Kreis Pinneberg. GAB-Chef Finnern spricht von „dubiosem Verhalten“ des neuen Entsorgers. Woran der Streit zwischen den Beteiligten entbrennt.

Das Gezerre um die gelben Tonnen im Kreis Pinneberg nimmt kein Ende – Leidtragende sie die Bürgerinnen und Bürger: Die Gesellschaft für Abfallbehandlung (GAB-Umweltservice) mit Sitz in Kummerfeld, an der zu 51 Prozent der Kreis Pinneberg beteiligt ist, konnte sich bislang nicht mit dem neuen Entsorger der Leichtverpackungen darauf verständigen, dessen gelbe Tonnen zu kaufen oder zu mieten. Die Preisvorstellungen sollen um einen Millionenbetrag auseinanderliegen.

Kreis Pinneberg: Streit um Entsorgung der gelben Tonnen

Darum werde die RMG Rohstoffmanagement GmbH aus Eltville bei Wiesbaden am Rhein Mitte November damit beginnen, die ersten der 77.000 gelben Tonnen an die Haushalte im Kreis Pinneberg auszuliefern, kündigt deren Sprecher Marius Schröder an. Da bis zum Jahresende noch die GAB mit ihren gelben Tonnen für die Entsorgung des Verpackungsmülls betraut ist, die dann frühestens im Januar 2023 abtransportiert werden könnten, werden die Bürgerinnen und Bürger vorübergehend für einige Wochen zwei gelbe Tonnen auf ihren Grundstücken stehen haben.

„RMG und GAB haben sich wegen der Übernahme der Behältnisse in Verhandlungen befunden“, erklärt Schröder. „Die von RMG vorgelegten Angebote wurden nicht angenommen.“ Sie lagen zu weit auseinander, entgegnet GAB-Chef Michael Finnern. „Es geht um keine kleine Differenz. Wir reden hier über einen siebenstelligen Betrag.“ RMG würde die Tonnen der GAB am liebsten kaufen, die GAB sie am liebsten vermieten, sagt Finnern. Denn in drei Jahren, wenn der Entsorgungsvertrag für die Leichtverpackungen vom Dualen System Deutschland erneut vergeben wird, wolle die GAB diesen Auftrag wieder zurückholen, den sie schließlich von Anfang an seit etwa 30 Jahren für den Kreis Pinneberg innehatte.

RMG-Sprecher Schröder spricht von einer Art „Hybrid“-Angebot, das sein Unternehmen der GAB für die Tonnen gemacht hätte: ein Kaufangebot mit Rückkauf-Möglichkeit in drei Jahren. Darüber sei aber keine Einigung erzielt worden. Für die GAB sind die erst vor zwei Jahren ausgelieferten gelben Tonnen, die erst 2020 den gelben Sack ablösten, fast noch im Neuzustand und stellten dementsprechend einen Wert dar, der im Kaufpreis vom Nachfolgeentsorger RMG berücksichtigt werden müsste.

GAB kritisiert, dass sich RMG wochenlang nicht gemeldet habe

Ohnehin wundert sich GAB-Chef Finnern darüber, wie RMG dieses Geschäft angegangen sei. „Das war ein ziemlich dubioses Vorgehen“, findet er. Als RMG Mitte Juli – „da war ich erst zwei Wochen im Amt“ – den Zuschlag vom DSD erhielt, sollte die GAB für RMG die Entsorgung als Subunternehmen weiterbetreiben.

Das sei offensichtlich das Geschäftsmodell der Firma aus Hessen: Es unterbiete die bisherigen Entsorger und beauftrage diese dann anschließend zu seinen Konditionen, also erheblich niedrigeren Preisen, die bisherige Arbeit weiterzumachen. Die GAB wäre dazu auch grundsätzlich bereit gewesen, wenn es denn für die GAB wirtschaftlich gewesen wäre, was nicht der Fall gewesen sei, erklärt Finnern.

