneberg in diesem Maße nicht der Fall. „Wir haben noch keine erhöhte Alarmbereitschaft“, sagt Dennis Renk, Sprecher des Kreisfeuerverbandes. Beobachtet werde die Situation aber dennoch, um im Ernstfall schnell eingreifen zu können. Im Nachbarkreis Segeberg gilt inzwischen die Stufe drei bis vier für Waldbrandgefahr.
Unter dieser Dürre leiden zahlreiche Pflanzenarten, die ihr Wasser teilweise aus tieferen Bodenschichten ziehen, denn dort fehlt zurzeit die Feuchtigkeit. Dazu zählen unter anderem Laubbäume wie Eichen und Linden. Frank Schoppa, Vorsitzender des Fördervereins Kulturlandschaft Pinneberger Baumschulland, hatte bereits vor Monaten darauf hingewiesen, dass der sinkende Grundwasserstand die Bäume unter Stress setze. Laubbäume kämen damit besser zurecht, trotzdem sei zu beobachten, dass die Belaubung Lichter werde.
Keine Gefährdung der Trinkwasserversorgung im Kreis Pinneberg
Die Trinkwasserversorgung im Kreis Pinneberg ist zurzeit noch nicht gefährdet. „Unsere Trinkwasserbehälter sind ausreichend gefüllt, es gibt aktuell keine Knappheit“, sagt Sören Schuhknecht, Leiter der Stadtwerke Elmshorn. „Ungeachtet dessen ist Wassersparen nicht nur lokal, sondern bundesweit ein Gebot der Stunde, was zudem auch die jeweiligen Haushaltskassen entlastet.“
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Schuhknecht weist darauf hin, dass der Wasserverbrauch in den vergangenen Wochen gestiegen ist. Zurückzuführen sei das im Wesentlichen auf Temperaturen, Wetterlage und Jahreszeit mit den entsprechenden Aktivitäten dazu (Befüllung von Gartenpools oder Gartenbewässerung). „Im Durchschnitt haben wir einen täglichen Verbrauch pro Kopf von bis zu 130 Litern Trinkwasser. Davon werden maximal drei Liter getrunken, der Rest wird als Brauchwasser verwendet.
Kreis Pinneberg: Bäume im öffentlichen Bereich werden mit Wasser versorgt
In Elmshorn und teilweise auch in den Umlandgemeinden werden derzeit Bäume im öffentlichen Bereich, vor allem bis zu zwei Jahre alte Neuanpflanzungen, bewässert. Die Bevölkerung wurde bisher noch nicht zum Bewässern von Straßenbäumen aufgefordert.
Im Kreis Segeberg gibt es seit einigen Jahren ein prominentes Indiz für den Stand der Trockenheit: Ist die Alsterquelle in Henstedt-Ulzburg versiegt, ist erhöhte Wachsamkeit geboten. Das war zuletzt im August 2022 der Fall. Erstmals ist dieses Phänomen im Jahre 2018 aufgetreten. Auf den Wasserstand der Binnen- und Außenalster hatte das kurzzeitige Versiegen der Quelle bisher jedoch keinen nennenswerten Einfluss.