Pinneberg/Itzehoe. Tim B. steht deshalb in Itzehoe vor Gericht. Das soll entscheiden, ob er dauerhaft in der Psychiatrie untergebracht werden muss.
Mit Handschellen, die zur Sicherheit an einem Bauchgurt festgemacht worden sind, sowie Fußfesseln betritt Tim B. Donnerstag den Saal des Landgerichts Itzehoe. Der 42-Jährige befindet sich im Landeskrankenhaus in Neustadt, nachdem er am 26. April in seiner Wohnung in Pinneberg Feuer gelegt und die Einsatzkräfte, die ihn retten wollten, angegriffen haben soll.
Pinneberger legt Feuer in seiner Wohnung und attackiert Retter
In der Antragsschrift, die Staatsanwalt Hendrik Schwitters verliest, werden dem kräftigen Mann mit den kurz geschorenen Haaren weitere Straftaten vorgeworfen. Er soll zwischen dem 8. Januar und dem 26. April in dem Gebäude am Damm eine weitere Brandstiftung begangen, auf der Straße vor dem Gebäude völlig grundlos eine ältere Frau mit der Faust ins Gesicht geschlagen, Nachbarn per Schmierereien als Nazis verunglimpft und eine Wohnungstür beschädigt haben.
Bereits während der Verlesung macht Tim B. seinem Unmut über das Gehörte lautstark Luft, sodass Richter Johann Lohmann dazwischengehen muss. Nachdem der Ankläger seine Ausführungen beendet hat, zweifelt der 42-Jährige zunächst die Rechtmäßigkeit des Gerichts an, vor dem er sitzt. Nachdem Lohmann auch diese Diskussion abwürgen kann, äußert sich der Mann auf der Anklagebank tatsächlich zu den Vorwürfen.
Pinneberger belästigt Nachbarn mit Schmierereien und Lärm
Dass er seine Nachbarn, die auch Eigentümer seiner Mietwohnung waren, per Schmiererei im Treppenhaus als „Scheiß Nazis“ verunglimpfte und gegen ihre Tür gebollert hat („Da ist aber kein Schaden entstanden“), räumt der 42-Jährige ein. Alle anderen Punkte bestreitet er. Taschentücher vor der Wohnungstür eben dieser Nachbarn, mit denen er im Streit lag, will Tim B. nicht in Brand gesetzt haben. Und auch einen absichtlich gelegten Brand in seiner Wohnung habe es nicht gegeben. „Da ist mir Essen angebrannt.“ Auch von der Attacke auf die Fußgängerin will er nichts wissen.
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Ebenso wenig vom schwersten Vorwurf. Demnach soll Tim B. in Wohnzimmer, Abstellraum und Küche Toilettenpapier sowie Küchenpapier entzündet haben und unbekleidet auf Feuerwehrleute und Polizisten, die ihn aus den völlig verqualmten Räumen retten wollten, losgegangen sein. Nachdem diese ihm eine Fluchtschutzhaube aufsetzten, soll der Pinneberger um sich geschlagen, zwei Feuerwehrleute im Gesicht getroffen und dann versucht haben, ihnen die Sauerstoffmasken aus dem Gesicht zu reißen.
„Ich würde nie Gewalt gegen die Staatsgewalt ausüben“, beteuert Tim B. und behauptet, eine brennende Zigarette habe das Feuer ausgelöst. Zuvor sei er, leicht alkoholisiert und mit Schlaftabletten betäubt, zu Bett gegangen. Er sei nahezu bewusstlos gewesen und könne sich an seine Rettung nur schemenhaft erinnern.
Pinneberg: Muss Tim B. in der Psychiatrie untergebracht werden
Genau weiß der 42-Jährige dagegen, dass er anschließend im UKE fixiert und in den Keller gesperrt, jedoch nicht behandelt worden sei. Auch beschuldigte er seine Nachbarn, ihn mit Kameras ausspioniert, sein Internet überwacht, ihm Dinge aus der Wohnung gestohlen und dort Duftstoffe eingeleitet zu haben. Auch in Neustadt werde er nicht behandelt, dort werde alles in ihn „reingeprügelt“, er verweigere inzwischen alle Medikamente.
Tim B. ist dort vorläufig untergebracht, weil er eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellen und mit seinem Verhalten den Tod von Menschen billigend in Kauf genommen haben soll. Der Angeklagte, der manchmal völlig klar wirkte, dann jedoch wirre Behauptungen aufstellte, leidet laut eigenem Bekunden nur „unter einer leichten Depression“.
Die Staatsanwaltschaft verfolgt mit ihrer Antragsschrift das Ziel, den Pinneberger dauerhaft in der Psychiatrie unterzubringen. Dazu werden an den nächsten sechs Terminen diverse Zeugen gehört, darunter unter anderem die Nachbarn, die betroffenen Einsatzkräfte und ein Brandsachverständiger. Psychiater Dr. Wolfram Schreiber beurteilt den Gesundheitszustand des 42-Jährigen. Der Prozess soll bis Mitte Dezember dauern.