Kreis Pinneberg. Betriebshof der Kreisverkehrsgesellschaft wird für E-Mobilität umgebaut. Warum das Land das Projekt fördert

Mit voller (Lade-)Kraft kann die Kreisverkehrsgesellschaft in Pinneberg (KViP) jetzt ihr geplantes Umbauprogramm für den klimaschonenden Linienbusverkehr angehen. Der schleswig-holsteinische Umweltminister Tobias Goldschmidt übergab nun in Uetersen einen Förderbescheid des Landes in Höhe von 1,35 Millionen Euro an den KViP-Geschäftsführer Thomas Becker.

Mit dem Geld soll auf dem Busbetriebshof der KViP in Uetersen nun die notwendige Ladeinfrastruktur für zunächst 27 Elektrobusse geschaffen werden. Die Gesamtinvestition beträgt 2,7 Millionen Euro alleine für die Ladesäulen. Die andere Hälfte trägt der KViP-Eigentümer, der Kreis Pinneberg.

So sieht der bisher einzige Elektro-Linienbus, ein französisches Modell, der KViP von innen aus.
So sieht der bisher einzige Elektro-Linienbus, ein französisches Modell, der KViP von innen aus. © Burkhard Fuchs

Ziel des kreiseigenen Omnibusunternehmens sei es, bis 2030 alle 45 Linienbusse durch abgasfreie Elektronantriebe zu ersetzen, kündigte Becker an. Zurzeit fährt auf den 20 Linien der KViP – im Elmshorner Stadtverkehr sowie zwischen Elmshorn, Barmstedt, Uetersen, Wedel und Pinneberg – nur ein Elektrobus.

Dieser habe sich seit zwei Jahren als sehr zuverlässig herausgestellt, sagte Becker. „Das vollelektrische und emissionsfreie Fahrzeug ist leise unterwegs und hat sich auf den Straßen im Kreis Pinneberg sehr gut bewährt.“ Dabei handele es sich um einen Bus der französischen E-Bus-Marke Heuliez, „der ohne technische Probleme tadellos läuft“ und 200 Kilometer Reichweite im Linienverkehr schaffe.

Der Bus wird nachts aufgeladen, sodass er morgens den 150 Busfahrern der KViP voll aufgeladen für alle Linien zur Verfügung steht. Dies geschieht zurzeit in einer der Werkstatthallen über eine auf dem Dach installierte 460.000-Kilowattstunden-Fotovoltaikanlage, die die Batterie auf dem Dach des Busses auflädt. Die KViP ist dabei ein Forschungsprojekt mit der Universität Kiel eingegangen, um wissenschaftlich untersuchen zu lassen, ob sich eine solche Pilotanlage nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch bewähren kann.

Weitere 27 Ladepunkte auf dem Hof

Die anderen 27 Ladepunkte sollen aber über Ladesäulen auf dem Hof geschaffen werden, kündigte Becker an. Eile sei geboten, denn die nächsten sechs Elektrobusse seien längst bestellt und würden bis Anfang nächsten Jahres ausgeliefert sein. Sie kosten nach seinen Angaben etwa 600.000 Euro das Stück, 400.000 Euro mehr als ein Bus mit Dieselantrieb.

Für alle sechs Fahrzeuge gebe es bereits Förderzusagen vom Bund, der jeweils 80 Prozent der Mehrkosten für den E-Bus übernehme, erklärt Becker. Für weitere 27 E-Busse habe die KViP bereits Förderanträge gestellt, sodass dann 34 ihrer 45 Busse elektrisch angetrieben wären.

Die sechs neuen Fahrzeuge sollen möglichst bereits im Februar, aber spätestens zum Jahresende 2023 im Linienbetrieb sein, kündigt der KViP-Geschäftsführer an. „Diese Umstellung des Omnibusbetriebes auf emissionsfreie, elektrische Antriebe ist für unser Unternehmen ein gewaltiger Kraftakt, auch und gerade finanziell“, sagt Becker. Und er sagt weiter: „Deshalb ist die Förderung unserer Vorhaben durch das Land Schleswig-Holstein wichtig und richtig. Erst die Förderung ermöglicht es uns, die emissionsfreie Ausrichtung unseres Unternehmens umzusetzen.“

Kreis soll bis 2045 klimaneutral werden

Der Kreis Pinneberg leiste dabei einen erheblichen Beitrag für den Klimaschutz durch diese zukunftsträchtige Investition in die Verkehrswende, sagt die Kreistagsabgeordnete Britta Krey (CDU). „Bis 2045 soll der Kreis treibhausgasneutral werden“, sagte die Aufsichtsratsvorsitzende der KViP. „Unser kreiseigenes Verkehrsunternehmen wird dazu einen erheblichen Anteil beitragen und unternimmt schon heute erhebliche Anstrengungen, damit dieses Ziel erreicht wird.“

Minister Goldschmidt (Grüne) lobte die Initiative des Busunternehmens als weitsichtig und vorbildlich. „Damit ist der Kreis Pinneberg ganz weit vorne in Schleswig-Holstein“, sagt Goldschmidt. Ein elektrifizierter und gut ausgebauter ÖPNV zahle „eine doppelte Klimadividende“, so der Minister.

CO2 würde eingespart und die Menschen zum Umsteigen auf Busse und Bahnen motiviert. „Schleswig-Holstein ist ein Land der Elektromobilität“, so Minister Goldschmidt. „Mit Fördermaßnahmen wie hier in Uetersen ebnen wir den Weg für einen klimaneutralen Nahverkehr in Schleswig-Holstein.“

Förderprogramm ist eines von 80 Großprojekten im Land

Dieses Förderprogramm für die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge sei eines von zurzeit 80 Großprojekten in Schleswig-Holstein, sagte Hinrich Habeck. Damit würden landesweit 3000 öffentliche und nicht öffentliche Ladepunkte für die E-Mobilität geschaffen, so der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH (WTSH), die gemeinsam mit dem Land die Förderung realisiert hat. Elektromobilität in Schleswig-Holstein werde von der Landesregierung als ein besonders wichtiges Instrument zu mehr Energieeffizienz und Emissionsreduzierung im Mobilitätssektor verstanden und im Gesamtzusammenhang der Energiewende betrachtet.

Die KViP war schon vor zehn Jahren Vorreiter bei der Elektromobilität. Als landesweit erstes Busunternehmen setzte sie seit 2012 einen E-Bus im Linienverkehr ein. Das damals angeschaffte chinesische Modell erwies sich dann aber im täglichen Betrieb als stör- und reparaturanfällig und musste schnell wieder ausgemustert werden, sagte Becker. Die heutigen E-Bus-Modelle dagegen hätten diese Anfangsprobleme längst überwunden. Die KViP beschäftigt 160 Mitarbeitende und befördert etwa 4,6 Millionen Fahrgäste im Kreis Pinneberg pro Jahr.