Quickborn. Der neue Rathauschef Thomas Beckmann startet seine Amtszeit mit einem 100-Tage-Programm. Feuerwachen-Eklat verzögert Bau um drei Jahre.

Der neue Mann an der Spitze im Quickborner Rathaus will Wort halten – und setzt sich selbst unter Druck. So hat Bürgermeister Thomas Beckmann jetzt ein ambitioniertes Programm vorgelegt, das er in den nächsten 100 Tagen bis Mitte März abarbeiten will. Es umfasst 17 einzelne Punkte, die er von der Dringlichkeit gleich bewerte, sagt der Verwaltungschef.

Allerdings befinden sich darunter drei seiner Wahlversprechen, die entscheidend dazu beigetragen haben dürften, dass er als vorheriger FDP-Vorsitzender bei der Stichwahl im Mai den bisherigen Amtsinhaber Thomas Köppl nach 18 Jahren aus dem Amt verdrängen konnte.

Dazu gehört an erster Stelle die Frage, was mit der schmalen Brücke über die A7 an der Ulzburger Landstraße passieren soll. Der Verkehr dort ist seit mehr als einem Jahr durch eine Baustellenampel geregelt, sodass sie jeweils nur von einer Seite passierbar ist. Dies führt regelmäßig zu Staus. Beckmann war von Anfang an gegen diese Regelung, die dort den Radverkehr fördern sollte. Zurzeit würden die Verkehrsdaten vervollständigt, die Aufschluss darüber geben sollen, „wie es da weitergeht“, kündigt Beckmann an. Parallel dazu will er sich, wie im Wahlkampf versprochen, im Verkehrsministerium in Kiel dafür einsetzen, Landes- und Bundeszuschüsse für eine neue, breitere Brücke an dieser Stelle einzuwerben.

Verträge für mitverwaltete Orte sollen auf den Prüfstand

Auch die Überprüfung der Verwaltungsgemeinschaften mit Hasloh, Bönningstedt, Ellerau, Ascheberg am Plöner See sowie dem Gewässerunterhaltungsverband Schwentinetal steht auf der Agenda Beckmanns. Die zum Teil zehn Jahre alten Verträge sollen danach untersucht werden, ob Leistung und Gegenleistung noch übereinstimmen, kündigt Beckmann an. Es wolle keine dieser Verwaltungsgemeinschaften aufkündigen. „Wir sind Partner“, sagt Beckmann, dessen FDP aber immer entschieden dagegen war, dass Quickborn andere Kommunen mit verwalte. Es gebe „erste Hinweise“, dass dieser Bereich defizitär sei, also die Einnahmen von 3,3 Millionen Euro den personellen Aufwand nicht deckten. „Wir wollen diese Verträge auf den Prüfstand stellen und weiterentwickeln. Es kann nicht sein, dass Quickborn auf Kosten sitzenbleibt.“

Das dritte Versprechen sei schnell und recht einfach einzulösen. Der seit Monaten gesperrte Trampelpfad vom AKN-Bahnhof Quickborn-Süd zum Schulzentrum-Süd soll wieder ein Schulweg werden. Dort müssten die Schüler zurzeit einen Umweg an der Straße entlang laufen. Der beleuchtete Trampelpfad sei freigeräumt und mit einer wassergebundenen Decke versehen, sodass er bald freigegeben werden könnte, kündigt Beckmann diese sofortige Maßnahme zur Schulwegsicherung an. Seine engagierte Wahlkampfmanagerin Svea Spenninger, die dem FDP-Vorstand angehört und dort zur Schule ging, dürfte mit diesem Punkt zahlreiche Jungwähler auf Beckmanns Seite gezogen haben. Der Rathauschef bedanke sich nun mit dieser baldigen Freigabe.

Das neue Jahr 2023 steht ganz im Zeichen des 700-jährigen Bestehens Quickborns. Der ursprünglich geplante Festakt im Januar musste allerdings abgesagt werden, da dafür keine Haushaltsmittel zur Verfügung stehen. Die Jubiläumsfeier soll jetzt zum Auftakt des Eulenfestes am ersten Septemberwochenende nachgeholt werden, kündigt Beckmann an. Das Jubiläumsjahr stünde unter dem Motto: „Quickborn blüht auf“. Rund 100.000 Euro sollen für dieses Jubiläum sowie das der Stadtgründung vor 50 Jahren im Jahr 2024 zur Verfügung gestellt werden.

Kiel muss den Haushalt genehmigen

Allerdings stehe dieses Budget unter dem Vorbehalt der Haushaltsgenehmigung durch das Innenministerium in Kiel. Kämmerin Sabine Dornis arbeite zurzeit quasi „Tag und Nacht“ daran, einen neuen Haushaltsentwurf zu erarbeiten, so Beckmann. Der erste Entwurf sah noch ein Defizit von acht Millionen Euro vor. „Wir haben jeden Stein noch mal umgedreht und jede Position überprüft“, sagt Beckmann. Dennoch werde wohl ein Minus von rund sieben Million Euro übrig bleiben. „Über Steuererhöhungen habe ich in keiner Weise nachgedacht“, sagt der Liberale Beckmann. Das letzte Wort hat die Ratsversammlung auf ihrer Sitzung am 30. Januar.

