Halstenbek. 55 Jahre alter CDU-Kandidat setzt sich deutlich gegen Amtsinhaber Claudius von Rüden (SPD) durch. Der zeigt sich als fairer Verlierer.

Der Gewinner trank Cola. Später, auf der Siegesparty im Schützenhaus, gönnte sich Jan Krohn dann ein Bier. Der 55-Jährige hatte es sich verdient. Denn sein engagiert geführter Wahlkampf hat Früchte getragen und ihm den Chefsessel im Halstenbeker Rathaus eingebracht. 66,8 Prozent der Wähler entschieden sich am Sonntag für den CDU-Kandidaten, Amtsinhaber Claudius von Rüden (SPD) holte 33,2 Prozent der Stimmen.

14.274 Bürger der Großgemeinde konnten einen Tag vor Halloween ihren Verwaltungschef bestimmen. 4351 von ihnen machten ihr Kreuz beim Herausforderer, von Rüden musste sich mit 2167 Stimmen zufriedengeben. Der Vorsprung des Wahlsiegers betrug 2184 Stimmen – mehr als von Rüden insgesamt auf sich vereinen konnte. Die Wahlbeteiligung lag bei 45,9 Prozent. 6549 Bürger nahmen ihr Wahlrecht war, 31 Stimmen waren ungültig. 1935 Halstenbeker entschieden sich für die Briefwahl.

Halstenbeks neuer Bürgermeister Krohn überglücklich

Etwa 100 Personen, darunter einige der 230 Rathausmitarbeiter sowie viele Kommunalpolitiker, hatten sich in der Mensa der Grund- und Gemeinschaftsschule an der Bek versammelt, um den Wahlausgang mitzuverfolgen. Der Sieg des CDU-Herausforderers, der gegen 18.15 Uhr zunächst ohne seine Familie vor Ort eintraf, zeichnete sich früh ab.

Um 18.25 Uhr ging das erste Ergebnis aus der Feuerwache ein. Es lautete 66,5 Prozent für Krohn, 33,5 Prozent für von Rüden – und war dicht am späteren Endresultat. Die deutliche Führung hatte den Abend über Bestand.

Neuer Bürgermeister gewinnt jedes Wahllokal

Krohn gewann jedes Wahllokal, holte teilweise mehr als 70 Prozent. Lediglich in einem Wahlbezirk in Krupunder kam von Rüden mit 42,1 Prozent etwas dichter an den Herausforderer heran. „Mir war immer klar, dass Krupunder wahlentscheidend sein wird“, so Krohn. Er habe allein in dem Ortsteil an 2500 Haustüren geklingelt, um den Wählern ein persönliches Gespräch anzubieten.

Der Haustürwahlkampf – er dürfte den Noch-Bürgervorsteher die Tür zum sehr deutlichen Wahlsieg geöffnet haben. Während von Rüden gänzlich auf Hausbesuche verzichtet hatte, ging der CDU-Kandidat bis am Vorabend des Wahltags fleißig von Tür zu Tür. „Ich habe viele Themen mitbekommen“, so der Wahlsieger, der sich ausdrücklich bei den Bürgern für das in ihn gesetzte Vertrauen bedankte. „Ich habe auf ein deutliches Ergebnis gehofft, aber nicht damit gerechnet“, so Krohn. Seine Aufregung sei den ganzen Sonntag über kontinuierlich gestiegen. „Am schlimmsten war der Weg zur Schule.“

Ihm sei klar, dass eine „gewaltige Aufgabe“ auf ihn warte. „Ich habe davor großen Respekt. Wir kriegen das nur gemeinsam hin.“ Er wolle mit allen Parteien gut zusammenarbeiten – auch mit der SPD, die im Wahlkampf als einzige von Rüden unterstützte.

Halstenbek: Ex-Bürgermeister reagiert fair

Der Amtsinhaber hatte die für ihn desaströsen Ergebnisse woanders verfolgt und schaute nur kurz in der Schulmensa vorbei, um seinem siegreichen Konkurrenten fair zum Wahlsieg zu gratulieren. „Ich bedauere das Ergebnis. Der Bürger hat klar entschieden, die Kampagne des Gegenkandidaten hat gewirkt. Das ist Demokratie.“ Wie es für ihn nach dem Ende der Amtszeit am 31. Januar 2023 weitergehe, wisse er noch nicht.

Rellingens Bürgermeister Marc Trampe, der ebenfalls vor Ort war, sprach von einem „klaren Ergebnis, dass ich so nicht erwartet habe.“ Er freue sich auf eine gute Zusammenarbeit mit dem Wahlsieger, mit dem er sich in den nächsten Wochen schon einmal austauschen werde. Mitleid mit dem Wahlverlierer empfinde er nicht. „Das ist Teil der Demokratie, ein Risiko, mit dem man in dem Amt rechnen muss.“

Halstenbeks SPD-Ortvorsitzender Leo Wolframm zeigte sich enttäuscht. „In dieser Stärke hätten wir das nicht erwartet.“ SPD-Fraktionschef Christoph Bittner kündigte an, den Wahlsieger an seinem Versprechen zu messen, jetzt „zügig die Umsetzung zentraler Projekte in Angriff zu nehmen.“ Die SPD sei zu einer Zusammenarbeit mit Krohn bereit.

Bei den Vertretern der CDU kannte am Sonntagabend der Jubel keine Grenzen mehr. Ortschefin Katrin Ahrens überreichte dem Wahlsieger als erste einen riesigen Blumenstrauß. Freude herrschte auch bei der FDP, die den CDU-Kandidaten mitunterstützt hatte. „Das Ergebnis ist deutlicher als erwartet, ich bin positiv überrascht“, so Orts- und Fraktionschef Wolfgang Pipping. Mit Jan Krohn als Bürgermeister habe die Gemeinde nun die Chance, sich neu aufzustellen. Krohn werde dafür sorgen, dass im Rathaus die Mitarbeitermotivation steige und die Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Politik verbessert werde, so Pipping. Die Politik müsse frühzeitiger informiert und besser eingebunden werden.

Auch die Grünen, die bei Abstimmungen in der Gemeindevertretung häufig mit der SPD eine Mehrheit bilden, hatten den CDU-Kandidaten unterstützt. „Ich freue mich über das Ergebnis und darüber, dass die Wahlbeteiligung ähnlich hoch war wie vor sechs Jahren“, so Grünen-Fraktionschef Dieter Thomas.

Auch er betont die Chance auf einen Neuanfang. Mit Jan Krohn habe die Gemeinde eine reelle Chance, „besser voranzukommen als das in den vergangenen Jahren möglich war“. Die Grünen hätten bewusst keinen eigenen Kandidaten aufgestellt, sich nach einem Vorgespräch gegen einen möglichen Bewerber entschieden und stattdessen lieber gemeinsame Sache mit der Union gemacht – am Ende erfolgreich.