Rellingen. Rellingen will trotz schlechter Haushaltslage an Großprojekten festhalten. Auch Dörfer im Amt Pinnau investieren viel Geld in Infrastruktur.

Der Rellinger Haushalt wurde von der Politik mit einem dicken Minus verabschiedet. Die Ausgaben übersteigen die Einnahmen um 4,18 Millionen Euro. „Auf die Gemeinde kommen allein beim Gas 500.000 Euro Mehrkosten zu“, sagt Bürgermeister Marc Trampe (parteilos), der im Mai mit 90,78 Prozent und ohne Gegenkandidat wiedergewählt wurde. Zudem mache die Kreisumlage etwa 20 Prozent aller Aufwendungen aus. Die Gemeinde hält trotzdem an Großprojekten und Investitionen fest.

1. Hermann-Löns-Weg/Kellerstraße: Ein 19.000 Quadratmeter großes Grundstück hat die Gemeinde gekauft, um dort die neue Erich Kästner Schule mit Sporthalle zu bauen. Der Neubau für die Bildungseinrichtung soll etwa drei Millionen Euro kosten. Für die Schulsporthalle sind weitere zwei Millionen Euro veranschlagt. Anfang 2024 soll der erste Spatenstich erfolgen. 2025 soll die Schule bezugsfertig sein. Der Zuschlag für die Generalplanung für Schule und Sporthalle wurde erteilt. Zur Kellerstraße hin soll Wohnraum entstehen. Der Bebauungsplan wurde im März beschlossen. Der Flächennutzungsplan muss noch vom Land genehmigt werden. Die Planungen für einzelne Projekte laufen.

Konkret losgehen kann es 2023 mit dem Bau des Rechenzentrums. Für 60 Millionen Euro soll das modernste und energieeffizienteste Rechenzentrum Deutschlands entstehen. Die Abwärme soll in ein Wärmenetz eingespeist werden, um kommunale Liegenschaften zu beheizen. Wie das gehen könnte? Ein Büro soll 2023 mit einer Potenzialanalyse beauftragt werden. Auf einer weiteren Fläche siedeln sich zwei Handwerksbetriebe an. Auch sie beginnen mit dem Bau.

2. Bücherei: Die Bücherei zieht an den Appelkamp um und wird neu konzipiert. Das Gebäude wurde zuvor von der DRK-Begegnungsstätte und Tagespflege genutzt, die nun an den Ellerbeker Weg gezogen sind. Entstehen soll eine offene Bücherei mit automatischem Buchungssystem, ein Haus, das lange geöffnet hat und auch außerhalb der Öffnungszeiten für die Nutzer zugänglich sein soll. Im Erdgeschoss sollen eine Kinderabteilung für Lesungen, Theater oder Kinderbuchkino eingerichtet werden. In der oberen Etage ist ein Bürgertreff geplant. Alle Rellinger sollen die Räume nutzen können, um eigene Angebote umzusetzen. Das können Vorträge sein oder auch ein Repair-Café. Kosten: 1,14 Millionen Euro. Die neue Bücherei soll Ende 2023 fertig sein, auch weil dann der Mietvertrag für die jetzigen Räume ausläuft. Der Bürgertreff ist das erste Projekt, das aus dem Ortskernentwicklungsplan realisiert wird.

3. Caspar-Voght-Schule: An der Caspar-Voght-Schule wird die Oberstufe ausgebaut. Die frisch mit einem Anbau erweiterte Schule hat so viel Zulauf, dass sie schon wieder zu klein ist für die 1200 Schüler. 4,65 Millionen Euro sind für den zusätzlichen Riegel für 2023 eingeplant. Baubeginn ist im Frühjahr. Zuvor wird die Hausmeisterwohnung, die derzeit leer steht, abgerissen und die Fahrradständer weichen. Im Herbst 2024 soll der neue Gebäudeteil in Betrieb genommen werden.

Auf dem Dach der Caspar-Voght-Schule soll eine Photovoltaikanlage installiert werden. Es ist das erste Projekt der Solarinitiative Halstenbek. Die Genossenschaft wird die große Photovoltaikanlage auch betreiben. „Der Wunsch nach einer Photovoltaikanlage kam aus der Schülerschaft“, sagt Marc Trampe. Parallel dazu war die Gemeinde mit der Solarinitiative Halstenbek im Gespräch. Die Politik stimmte dem Projekt einstimmig zu.

Hinter der Schule entsteht der sogenannte Dirt Park für BMX-Fahrer und Mountainbiker. Die Asphaltstrecke ist fertig, nun sind die Außenanlagen mit Rollrasen dran. „Der muss erstmal anwachsen, so dass wir die Anlage im Frühjahr freigegeben können“, sagt Trampe.

