Schenefeld. Neuer Stadtkern, neue Kita, Neustart des Sportrestaurants: Es tut sich etwas. Schwierig wird wohl aber die Sanierung des Schulzentrums.

Die Schenefelder haben 2023 zweimal die Wahl. Im Mai bestimmen sie die Zusammensetzung der Ratsversammlung und des Kreistages – und voraussichtlich im November entscheiden sie, wer künftig an der Spitze der Verwaltung steht. „Einen genauen Termin für die Bürgermeisterwahl gibt es noch nicht“, sagt Amtsinhaberin Christiane Küchenhof. Unklar ist weiter auch, ob sich die langjährige Verwaltungschefin um eine vierte Amtszeit für sechs Jahre bewirbt. „Ich werde mich zu gegebener Zeit erklären“, sagt die 55-Jährige. Auf das Amt als Wahlleiterin hat sie verzichtet – ein Fingerzeig für die vierte Kandidatur? Man darf gespannt sein.

„Wir sind finanziell gut aufgestellt“, so Küchenhof weiter. Der verabschiedete Haushaltsplan schreibt schwarze Zahlen, im Ergebnisplan ist sogar ein Überschuss von 1,938 Millionen Euro aufgeführt. „Das macht es komfortabel für uns, Projekte anzugehen“, so Küchenhof.

1. Stadtkern

Der Rahmenplan für den neuen Stadtkern wird nach Diskussionen in der Politik, der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange sowie einer Bürgerbeteiligung in den Jahren 2020 bis 2022 voraussichtlich final im März 2023 von der Ratsversammlung beschlossen und beim Land eingereicht. Land, Bund und Stadt tragen die öffentlichen Mittel zu je einem Drittel. Bestandteile des Rahmenplans sind das Maßnahmenkonzept und eine Finanzierungsübersicht für die kommenden zehn bis 15 Jahre. „Wir werden jetzt die Planungen fortsetzen und weitere Gutachten einholen“, kündigt die Bürgermeisterin an. Besonders wichtig sei eine Machbarkeitsstudie zum Bürgerzentrum, die in diesem Jahr erarbeitet werden soll. Das Bürgerzentrum auf dem Holstenplatz ist das Herzstück des neuen Stadtkerns. Dort sollen etwa Bücherei und Volkshochschule einziehen – und die komplette Verwaltung. „Das wird riesig“, sagt Küchenhof. Die Öffentlichkeit soll ebenfalls beteiligt werden – geplant sei ein Stadtspaziergang im März. Die Planungen zum Umbau der L 103 (LSE), die in der Ortsdurchfahrt ihren trennenden Charakter verlieren soll, werden mit dem Bauentwurf fortgesetzt und mit dem Landesbetrieb in Itzehoe erörtert. Die Genehmigung der Planung wird dort beantragt – geplanter Baubeginn ist das Jahr 2025. Für die Realisierung des Stadtkerns hat sich Schenefeld mit der Gesellschaft für Ortsentwicklung und Stadterneuerung (GOS) einen Sanierungsträger gesucht, der im Juni 2022 die Arbeit begonnen hat. „Wir sind dort in guten Händen“, betont die Bürgermeisterin.

2. Sanierung Schulzentrum

Seit Ende September 2019 liegt eine Machbarkeitsstudie vor, wie das in die Jahre gekommene Schulzentrum modernisiert werden kann. Damals waren Kosten in Höhe von 42 bis 45 Millionen Euro kalkuliert worden. Das ist längst nicht mehr aktuell. „Wir kratzen an 100 Millionen Euro“, so Küchenhof. Im Dezember sei mit den Architekten nach Einsparpotenzialen gesucht worden, jedoch ohne großen Erfolg. Da das Land bis dato lediglich bis zu drei Millionen Euro Fördergelder in Aussicht gestellt habe, stehe die Stadt vor einem großen Problem. Küchenhof: „Unsere Schmerzgrenze lag bei 50 Millionen Euro, natürlich sind die Schulleitungen aktuell sehr betrübt.“14 Millionen Euro hat die Stadt im Haushalt 2023 für die Sanierung von Gymnasium und Gemeinschaftsschule bereitgestellt, eigentlich sollten die 1100 Schüler nach den Sommerferien in ein Containerdorf auf der Bürgerwiese umziehen. Wie es jetzt weitergeht, „muss die Politik fixieren“, so die Bürgermeisterin. Voraussichtlich werde dazu noch in diesem Monat der Hauptausschuss tagen.

Die wichtigsten Punkte der Agenda 2023 für Schenefeld.
Die wichtigsten Punkte der Agenda 2023 für Schenefeld. © HA Grafik, HA Infografik, F. Hasse | Frank Hasse

3. VHH-Busbetriebshof

Jahrelang hat die Stadt die Pläne der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) blockiert, die von der VHH erworbene Fläche der abgebrannten Sportwelt Schenefeld an der Holzkoppel in den geplanten Neubau ihres Busbetriebshof einzubeziehen. Nachdem der Kreis 2022 einen Bauantrag der VHH genehmigte und die Stadt mit ihrem Widerspruch dagegen vor dem Verwaltungsgericht Schleswig scheiterte, besteht inzwischen Baurecht. „Wir gehen nicht weiter dagegen vor, das wäre sinnlos“, so Küchenhof. Sie spricht von einer vertanen Chance, an der Stelle einen Busparkplatz zu erhalten. Der Ball liege nun bei den VHH. Das Unternehmen hat zum Jahresbeginn ihre komplette Führungsspitze ausgetauscht. „Ich habe den neuen Chef noch nicht kennengelernt“, sagt die Verwaltungschefin. Sie will nun die Fläche, die von Seiten der Stadt der VHH für den Betriebshof angeboten wurde, schnell als Gewerbegebiet entwickeln lassen. Es handelt sich um den ehemaligen Spar-Parkplatz am Osterbrooksweg, der im städtischen Besitz ist. „Wir haben uns externe Hilfe für die B-Plan-Aufstellung gesucht und ein Büro dafür gefunden. Es ist mir wichtig, da Priorität reinzubringen.“

4. XFEL

Am 16. Januar erfolgt die Grundsteinlegung für das Besucherzentrum. „Wir hatten das von Beginn an befürwortet, leider war die Finanzierung zunächst schwierig“, sagt Küchenhof.

