Halstenbek. Mit neuem Bürgermeister sollen viele Projekte endlich abgearbeitet werden. Das sind die Ziele von Wahlsieger Jan Krohn fürs neue Jahr.
Halstenbek wechselt aus – und zwar den Bürgermeister. Am 1. Februar übernimmt Wahlsieger Jan Krohn (CDU) das Amt von Claudius von Rüden (SPD). Mit dem neuen Mann an der Spitze soll auch ein Paradigmenwechsel verbunden sein.
„Ich will bestehende Beschlüsse anschieben, damit Weichenstellungen erfolgen und in den Jahren danach Resultate sichtbar werden“, sagt Krohn. Bereits im Bürgermeisterwahlkampf hatte der 55-Jährige bemängelt, dass die Vielzahl der Projekte die Verwaltung überfordert. „Wir schaffen das nicht alles parallel.“
Es sei ohnehin der Wunsch der Politik, eine Prioritätenliste aufzustellen. Dies soll nun so schnell wie möglich erfolgen, dann gelte es, eines nach dem anderen abzuarbeiten. „Alle Mann Vollgas“ – so gibt Krohn die Richtung vor. „Wir müssen aber auch unsere finanzielle Leistungsfähigkeit beachten“, so der baldige Rathauschef.
1. Grundschule Bickbargen
Seit 2017 wurde die 1974/75 erbaute Lehreinrichtung von Grund auf saniert. Weil die Substanz in einigen Bereichen deutlich schlechter war als angenommen ist, schnellten die Kosten in die Höhe – und auch der Neubau der Mensa und des benötigten Anbaus war deutlich teurer. Im vorigen Jahr konnten die Schüler das Containerdorf verlassen und zurück in die sanierte Schule ziehen, auch der Schulhof wurde eingeweiht. „In diesem Jahr stehen noch Restarbeiten an“, berichtet der Büroleitende Beamte Jens Thomsen. Im hinteren Teil der Schule zum Sportplatz hin müsse die Böschung angepasst und die Zuwegungen befestigt werden. Zudem soll dieser, bisher ungenutzte Bereich „kindgerecht überplant werden“. Planung und Umsetzung seien für dieses Jahr vorgesehen. Bisherige Kostenschätzung: 150.000 Euro.
2.Grund- und Gemeinschaftsschule
Die 2011 eingeweihte Schule platzt aus allen Nähten, es fehlen mehr als 30 Räume. „Wir wollten die Schule damals vierzügig bauen, aus Kiel wurde uns nur eine Dreizügigkeit genehmigt“, erinnert sich Krohn. Nun müssten schnell neue Räume her – auch um den neuen Ganztagsanspruch umsetzen zu können. Eine Aufstockung des bestehenden Gebäudes, das damals als Projekt in öffentlich-privater Partnerschaft (ÖPP) gemeinsam mit der Baufirma Goldbeck entstanden ist, wäre „den Anwohnern nur schwer zu vermitteln“, so Krohn weiter.
Die Gemeinde ist dabei, einen Bebauungsplan (B-Plan 18) für das Nachbargrundstück aufzustellen. Dort steht der leerstehende Hof Brandt. Die Verhandlungen mit den Erben über den Ankauf der Fläche waren 2022 gescheitert, das Areal wurde anderweitig veräußert. Die Politik hatte jedoch in nicht öffentlicher Sitzung beschlossen, das Bestehen eines Vorverkaufsrechtes prüfen zu wollen. „Wenn es gut geht, wird es die Fläche“, so der neue Bürgermeister. Und er kündigt weiter an: „Das Vorhaben gehört zu den priorisierten Bauvorhaben, da wird 2023 definitiv viel passieren.“ Allerdings werde sich der Planungszeitraum noch zwei bis drei Jahre hinziehen, dann folge die Ausschreibung. Am Ende solle ein Generalunternehmer gefunden oder ein neues ÖPP-Projekt in trockene Tücher gebracht werden. Krohn: „Mein Wunsch wäre, dass wir zeigen, wie schnell wir sein können.“
3. Wolfgang-Borchert-Gymnasium
Zu den priorisierten Bauvorhaben gehört auch die Erweiterung der zweiten weiterführenden Schule, des Wolfgang-Borchert-Gymnasiums. Erst 2015 hatten die Schüler den Neubau am Bickbargen bezogen, der wegen der Rückkehr der Schule zum Abitur nach 13 Jahren zu klein wird. Spätestens 2026, wenn das Gymnasium vollständig auf neun Jahrgänge angewachsen sein wird, fehlen Räume.
Geplant ist, die noch aus den 70er-Jahren stammende Sporthalle abzureißen und dort, direkt angrenzend an den Neubau, die Erweiterung zu bauen. Zuvor muss an anderer Stelle des Areals eine Sechs-Feld-Sporthalle gebaut werden. Dazu gibt es eine Machbarkeitsstudie und einen Beschluss der Politik, mehr jedoch nicht. „Wir sind hier noch mehr in Zugzwang“, sagt Krohn, der noch im Frühjahr mit Hochtief sprechen will. Die Baufirma hatte das Gebäude als ÖPP-Projekt erstellt. „Weil wir im Bestand tätig werden, könnten wir vergaberechtlich weiter mit Hochtief arbeiten“, so der designierte Bürgermeister. Das würde eine zeitaufwendige Ausschreibung sparen. Ob das so kommt, wird die Politik entscheiden. „Das alles bis 2026 zu schaffen, wird sportlich“, sagt der künftige Verwaltungschef. Er erinnert daran, dass es für die jetzige, marode Sporthalle lediglich eine Sondernutzungsgenehmigung des Kreises geben würde.