4. Erich Kästner Schule: An der Erich Kästner Schule Rellingen-Krupunder besteht ein erhöhter Raumbedarf für die Betreuung. „Ab Sommer müssen drei erste Klassen betreut werden“, so der Bürgermeister. Darum soll die Bücherei auf dem Parkplatz der Schule aus dem Container ausziehen, um Platz für die Betreuung zu schaffen. Die Bücherei soll in einem Büchereibus untergebracht werden. Der Bus soll 2023 angeschafft und umgerüstet werden. So kann die Bücherei auch in Orten halten, wo es sonst keinen Zugang zu Leihbüchern gibt.

5. Johanniter-Kita: Die Johanniter bauen am Lohacker eine Kita mit 120 Plätzen. Die Gesamtkosten liegen bei 3,6 Millionen Euro, der Zuschuss vom Land beträgt 410.000 Euro. Im Sommer 2023 soll der Kindergarten in Betrieb gehen. „Dann sind wir gut mit Krippen- und Elementarplätzen versorgt und können jedem Kind einen Platz bieten“, sagt Trampe.

6. Gewerbegebiet: Der Gemeinde Rellingen gehört an der Tangstedter Chaussee eine 8,5 Hektar große Fläche. Der Bebauungsplan wurde gerade aufgestellt. Künftig sollen in Rellingen ansässige Handwerksbetriebe hier expandieren können. „Die Planungen laufen auf Hochtouren“, sagt Marc Trampe. Der Bebauungsplan soll Mitte 2023 beschlossen werden.

7. Container für Geflüchtete: „Wir werden im Frühjahr einen Container mit 50 Plätzen für Geflüchtete auf einem Grundstück der Gemeinde an der Ahornstraße aufstellen“, sagt Marc Trampe. Die Ausschreibung läuft. 259 Menschen müssen derzeit von der Gemeinde untergebracht werden, davon 100 Ukrainer und zehn bis 15 Obdachlose. Der Rest sind Geflüchtete aus anderen Ländern.

Das passiert in den Dörfern des Amtes Pinnau

8. Prisdorf: Im neuen Jahr bekommt Prisdorf schnelles Internet. Die Stadtwerke Barmstedt fangen mit der Umsetzung im Sommer an. „Wir hoffen, dass die Arbeiten bis Ende 2023 abgeschlossen sein werden“, sagt Bürgermeister Rolf Schwarz (Bürgerblock Prisdorf). Danach sind bis auf ein abgelegenes Haus alle Prisdorfer Haushalte angeschlossen. Die Gelegenheit wird genutzt, um Straßen von Grund auf zu sanieren. Die Niederschlagsleitungen am Peiner Hag und in der Werkstraße werden erneuert.

Zudem sollen weitere Kita-Plätze geschaffen werden. „Wir bemühen uns gerade um Fördermittel für einen Anbau, damit wir eine weitere Elementargruppe und eine Krippengruppe an unserem Kindergarten integrieren können.“ Bisher verzichtet Rolf Schwarz auf ein eigenes Büro. Eine Kita-Gruppe ist im Bürgermeisterbüro untergebracht.

9. Kummerfeld: Kummerfeld und Prisdorf haben eine gemeinsame Schule. Die Bilsbek-Schule wurde vor zehn Jahren in Betrieb genommen. Mittlerweile ist sie von zwei- auf dreizügig gewachsen. Die Mensa ist zu klein geworden und würde für die ab 2026 gesetzlich verbindliche Ganztagsbetreuung nicht mehr ausreichen. Um eine neue Schulmensa bauen zu können, braucht es aber Fördermittel aus Kiel. Vor anderthalb Jahren wurde das Projekt mit 2,7 Millionen Euro kalkuliert. „Die Kosten sind seitdem auf 4,2 Millionen Euro gestiegen“, sagt Bürgermeisterin Erika Koll (SPD). Nun muss geprüft werden, ob es Möglichkeiten gibt, günstiger zu bauen. So oder so – ohne Hilfen von Land und Bund werde es nicht gehen, so Koll.

Zuversichtlicher stimmt sie die Erschließung des Gewerbegebietes am Ossenpadd. „Damit sind wir fast durch“, sagt die Bürgermeisterin. Rund 66.500 Quadratmeter groß ist die Fläche südlich der Sportanlage bis zur Ortsgrenze zu Pinneberg.

Hinter dem neuen Seniorenheim sollen neue Wohnungen entstehen. Ein Teil der Fläche gehört der Gemeinde, der Großteil allerdings dem Hamburger Unternehmen Senectus, das auch das Seniorenheim gebaut hat. Beide wollen 2023 in einem städtebaulichen Vertrag festlegen, was auf 25.000 Quadratmetern gebaut werden soll. Im Gespräch sind unter anderem Mehrfamilienhäuser.