Um mehr Gewerbesteuern einzunehmen, brauche die Stadt Quickborn auch mehr finanzstarke und erfolgreiche Unternehmen. Darum will Beckmann Anfang 2023 den Startschuss für den nächsten Bauabschnitt des Gewerbegebiets Quickborn-Nord, westlich der Pascalstraße an der Autobahn 7, geben. Dieses 15 Hektar große Areal wird für dieses Ziel zurzeit in Kooperation mit der kreiseigenen Wirtschaftsförderungsgesellschaft WEP erschlossen und „zurecht gemacht“.

„Wir wünschen uns dort in der Nähe des FFH-Gebiets Gronautal stilles, emissionsfreies Gewerbe“, sagt Beckmann. Über die zu erzielenden Gewerbegrundstückspreise könnte er noch keine Angaben machen. Als nächster Schritt sollte dann untersucht werden, wo in der Stadt weitere Gewerbegebiete geschaffen werden sollten, so der neue Bürgermeister.

Weitere, schnell umzusetzende Projekte betreffen die Beseitigung von Schlaglöchern, die Sicherstellung des Freibadbetriebs im nächsten Jahr, die Verbesserung der Radwegsituation am Ohlmöhlenweg und die Einrichtung eines Notfallmanagementplans. Dafür dürfe nicht nur eine Telefonliste da sein, sondern es müsse eine genaue Meldekette erarbeitet werden, wer wann bei welchem Notfall zu benachrichtigen sei, erklärt Beckmann. Zudem soll ein externes Büro mit dem Innenstadt- und Leerstandsmanagement beauftragt und das Gebäude des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums saniert werden.

Da sich der Bau der zweiten Feuerwache in Quickborn-Heide um zwei bis drei Jahre verzögere (siehe Infotext), sei die Stadt auf der Suche nach einer Unterstellmöglichkeit für zwei Fahrzeuge. Er hoffe, dass der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr mit seinen Garagen an der Straßenmeisterei an der A7 der Stadt aushelfen könnte, sagt Beckmann. Dafür würden demnächst erste Gespräche geführt.

Auf die Frage, wie viele Punkte der Verwaltungschef konkret umsetzen will, antwortete Beckmann: „100 Prozent“.

Erster Eklat: Neubau der Feuerwache verzögert sich wegen fehlender Ausschreibung

Die geforderte politische Aufarbeitung zum verschleppten Neubau der dringend benötigten zweiten Feuerwache in Quickborn-Heide (das Abendblatt berichtete) hielt sich derweil in Grenzen. Immerhin gab es aber eine Erklärung, warum das wichtige Projekt nicht öffentlich ausgeschrieben wurde, obwohl schon im April der erste Spatenstich erfolgte. Bürgermeister Thomas Beckmann, der erst seit November im Amt ist, spricht von „nachvollziehbaren Gründen“, weil es personelle Engpässe im Rathaus gegeben habe. Sein Amtsvorgänger Thomas Köppl habe auf der Weihnachtsfeier der Quickborner Feuerwehr Fehler eingeräumt und „seine Verantwortung für die eingetretenen Verzögerungen deutlich gemacht“, heißt es in der Erklärung der Verwaltung. Beckmann spricht von zwei bis drei Jahren Verzögerung.

Die Ratspolitik ist weiterhin unzufrieden damit. „Ich kann es schwer nachvollziehen, warum das so lange dauern soll“, sagt der Erste Stadtrat Bernd Weiher (CDU). „Aber wir müssen damit leben.“ SPD-Sprecher Karl-Heinz Marrek sagt: „Für uns ist das ein Grund mehr, den Fortschritt beschlossener Vorhaben in Quickborn regelmäßig und mit Nachdruck zu verfolgen.“

Übergangsweise sollen jetzt Unterstellmöglichkeiten für zwei Feuerwehrfahrzeuge in Quickborn-Heide gesucht werden. Diese müssten einbruchs- und frostschutzsicher sein, da zumindest ein Löschfahrzeug darunter sein müsse, sagt Daniel Dähn, stellvertretender Wehrführer. Die Hallen müssten auf fünf Grad beheizt sein und mindestens 3,10 Meter hoch, 2,50 Meter breit und elf Meter tief sein. Zudem müssten sich die Einsatzkräfte darin umziehen können.

Eile sei geboten, da voraussichtlich von Juni 2024 bis März 2025 der Bahnübergang an der Bahnstraße (L76) in Ellerau gesperrt sein wird. „Dann werden wir massive Probleme bekommen, von der Feuerwache in der Markstraße rechtzeitig bei einem Einsatz in Quickborn-Heide zu sein“, warnt Vize-Wehrführer Dähn.