Kreis Pinneberg. Nach Entsorgerwechsel wartet Helmuth Ahrens fünf Monate auf neue Abfalltonne – wie viele andere auch. Erst jetzt bewegt sich etwas.

Das Verteilungschaos um die Gelben Abfalltonnen des neuen Entsorgers RMG Rohstoffmanagement aus Hessen nimmt immer groteskere Züge an. Immer noch haben zahlreiche Haushalte im gesamten Kreis Pinneberg keine Tonne oder aber einen Behälter in falscher Größe erhalten.

Darunter war bis Mitte dieser Woche auch Kreispräsident Helmuth Ahrens, der mit seiner Frau Katrin seit Dezember in Halstenbek bislang vergeblich auf die 240-Liter-Tonne gewartet hat, die sie vorher jahrelang von der GAB zur Verfügung gestellt bekamen.

Anfragen des Kreispräsidenten beantwortet RMG seit Monaten nicht

Erst Mitte der Woche stand sie plötzlich vor seiner Grundstücksauffahrt, wundert sich Ahrens. Da hatte das Abendblatt bereits mehrfach den Entsorger RMG auf das Malheur hingewiesen. Zuvor sagte Ahrens: „Das ist schon sehr ärgerlich.“ Mehrfach hatte sich Ahrens selbst schriftlich beim neuen Entsorger für die Verpackungsabfälle beschwert. Aber nichts sei passiert. „Die beantworten seit Monaten schon nicht mehr unsere Mails“, sagte er.

Auch seine letzte Anfrage von Mitte Mai blieb unbeantwortet. Darin schrieb Ahrens: „Mit völligem Unverständnis müssen wir leider feststellen, dass Sie trotz Ihrer Zusage, Anfragen je nach Arbeitsanfall werktags in der Regel innerhalb von 24 bis 72 Stunden zu bearbeiten keinerlei Rückmeldung Ihrerseits erhalten haben noch die beanspruchte Gelbe Tonne geliefert wurde.“

Ahrens forderte in dem Schreiben den Entsorger auf mitzuteilen, „wie Sie nun mit der vertragswidrigen Nichtbereitstellung der Gelben Tonne umzugehen gedenken.“ Doch Funkstille bis zu dieser Woche.

Familie Ahrens sammelte den Verpackungsabfall in der Papiermülltonne

Familie Ahrens behalf sich monatelang damit, den Verpackungsmüll in Tüten einzusammeln und diese bis zur Abholung in der Papiermülltonne zu lagern, um kein unliebsames Ungeziefer anzulocken. „Ein unhaltbarer Zustand“, ärgerte sich Ehefrau Katrin Ahrens, die bald zur neuen Bürgervorsteherin in ihrer Gemeinde gewählt werden wird.

Katrin und Helmuth Ahrens mussten wie viele andere Bürgerinne und Bürger im Kreis Pinneberg auch, monatelang ihre Verpackungsabfälle in Tüten sammeln, weil der neue Entsorger RMG ihnen noch keine zugesagte Gelbe Tonne geliefert hatte. Foto: Fuchs
Katrin und Helmuth Ahrens mussten wie viele andere Bürgerinne und Bürger im Kreis Pinneberg auch, monatelang ihre Verpackungsabfälle in Tüten sammeln, weil der neue Entsorger RMG ihnen noch keine zugesagte Gelbe Tonne geliefert hatte. Foto: Fuchs © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Presseanfragen dazu beantwortet RMG wie so oft bisher nicht konkret. Außer dass das Unternehmen nach wiederholter Anfrage des Abendblatt schließlich doch pikiert feststellte: „Wir bedauern, dass Herr Ahrens bislang kein Gefäß von uns erhalten hat. Wir werden ihm ein solches umgehend zur Verfügung stellen“, kündigte RMG-Sprecher Marius Schröder noch am selben Tag an, als Ahrens die Tonne bekam.

Entsorger behauptet, ihm seien zu wenige Tonnen von der GAB genannt worden

Ansonsten behauptet der neue Entsorger, der seit Januar für drei Jahre für die Entsorgung der Verpackungsabfälle zuständig ist, nicht Schuld für das Verteilungschaos im Kreis Pinneberg zu sein. „Im Kreisgebiet haben wir bereits über 80.000 Gelbe Tonnen verteilt, obwohl die auf den von der GAB mitgeteilten Daten beruhende Ausschreibung lediglich rund 77.000 Behältnisse vorgesehen hatte“, teilt Schröder mit.

Zudem seien die Änderungswünsche der Kreis Pinneberger Bürger dafür verantwortlich, die nun plötzlich eine kleinere Tonne im 120-Liter-Format oder eine größere mit 240-Liter Fassungsvermögen wünschten, die sie vorher nicht gehabt hätten.