10. Ellerbek: In Ellerbek wurde für das Wohngebiet Hasenheide 2 die Änderung des Flächennutzungsplans beschlossen. Die Bebauungspläne sollen in der ersten Jahreshälfte stehen. „Danach kann es mit der Erschließung losgehen“, sagt Bürgermeister Günther Hildebrand (FDP). Drei Mehrgenerationenhäuser mit 15 Wohneinheiten sind geplant. Das Grundstück befindet sich im Besitz der Gemeinde. Die Firma Wohnungsbau Rehder aus Wedel soll das Projekt umsetzen.

Das Gewerbegebiet soll zwischen Rugenbergener Mühlenweg und Pinneberger Straße erweitert werden. Das letzten 100 Meter des neuen Radweges am Ihlweg werden Anfang 2023 fertig. Der Radweg am Rellinger Weg wird mit Zuschüssen vom Land auf einer Länge von 1,5 Kilometern um einen Meter verbreitert und erhält eine neue Decke. Gemeinsam mit Rellingen will Ellerbek den Entwässerungsgraben (Kellergraben) ziehen, damit bei Starkregen nicht die Häuser am Burstah überschwemmt werden. Polder (Auffangbecken) sollen das Wasser aufnehmen. Für das Vorhaben sind letzte vertragliche Regelungen mit Rellingen notwendig.

11. Tangstedt: Als erstes und wichtigstes Projekt für 2023 in der Gemeinde Tangstedt kommt Bürgermeisterin Henriette Krohn (parteilos) die Aufstellung von Listen aller Parteien für die Kommunalwahl in den Sinn. „Ohne Menschen, die sich engagieren möchten, geht gar nichts weiter!“ Und dann: Die Kita-Erweiterung soll zu Beginn des neuen Schuljahres fertiggestellt sein. „Der Bau geht gut voran und ist im Zeitplan, bisher sind wir von Lieferschwierigkeiten nicht betroffen und alle Firmen arbeiten gut zusammen“, sagt sie.

Henriette Krohn hofft zudem auf die Baugenehmigung für den neuen Anbau des Kinder- und Jugendhauses am Brummerackerweg. Wird das Projekt ausreichend gefördert, kann sofort mit dem Bau begonnen werden. Auch der Katastrophenschutz wird vorangetrieben. Das betrifft die Stromeinspeisung für die Feuerwache und das Gemeindezentrum. Schutzinseln werden eingerichtet, zum Beispiel Aufwärmmöglichkeiten im Gemeindezentrum für die Bevölkerung. Das Bauleitverfahren für das neue Baugebiet Kornhöfe an der Dorfstraße soll abgeschlossen werden. Auch hier soll bald der Anfang gemacht und ein Investor gefunden werden.

12. Borstel-Hohenraden: Die Sporthalle wird weitergebaut. Es gab Schwierigkeiten, bei der ersten Ausschreibung eine Firma zu finden. Diese ist nun nach der zweiten Ausschreibung gefunden. Mitte/Ende Januar könnte mit dem Hochbau begonnen werden, so dass die Sporthalle Ende des Jahres fertig sein könnte. Das Projekt kostet 5,8 Millionen Euro, 1,929 Millionen Euro bezuschusst der Bund. Bei der Planung wurden die Wünsche des TuS Borstel-Hohenraden und die der Schule berücksichtigt. Die Einfeldspielhalle bekommt eine Tribüne mit 80 bis 100 Sitzplätzen, eine höhere Decke als die alte Halle und ist mit 25 Meter Länge fürs Bogenschießen geeignet. Es gibt eine zusätzliche Gymnastikhalle.

Die Kommune will ihre Gebäude bis Ende nächsten Jahres komplett CO₂-neutral heizen. Dafür baut sie ein Heizhaus gegenüber einer Biogasanlage. Diese betreibt der Landwirt ausschließlich mit Fäkalien seiner Kühe. Für das Heizhaus liegt nun die Baugenehmigung des Kreises vor. Anfang 2023 geht es mit dem Bau los. Eine Leitung, die unter der Straße hindurchführt, soll das Heizhaus mit der Biogasanlage verbinden. „Mit der Wärme können wir alle unsere öffentlichen Liegenschaften im Dorfzentrum heizen, also Schule, Kita, Feuerwehr und Sporthallen“, sagt Bürgermeister Harm Kähler (FWG). „So können wir bis Ende 2023 95 Prozent unseres derzeitigen CO2-Ausstoßes einsparen.“

An der Dorfstraße und am Nedderhulden in Borstel-Hohenraden soll auf einer Wiese ein neues Wohngebiet entstehen (B-Plan 12). Die 2400-Seelen-Gemeinde will das neue Quartier selbst erschließen und vermarkten, so Bürgermeister Kähler. Entstehen sollen sogenannte Kettenhäuser, also aneinander gereihte Einzelhäuser mit geringem Platzbedarf, aber auch Sozialwohnungen, die im Eigentum der Gemeinde bleiben sollen, auf dem 2,7 Hektar großen Grundstück.

Unterstützung bei der Planung kommt von der Investitionsbank Schleswig-Holstein.