Quickborn. Damit Besucher das beliebte Ausflugsziel bei Quickborn nicht schädigen, betreibt der Förderverein schon jetzt enormen Aufwand.
Sie sind die leidenschaftlichen Moorschützer im Quickborner Himmelmoor, das das Land gerade erst zum Naturschutzgebiet erklärt hat – die 65 Mitglieder des Fördervereins. Die Arbeit auf dem 600 Hektar großen Areal verrichten sie zum Teil als offizielle Dienstleister für den Naturschutz im Auftrag des Kreises Pinneberg. Das heißt, sie entkusseln das Moor, gestalten die Wege, befestigen die Aussichtspunkte und säubern das ehemalige Torfwerk.
Was im neuen Jahr anliegt, stellte der Verein nun vor. Demnach soll vor allem Schülern und Erwachsenen die einzigartige Flora und Fauna des einst größten Hochmoores in Schleswig-Holstein nahegebracht werden. Im April finden die ersten Termine statt. Auch das Torfwerk wird zu besichtigen sein, wenn von Ostern an die Torfbahn wieder durchs Moor zuckelt.
„Allein im September war ich wohl 90 Stunden hier im Himmelmoor“, sagt Theo Hildebrecht. Nicht zum Ausruhen, Genießen oder Spazierengehen. Der Quickborner Naturliebhaber gehört dem Vorstand des Fördervereins an, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, mit ehrenamtlichem Einsatz die Renaturierung des Himmelmoores nach dem Ende des 150 Jahren währenden industriellen Torfabbaus zu begleiten. Im Herbst galt es, Sträucher und Gestrüpp mit Schaufel, Harke und Schere zu entfernen, damit sich das Moor wieder vernässen kann, wie es die Stiftung Naturschutz, die das Gelände von den Landesforsten inzwischen gepachtet hat, vorhat.
Das sei Schwerstarbeit gewesen, sagt Mitstreiter Rainer Naujox. Mit ein paar Dutzend Leuten hätten sie die zugewucherten Ecken des Moores freigelegt. Der Quickborner Bauhof half, das Gestrüpp und Gehölz mit Lastern abzutransportieren. Wer das gehäckselte Grünzeug für seinen Garten gebrauchen kann, darf es jetzt kostenlos am Torfwerk abholen.
Damit die Besucher des nun offiziell geschützten Moores sich nicht verlaufen und etwa die falschen Wege nehmen, mussten einige Trampelpfade wieder dichtgemacht werden, erklärt Mitstreiter Wolfgang Korndörfer. Die zu nutzenden Wege wurden mit Kies befestigt und ausgekoffert. Die Aussichtsplattform, die einen grandiosen Rundblick über das Himmelmoor bietet, erhält einen Zaun aus Totholz, damit die Hunde der Moorbesucher hier keine Schäden mehr anrichten können. Zwei Architektinnen berieten und beaufsichtigten diese Arbeiten.
Im Frühling brüten Moorvögel wie Kiebitze und Kraniche im Himmelmoor
Erste Erfolge ihres Schaffens seien zu erkennen. „Das Torfmoos breitet sich auf den kleineren Flächen wieder gut aus. Der Sonnentau ist immer mehr zu sehen“, freut sich Hildebrecht. Im Frühling würden hier Moorvögel wie Kiebitze, Kraniche und Blaukehlchen beim Brüten und im Sommer Eidechsen und Libellen zu beobachten sein. Alle Arbeiten müssten sie akribisch mit der Stiftung Naturschutz, der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Pinneberg und mit der Stadt Quickborn absprechen und genehmigen lassen. Das führt auch dazu, dass ihr Vorhaben, im stillgelegten Torfwerk ein Museum einzurichten, das die Geschichte des Himmelmoores vom Wachsen des Torfmooses bis zum industriellen Torfabbau beleuchten soll, etwas ins Stocken geraten ist. „Wir werden wohl noch zwei bis drei Jahre dafür brauchen“, schätzt Korndörfer.
Als Erstes hätten sie nun den Torfstaub, der sich in den vergangenen 50 Jahren auf den im Torfwerk abgestellten großen Maschinen und Geräten abgelagert hat, feinsäuberlich abtragen müssen. Das sei von einer Hamburger Gartenbaufirma mit Spezialsaugern erledigt worden. Diese Auflage machte der Brandschutz des Kreisbauamtes den Museumsmachern, damit hier nichts Feuer fangen kann. Auch die Zahl der Besucherinnen und Besucher bei Veranstaltungen sollten sie aus Gründen des Brandschutzes von 100 auf 30 Leute reduzieren.
Zu Ostern und dann bis Oktober werden die ehrenamtlichen Helfer am Wochenende aber das alte Torfwerk immer von 12 bis 16 Uhr für die Besucher öffnen, kündigt Korndörfer an. Dann startet die AG Torfbahn auch wieder ihre öffentlichen Touren durch das Moor.
Die erste Führung durchs Moor findet am 12. April statt
Im Torfwerk sind bereits einige historische Geräte und Maschinen zu besichtigen, auch Schautafeln wurden bereits aufgestellt. Es fehlten noch elektrische Leitungen für eine Beleuchtung sowie ein museumspädagogisches Konzept. Und für die Ausstellungsstücke, die besonders geschützt und nicht der Kälte und Feuchtigkeit in der Halle ausgesetzt werden dürften, solle noch ein geschlossener Raum mit einer Bühne für Veranstaltungen geschaffen werden, kündigt Ingo Konau an.
„Wir gehen davon aus, dass wir etwa 75.000 Euro in unser Torfwerkwerkmuseum investieren müssen“, sagt Naujox. Das werde nur mit Hilfe von Sponsoren möglich sein. Und bei kalten und klammen Temperaturen in Herbst und Winter werde das alte Torfwerk nicht öffnen, ist Hildebrecht überzeugt. Es sei denn, die große Halle würde abgedichtet und beheizt werden können.
Mit der Volkshochschule sind bereits die ersten Führungen durch das Himmelmoor vereinbart. Die beginnen am Mittwoch, 12. April. Weitere Termine sind für den 10. Mai und 14. Juni jeweils um 17 Uhr geplant. An den Sonnabenden, 22. April, 20. Mai, 17. Juni und 15. Juli starten die Führungen bereits um 9.30 Uhr. Unter dem Motto: „Von der Torf-Industrie zum Naturschutz“ dauern diese Führungen des Fördervereins jeweils etwa drei Stunden.
„Entdecken Sie das Himmelmoor bei einer Wanderung vom Torfwerk als Industriedenkmal in der einzigartigen moortypischen Natur“, heißt es dazu in der Ankündigung der Quickborner VHS. Nach dem jahrhundertelangen Torfabbau wandele sich das Himmelmoor mit seiner moortypischen Pflanzen- und Tierwelt nun zu einem schützenswerten Kleinod am Rande von Quickborn. Anmeldungen über die VHS (E-Mail: vhs@quickborn.de oder telefonisch unter 04106/612 99 60).
Auch Schulklassen und Firmen dürften sich gerne melden, wenn sie geführte Ausflüge, Wanderungen oder den Naturlehrpfad besuchen möchten. Diese sollen sich direkt an den Förderverein unter der Mailadresse post@foerderverein-himmelmoor.de oder per Telefon unter 04106/ 975 72 75 anmelden.
Alle Besucher sollten festes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung sowie Fotoapparat, Fernglas, Getränke und Verpflegung mitbringen, rät Hildebrecht. „Kleine Pausen können unterwegs eingeplant werden.“ Toiletten gebe es allerdings nicht.