Barmstedt/Itzehoe. Im Prozess gegen den Barmstedter sagten Freundinnen seiner getöteten Mutter aus. Demnach sprang er öfter extrem grob mit ihr um.

Jan S. wollte nicht hinsehen. Als am Freitag im Gerichtssaal des Landgerichts Itzehoe per Beamer Bilder seiner toten Mutter Monika S. (64) gezeigt wurden, schaute der 40-Jährige stur zu Boden. 68-mal soll er am 4. Mai auf die Frau eingestochen haben, die Anklage lautet auf Totschlag. Zum Prozessauftakt am 2. November hatte der Barmstedter die Verantwortung für die Tat übernommen.

Am zweiten Prozesstag versuchten die Richter, die Hintergründe aufzuhellen – und hatten dazu unter anderem zwei Freundinnen des Opfers geladen. Mandy M. (21) entdeckte am Abend des 6. Mai die Leiche der pensionierten Friseurin. Sie habe sich Sorgen gemacht, weil sie von der 64-Jährigen seit dem 3. Mai nichts mehr gehört hatte. „Sonst haben wir täglich geschrieben.“ Daraufhin habe sie sich von einer weiteren Freundin von Monika S. den Ersatzschlüssel der Wohnung an der Johannisstraße besorgt.

Freundin sah die Tote auf der Couch – halb sitzend, halb liegend

„Ich bin mit dem Freund meiner Schwester rein und habe um die Ecke ins Wohnzimmer geguckt, dann sind wir direkt rausgelaufen.“ Auf der Couch habe sie einen menschlichen Körper gesehen. Halb sitzend, halb liegend, eingewickelt in Decken, ein Kopfkissen auf dem Gesicht. „Wir haben sofort die Polizei gerufen.“

Monika S. habe den Sohn Weihnachten 2021 wieder bei sich aufgenommen, zuvor habe sie ihn im September 2021 rausgeschmissen, die Schlösser ausgetauscht. „Ohne ihn war sie superglücklich. Wir alle haben ihr gesagt, sie soll das nicht noch mal machen.“ Die 64-jährige habe jedoch behauptet, ihr Sohn habe sich geändert. „Ich war skeptisch, habe ihr das von Anfang an gesagt.“ Kurz vor ihrem Tod habe Monika s. ihr dann gestanden, dass alles wieder wie früher sei.

Sohn habe Probleme gehabt – Drogen, Spielsucht, Alkohol

Jan S. habe Probleme mit Alkohol, mit Drogen, mit seiner Spielsucht. „Er drehte schnell durch, wenn es um Kleinigkeiten ging. Egal, was bei ihm schlecht lief, sie war immer sein Fußabtreter.“

Auch Ruth K. (58), die den Reserveschlüssel für die Wohnung besaß, ließ kein gutes Haar am Angeklagten. „Wenn sie nicht getan hat, was er wollte, dann hat sie auch mal ein blaues Auge gehabt.“ Jan S. habe seine Mutter „wie Dreck behandelt“. Das größte Streitthema zwischen Mutter und Sohn sei das Geld gewesen. „Sie hat alles versucht, was in ihrem finanziellen Rahmen möglich war.“ Jedoch habe die 64-Jährige nach einer Krebserkrankung von Erwerbsminderungsrente gelebt, für Zwei habe das Geld nicht gereicht.

Sohn wurde schon zuvor aus der Wohnung geschmissen, zog aber wieder ein

„Sie wollte ihn wieder aus der Wohnung raushaben“, so die Zeugin. Monika S. selber habe ihren Sohn als Soziopathen bezeichnet, habe Angst vor ihm gehabt. „Er hat sich vor ihr aufgebaut, sie niedergemacht, geschlagen. Er hat sie auch mit dem Tod bedroht.“ Jan S. habe wörtlich zu seiner Mutter gesagt: „Ich stech’ dich ab, du bist nur eine Kakerlake unter meinem Schuh.“ Als Mandy M. ihr von der schrecklichen Entdeckung berichtet habe, sei ihr eines klar gewesen: „Dass es nur der Sohn gewesen sein kann.“

Ronald B. (43) war der erste Polizist am Tatort. „Es war schon Verwesungsgeruch wahrnehmbar.“ Als der Rettungssanitäter das Kissen vom Gesicht der Person genommen habe, seien „deutliche Gesichtsverletzungen“ sichtbar geworden. „Uns war sofort klar, dass hier ein Gewaltverbrechen vorliegen muss.“ Sein Kollege Matthias L. (33) berichtete von blutbefleckter Kleidung, die völlig durchnässt in der Badewanne lag. „Es wurde versucht, die auszuwaschen.“

Nils O. (47) von der Mordkommission berichtete von den vielen Stichverletzungen, die sichtbar wurden, als die um den Leichnam gewickelten Decken entfernt worden waren. „Der Tatverdacht richtete sich gegen den Sohn, wir hatten keine Hinweise auf seinen Aufenthaltsort.“ Im Handy der Toten hätten die Ermittler dann die Handynummer von Jan S. gefunden und ihn angerufen. „Er sagte, er wisse, worum es geht.“ Jan S. sei nach der Tat mit seinem E-Bike bis nach Himmelreich (Niedersachsen) gefahren, dort von der örtlichen Polizei festgenommen worden. Der Prozess wird Mittwoch fortgesetzt.