4. Kita Ostereschweg
2023 Bau, 2024 Eröffnung – so sah der bisherige Zeitplan für die Kita am Ostereschweg aus. Sogar von einer Trägersuche war im vorigen Jahr die Rede. „Wir haben den Kita-Bau 2019 beschlossen“, erinnert sich Krohn. Eine Machbarkeitsstudie für den Standort liegt vor, weiter ist die Verwaltung bisher nicht gekommen. „Der Bedarf ist riesig, im Wahlkampf bin ich fast an jeder dritten Haustür auf die Problematik, in Halstenbek einen Kita-Platz zu bekommen, angesprochen worden“, so Krohn. Er gehe nach neuesten Zahlen davon aus, dass in der Gemeinde mehr als 200 Plätze fehlen. Auf dem Platz, wo der Neubau der Einrichtung entstehen soll, stehen Mobil Homes für Flüchtlinge. „Es sind Beschlüsse gefasst, diese woanders unterzubringen“, sagt der künftige Bürgermeister. Durch Grundstücksankäufe seien auch Flächen vorhanden. Ob die Häuser so einfach umgesetzt werden können wie gedacht, sei jedoch zweifelhaft. Möglicherweise könne auch die Kita auf einer alternativen Flächen realisiert werden. „Wir werden das Thema noch einmal in die politische Beratung geben“, kündigt Krohn an.
5. Neubau Feuerwache
„Das ist ein Thema, das viele bewegt und wir sind gesetzlich verpflichtet, das auch umzusetzen“, erläutert Krohn. Die Wache an der Gärtnerstraße wurde 1980 bei einer Gemeindegröße von etwa 10.000 Einwohnern geplant. Zwischenzeitlich wurde die Feuerwache erst um einen Fahrzeugstand sowie Lagerräume und später noch einmal um drei Hallenstände, Lager sowie weitere Parkplätze für Einsatzkräfte östlich neben dem Gebäude erweitert. Doch auch das reicht inzwischen nicht mehr. Das benötigte Grundstück hinter der jetzigen Wache habe die Gemeinde erwerben können. Etwa 18 Millionen Euro wird das Projekt kosten, das einen Teilabriss des Bestandsgebäudes und einen Neubau vorsieht, der sich an das verbliebene Gebäude anschließt. Wie es mit dem Projekt weitergeht, entscheidet sich nach der Erstellung der Prioritätenliste.
6. Greve-Projekt
An der Bebauung des 17,89 Hektar großen Areals an der Wohnmeile arbeiten sich die Gemeinde und der Investor Greve seit fast 19 Jahren ab. Die Einigung aus dem Jahr 2015 sieht vor, dass nun 7,5 Hektar für Gewerbe zur Verfügung stehen sollen, 2,5 Hektar sind für Wohnbebauung vorgesehen. Entstehen dürfen maximal 90 Wohneinheiten, und zwar als Reihen-, Doppel- und Einzelhäuser. 0,34 Hektar sind für eine Kita reserviert. „Für mich hat das hohe Priorität“, sagt Krohn, der sich noch im Februar mit Greve-Vertretern treffen will. So schnell wie möglich müsse die gemeinsame Vermarktungsfirma gegründet werden, über die die Gemeinde ein Mitspracherecht bei der Auswahl der Firmen ausüben kann. Krohn: „Ich bin guter Hoffnung, dass in den nächsten drei Jahren auf der Fläche etwas passiert.“
7. Wohnungsbau Verbindungsweg
Auf der ehemaligen Baumschulfläche soll eine noch auszuwählende Genossenschaft bezahlbaren Wohnraum schaffen. Aktuell dauert weiterhin die Planungsphase an.
8. Straßensanierungen
An der Grünen Twiete werden die im Mai 2021 begonnenen Arbeiten in diesem Jahr abgeschlossen. Hier verbaut die Gemeinde mehr als 1,6 Millionen Euro. Auch der Bogenweg (Baukosten: 510.000 Euro) wird im Laufe des Jahres fertiggestellt, gleiches gilt für die Totalsanierung der Königstraße. Geplant sind auch Projekte in den Straßen Stinnhorn, Bäckerstraße und Osterrader Weg,
9. Sanierung der L 104
Der Landesbetrieb will 2024 die L104 (Dockenhudener/Hartkirchener Chaussee) sanieren, die Wünsche der Gemeinde (geringere Breite der Fahrbahn, breitere Bürgersteige, Einmündungen umgestalten) ignoriert er jedoch. Die Politik hat dies zurückgewiesen. In diesem Jahr muss eine Einigung zwischen Gemeinde und Landesbetrieb gefunden werden.
10. Neubau von 27 Wohnungen
Drei Häuser mit 27 Wohnungen inklusive Tiefgarage sind am Elisabeth-Miller-Weg im Bau, zwei sollen Ende des Jahres bezugsfertig sein. Die Preise für die Eigentumswohnungen, die 37 bis 128 Quadratmeter groß sind, liegen zwischen 241.000 und 791.000 Euro. Die Vermarktung übernimmt die Immobilienfirma Bernd Schulz aus Hamburg.
11. Neues Gewerbegebiet
Mit Hilfe eines externen Beratungsunternehmens sollen Flächen an der Lübzer Straße aufgekauft werden, die für Gewerbeansiedlung oder Ausgleichsflächen dienen können. 7,5 Hektar an Gewerbeflächen wären dort möglich. Die Planungen befinden sich im Anfangsstadium.