5. Kita Blankeneser Chaussee

500.000 Euro stehen im Haushalt bereit, der B-Plan ist in der Aufstellung. Dennoch rechnet Küchenhof erst mit einem Baubeginn Anfang 2024. Eigentlich sollte auf dem ehemaligen Grandplatz auch eine Sporthalle Platz finden, die Blau-Weiß 96 errichten wollte. Dafür fehlt jedoch der Platz. Aktuell wird in der Politik der Antrag von Grünen und SPD diskutiert, eine Unterflursporthalle zu bauen und obendrauf einen Kunstrasenplatz zu errichten. Erste Kostenschätzungen lassen das als wenig realistisch erscheinen.

6. Fama Schenefeld

Im Eckbereich Kiebitzweg/Buchsbaumweg/Ebenholzweg entsteht ein Seniorenwohnpark, der an das Fama in Lurup angegliedert werden soll. Bauherr ist der Hamburger Investor Arnold Mallesch, dem das 4000 Quadratmeter große Grundstück seit Langem gehört. Erste Arbeiten sind in der zweiten Jahreshälfte 2021 gestartet. Es entstehen 56 altengerechte Servicewohnungen. Probleme bei der Gründung und durch die Baustoffknappheit führten dazu, dass der eigentliche Bau erst im April 2022 starten konnte. Der Rohbau wird voraussichtlich Ende Januar abgeschlossen sein. Der Einzug der ersten Bewohner verschiebt sich von Frühjahr 2023 auf Januar 2024.

7. Lukas-Bau

Auf dem Areal neben dem Stadtzentrum hat sich seit Jahren nichts getan. Es gehört Lukas-Bau aus Hamburg. Verschiedene Anläufe des Investors, das mit einer Industriebrache belegene Gelände einer Neubebauung zuzuführen, sind am Widerstand der Politik gescheitert. 2021 haben die Söhne des verstorbenen Firmengründers einem Kompromissvorschlag des Planungsbüros AGN Leusmann zugestimmt, wie die Fläche Kiebitzweg 16–20 künftig bebaut werden könnte. „Ich habe demnächst einen Termin mit den beiden Söhnen. Es wäre schön, wenn der Schandfleck bald beseitigt werden könnte“, so Küchenhof.

8. Sportrestaurant

Zum 1. Januar hat die Stadt einen Pachtvertrag mit einer aus Portugal stammenden Familie abgeschlossen, die das seit 2016 leerstehende Restaurant und den nach Bruch eines Abwasserrohrs ramponierten Festsaal renovieren werden. Im Gegenzug zahlt die Stadt ihnen die Versicherungssumme für den Wasserschaden aus und senkt in der Anfangsphase die Pacht. „Wir haben tolle Pächter gefunden, das wird eine Bereicherung für Schenefeld“, verspricht die Bürgermeisterin.

9. Projekt Hauptstraße/Mühlenstraße

Der Firma Struck Wohnungsbau aus Kellinghusen gehört die Fläche an der Ecke Hauptstraße/Mühlenstraße. Den Altbestand – ein Restaurant und eine Werkstatt – hat sie 2022 abreißen lassen. Dort soll ein Mehrfamilienhaus mit 18 Einheiten entstehen. Der Bauantrag ist eingereicht und wird vom Kreis bearbeitet. Der Investor plant den Baubeginn für den Sommer 2023, so dass die Fertigstellung des Bauvorhabens Anfang 2025 erfolgen wird.

10. Kuss-Stiftung

Kuss steht für Kulturstiftung Schenefeld. Sie wird aus den Erlösen einer Erbschaft von 1,1 Millionen Euro finanziert, die die Eheleute Irma und Walter Schmalfeldt der Stadt Schenefeld vermacht haben. Ziel ist die Unterstützung und Stärkung von Kulturschaffenden – im Besonderen von Jugendlichen – in finanzieller und ideeller Hinsicht, erklärt Küchenhof. Sie will ein Antragsformular entwickeln lassen, um erste Projekte fördern zu können. Auch geht die Suche nach einem Logo für die Stiftung weiter. Ein Wettbewerb erbrachte bisher wenige Vorschläge, sodass die Frist eventuell verlängert werden soll.

11. Genossenschaften

Die Stadt hat ihren kommunalen Wohnungsbestand an den Wohnungsverein Hamburg von 1902 eG verkauft, die Übergabe ist zum 1. Januar 2023 erfolgt. Zu dem Grundstückspaket gehören bestehende Wohnanlagen in der Hauptstraße, dem Kreuzweg und in der Königsberger Straße sowie mehrere freie Grundstücke – und es gibt eine Absichtserklärung über den Verkauf des ehemaligen Postgrundstücks am Heisterweg. Die Genossenschaft beginnt in diesem Jahr mit den Planungen für die Modernisierungen und Neubauten, um den Bestand weiterzuentwickeln. Sie hat gegenüber der Stadt Zugeständnisse hinsichtlich der Miethöhe und der Belegungsrechte gemacht, die teilweise 30 Jahre gelten. Für die derzeitigen Mieter ändert sich nichts.