Helgoland. Aktuell werden vermehrt Kadaver und dahin siechende Tiere gefunden. Darum gelten für Besucher und Touristen jetzt spezielle Regeln.
Die Nordseeinsel Helgoland hat nach wie vor mit den Auswirkungen der Vogelgrippe zu kämpfen. Nachdem schon Naturschützer merklich dezimierte Wildvogel-Bestände beklagt hatten, warnt die Gemeinde ihre Besucher aktuell vor dem Berühren und Einsammeln toter oder erkrankter Wildvögel. Touristen sollten Vorsicht walten lassen.
In einem am Dienstag verbreitetem Schreiben heißt es: „Fassen Sie keine toten Vögel an! Verhindern Sie einen Kontakt Ihres Hundes mit toten Vögeln! Es herrscht Leinenpflicht.“ Wer Kontakt zu einem infizierten Vogel hatte, soll 48 Stunden lang keinen Geflügelstall betreten. Schuhe sollen nach einem Klippenbesuch gereinigt werden.
Nordsee: Helgoland warnt Gäste vor „erkrankten und toten Vögeln“
Die Meldung von toten Tieren beim Veterinäramt sei nicht notwendig. Das Einsammeln der Kadaver werde von den Behörden geregelt. Derzeit erkranken und sterben viele Meeresvögel an der Vogelgrippe, heißt es weiter. „Vermeiden Sie jeden Kontakt zu kranken oder toten Vögeln. Für Menschen ist die Gefahr der Ansteckung gering. Sie können sich bedenkenlos am Strand aufhalten (im Wasser baden, im Strandsand spielen).“
Schon im April hatten Naturschützer Alarm auf der Hochseeinsel geschlagen. Es seien deutlich weniger Basstölpel an ihren angestammten Nistplätzen zu sehen, sagte etwa Elmar Ballstaedt, Schutzgebietsbetreuer für Helgoland des Vereins Jordsand.
Vor allem auf dem Felsen Lange Anna sei die Dezimierung deutlich
Vor allem auf den Plateaus und auf dem Felsen Lange Anna sei die Dezimierung deutlich. Wie viele Brutpaare auf Deutschlands einzige Hochseeinsel kommen, war noch unklar. Aber: Es werden aber definitiv weniger sein als sonst, sagt Ballstaedt.
Der Grund für den Einbruch der Bestände liege schon etwas zurück: Jahrelang tauchte die Vogelgrippe im Zusammenhang mit dem Vogelzug hierzulande nur im Winterhalbjahr auf. Doch 2022 verschwand der hochansteckende Erreger nicht mehr und sorgte in den Seevogelkolonien an der Nordseeküste für immense Verluste.
Helgoland: Tödliches Virus dezimiert Vogelbestände auf der Hochseeinsel
„Ein Ausbruch mitten in der Brutzeit wie im vergangenen Jahr war völlig neu“, sagt Florian Packmor, zuständig bei der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer für Brutvögel. Weil das Virus aber auch in diesem Jahr entlang der Küste ständig nachgewiesen wird, sahen Wissenschaftler und Naturschützer mit Sorge auf die Brutzeit auf Helgoland und in den Wattenmeer-Nationalparks.
Vor verheerenden Ausbrüchen wie im vergangenen Jahr wollen sie die Kolonien unbedingt schützen. Denn: Die Vogelgrippe ist eine Virusinfektion, die nahezu alle Vogelarten betreffen kann. Sie ist für Vögel hoch ansteckend und führt auch zu erheblichen Verlusten in Geflügelbeständen, sollte das Virus dort eingetragen werden.
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Auf Helgoland war bei den Wildvögeln der Bruterfolg der Basstölpel schon im vergangenen Jahr unterdurchschnittlich. Ein Phänomen, das dort seit dem Ausbruch im Sommer an einigen Basstölpeln beobachtet wird, ist eine andere Augenfarbe.
Mysteriöse schwarze Augen: Ein Indiz für die Krankheit?
Manche Vögel, die an dem Virus gestorben sind, aber auch noch lebende, haben komplett oder teils schwarze Augen. „Das sieht aus wie Kontaktlinsen an Halloween“, sagt Ballstaedt. Vor der Vogelgrippe sei eine solche Verfärbung nie aufgetreten – daher könne davon ausgegangen werden, dass diese Tiere genesen seien. Noch wisse man aber zu wenig über die Immunität bei den Wildvögeln.