RMG: Am Chaos seien die Änderungswünsche der Bürger schuld

Doch das ist so nicht richtig, wie das Beispiel von Kreispräsident Ahrens zeigt, der seit Einführung der Gelben Tonne 2019 von der GAB eine 240-Liter-Tonne erhalten hatte und diese auch jetzt wiederhaben wollte. Ebenso ergeht es schon seit Monaten Jörg Mainzer in Tangstedt, der auch immer noch keine Gelbe Tonne in der 120-Liter-Größe erhalten hat, die bis Ende Dezember jahrelang auf seinem Grundstück stand.

Auch er bekäme seit Wochen keine Antworten dazu von RMG auf seine Mailanfragen. „Da herrscht Schweigen im Walde“, sagt Mainzer. Nun hofft der Tangstedter auf den neuerlichen Verteilungsplan von RMG, der ihm bis Pfingsten eine solche erneut in Aussicht stellt, die aber bis Mittwoch dieser Woche immer noch nicht geliefert wurde.

Es fehlen noch in fast allen Orten des Kreises Gelbe Tonnen

Diese neuerliche Verteilplan von RMG sieht nun vor, dass die betroffenen Haushalte zum Teil noch bis Ende Juni auf ihre fehlenden Gelben Tonnen warten müssen. Und er offenbart, dass in 44 der betroffenen 48 Städte und Gemeinden des Kreises Pinneberg Gelbe Tonnen fehlen.

Pinnebergs Kreispräsident Ahrens musste fünf Monate lang auf Gelbe Tonne warten – da steht sie nun.
Pinnebergs Kreispräsident Ahrens musste fünf Monate lang auf Gelbe Tonne warten – da steht sie nun. © Burkhard Fuchs | Helmuth Ahrens

Bis Pfingsten sollten sie demnach in Appen, Ellerbek, Haselau, Haseldorf, Hasloh, Heist, Hetlingen, Holm, Klein Nordende, Moorrege, Rellingen, Tangstedt und Wedel ausgeliefert sein. Danach sollten bis zum 2. Juni Elmshorn, Groß Nordende, Halstenbek, Heidgraben, Klein Offenseth-Sparrieshoop, Neuendeich, Raa-Besenbek, Seester, Seestermühe und Uetersen folgen. Bis zum 9. Juni müssten sich die Haushalte in Borstel-Hohenraden, Kummerfeld, Prisdorf, Schenefeld und Tornesch gedulden.

Die letzten Tonnen sollen nun bis Ende Juni ausgeliefert sein

In Barmstedt, Bokel, Bokholt-Hanredder, Brande-Hörnerkirchen, Bullenkuhlen, Ellerhoop, Groß Offenseth-Aspern, Heede, Kölln-Reisiek, Osterhorn, Pinneberg, Seeth-Ekholt und Westerhorn sollen sie bis zum 16. Juni ausgeliefert sein.

Und die letzten fehlenden Gelben Tonnen würden danach bis zum 23. Juni in Bilsen, Hemdingen und Langeln verteilt sei, so der RMG-Tourenplan, der nun schon mehrfach über den Haufen geworfen wurde.

Die Entleerung der Tonnen scheint aber wohl gut zu klappen

Immerhin scheint aber wohl der Abtransport du die Leerung der vorhandenen Gelben Tonnen zu funktionieren. Der Abtransport würde „überwiegend reibungslos verlaufen“, wie die wenigen Beschwerden dazu zeigten, heißt es von Kreisseite.

Und auch der Systemträger BellandVision aus Bayern, der RMG für 2023 bis 2025 mit der Entsorgung der Verpackungsabfälle mit Gelben Tonnen und nicht mit Gelben Säcken beauftragt hat, lässt mitteilen: „Für unser Haus können wir Ihnen mitteilen, dass die Reklamationen deutlich abgenommen und im Wesentlichen nur noch den Tausch von vorhandenen Behältern (120 Liter MGB zu 240 Liter MGB oder umgekehrt) zum Inhalt haben.“

RMG-Sprecher bittet die Bürgerinnen und Bürger um Entschuldigung

Und weiter von BellandVision: „Die eigentliche Erfassungsdienstleistung verläuft unseres Kenntnisstandes nach zudem beschwerdefrei. Unabhängig davon können wir Ihnen versichern, dass wir weiterhin in kontinuierlichem und engem Austausch mit der RMG Rohstoffmanagement GmbH stehen.“ Und RMG-Sprecher Schröder betont noch: „Für die entstandenen Unannehmlichkeiten möchten wir die Bürgerinnen und Bürger um Entschuldigung bitten.“