Danach sei wochenlang Funkstille gewesen, so Finnern. Die GAB sollte erklären, was sie für ihre gelben Tonnen bei einer Übernahme haben wolle. Dabei wäre RMG am Zug gewesen, dafür ein Angebot zu machen, wundert sich Finnern. Schließlich müsste der hessische Entsorger die Tonnen-Bereitstellung ja auch in seinem Angebot an DSD kalkuliert haben, das ja dann den Zuschlag erhielt. Erst jetzt im Oktober sei etwas Bewegung in die Sache gekommen, als RMG schließlich doch ein Übernahmeangebot mit einem Preis versehen habe. Dieses Angebot wies aber noch besagte Millionen-Differenz aus, so Finnern.

Kreis Pinneberg: Leidtragende des Streits sind die Bürger

Die GAB werde sich weiter darum bemühen, die beste Lösung in dieser Frage für die Kreis Pinneberger Bevölkerung zu erzielen, sagt Finnern. „Wir sind ja der lokale Entsorger und wollen das Beste für die Bürger erreichen.“ Sprich, möglichst zu verhindern, dass diese nun ein paar Wochen lang zwei gelbe Tonnen bei sich stehen haben müssen. „Wir verhandeln mit RMG nur noch schriftlich“, betont Finnern, nachdem es zu einigen Missverständnisse in den Aussagen gekommen sei. „Das muss alles sauber dokumentiert werden.“

RMG-Sprecher Schröder bestätigt das Angebot, die GAB zunächst als Subunternehmen einzusetzen. „RMG setzt bei der Umsetzung von Entsorgungsaufträgen der Dualen Systeme teilweise auch Nachunternehmen ein.“ Diese Arbeitsteilung gelte für etwa die Hälfte der rund zwei Dutzend Entsorgungsgebiete, für die RMG bei den Leichtverpackungen zuständig sei.

„Gleichzeitig erbringt RMG jedoch eine große Anzahl an Aufträgen in Eigenleistung.“ Sein Unternehmen bestehe seit etwa 20 Jahren und entsorge deutschlandweit in 22 Landkreisen und kreisfreien Städten für 6,5 Millionen Menschen Abfälle. Der Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit liege in den Bereichen Transport und Verwertung von Müllverbrennungsschlacken, Nichteisenmetallen sowie in der haushaltsnahen Erfassung und Transport von Leichtverpackungen, Altglas, Altpapier sowie Rest- und Bioabfällen. Schröder: „Der Entsorgungsauftrag im Gebiet des Landkreises Pinneberg wird ebenso in Eigenleistung der RMG erbracht werden.“

Kreis Pinneberg: GAB will sich Auftrag für gelbe Tonnen zurückholen

Die eigenen, neuen gelben Tonnen, die RMG jetzt für den Kreis Pinneberg bestellt habe, seien bereits an einem Betriebsstandort von RMG in Schleswig-Holstein eingetroffen. „Mit der Auslieferung der gelben Tonnen im Kreis Pinneberg werden wir spätestens Mitte November beginnen.“

Wenn sich also nicht doch noch in letzter Minute eine Einigung in diesem Gelben-Tonnen-Poker ergeben sollte, müsste die GAB im Januar ihre Tonnen wieder einsammeln. Die sollen dann vorübergehend für Rest- und Papiermüll umfunktioniert werden oder in anderen Kreisen zum Einsatz kommen, wo der GAB-Minderheitsgesellschafter Remondis Abfälle zu entsorgen habe, kündigt GAB-Chef Finnern an.

Auch die 20 Beschäftigten, die von den 220 Mitarbeitenden der GAB mit den gelben Tonnen betraut seien, würden in anderen Bereichen weiterbeschäftigt. „Wir wollen uns ja in drei Jahren den Auftrag wieder zurückholen“, sagt Finnern. Dafür würden ja nicht nur die Tonnen, sondern auch gutes Personal nötig sein.