Haselau. Beim Tag der offenen Höfe standen Ernte, regionale Produkte und Traditionen im Mittelpunkt. Ein Ortstermin in Haselau.
„Wir erwarten eine sehr gute Apfelernte“, sagt Tim Plüschau. Die Pflaumen sind schon gepflügt Nun geht es mit den Äpfeln los. 42 Tonnen pro Hektar erwartete er. Auf 30 Hektar wachsen Elstar, Boskoop, Junami, Jonagold, Holsteiner Cox, Red Jonaprince, Breaburn und Fuji. Und Plüschaus Favorit Wellant. „Der schmeckt hervorragend“, so der Geschäftsführer vom Obsthof Plüschau in Haselau-Hohenhorst.
Den Geschmackstest konnten Besucher am Sonntag beim Tag des offenen Hofes machen. Hier drehte sich alles um regionale Erzeugnisse -- vom Obst über Honig und Räucherfisch aus der Elbe bis hin zu Kuchen und Grillwurst. Und natürlich stand – wie es sich für eine Veranstaltung der Holsteiner Apfeltage gehört – der Apfel im Mittelpunkt des Interesses.
Apfelernte: Salzgehalt im Marschboden steigt
An einigen Äpfeln hat der heiße Sommer Spuren hinterlassen. Bei Temperaturen über 30 Grad Celsius bekommen die Früchte Sonnenbrand und braune Stellen. „Der Elstar ist besonders empfindlich“, sagt der 41-Jährige, der den Familienbetrieb seit 2016 leitet. „Der Marschboden puffert die Trockenheit aber ganz gut ab. Wir mussten nur hin und wieder beregnen, um zu kühlen.“
Allerdings sei der Salzgehalt im Boden aufgrund der Elbvertiefung und des ausgebliebenen Regens gestiegen. Das Wasser versalzt, mit dem die Anlagen bewässert und bei Frost geschützt werden. Im Frühjahr hatte es einige Frostnächte gegeben, so dass zum Schutz der Obstblüte die Plantagen beregnet werden mussten. Gefriert der Wassernebel in den Baumreihen, so setzt dies Wärme frei. Zu viel Salz kann Blattnekrosen hervorrufen. Die Blattränder färben sich dann braun durch die Salzreste, die nach der Verdunstung auf dem Laub zurückbleiben. Um das zu verhindern, muss das Grundwasser aus 30 Meter tiefen Brunnen und Becken, die Regenwasser auffangen, geholt werden.
28 Mitarbeiter sind während der Haupternte auf dem Hof beschäftigt. „Während die Kosten für Löhne, Strom und Diesel gestiegen sind, ist es der Apfelpreis nicht“, sagt Tim Plüschau. Er befürchtet, der Anbau könne sich bald nicht mehr lohnen.
In Schleswig-Holstein wird in diesem Jahr auf 506 Hektar Baumobst angebaut. Damit hat sich laut Statistikamt Nord die Anbaufläche seit 2017 um rund 19 Prozent reduziert. Gleichzeitig blieb die Zahl der Obstbaubetriebe mit 72 Betrieben fast konstant (2017: 73 Betriebe). Die durchschnittliche Betriebsgröße sank damit um zwei Hektar auf sieben Hektar. Am häufigsten werden Äpfel angebaut. Mit 270 Hektar liegt mehr als die Hälfte der Baumobstfläche im Kreis Pinneberg. Auch dort registriert das Statistikamt einen Flächenrückgang von sieben Prozent.
Spitzenreiter des Obstanbaus bleibt der Apfel. Er wächst auf 77 Prozent der Baumobstflächen, deren Anbaufläche seit 2017 um knapp 90 Hektar sank. Der größte Flächenanteil entfällt mit knapp 26 Prozent auf die Apfelsorte Elstar, die gleichzeitig einen Flächenrückgang um 16 Hektar verzeichnete. Die Anbauflächen der Sorten Braeburn, Boskoop und Holsteiner Cox sanken um bis zu 50 Prozent. Dagegen werden neuere Sorten wie Junami, Topaz und Wellant beliebter.
Zurück von der Treckertour über die Apfelplantage. Der Hof füllt sich mit Besuchern, darunter viele Familien. Alfred Schade, Imker aus Tornesch, hat für die Kinder ein Wurfspiel aufgebaut. Auf den Schildern sind Obstsorten zu sehen, die er bei den jungen Hofbesuchern abfragt. Dahinter verbergen sich Bilder von Bienen. „Warum brauchen wir die Bienen“, fragt Schade. Der elfjährige Collin muss nicht lange überlegen: „Sie bestäuben die Blüten. Ohne sie gibt es kein Obst und keinen Honig.“ Alfred Schade ist zufrieden und startet zur Belohnung die selbstgebaute Bonbonkanone, die Collin abfeuern darf.
Am Stand des Landfrauenvereins Haseldorfer Marsch und Umgebung hat sich eine Schlange gebildet. 45 Sahnetorten und Kuchen umfasst das Angebot. Der Erlös aus dem Verkauf geht in die Vereinskasse. Um die 280 Frauen zählt der Verein. Die Mitgliederzahl ist seit Jahren konstant. Sie unternehmen Radtouren, Reisen, Theaterbesuche, pflegen Traditionen und verbinden sie mit dem heutigen Leben.
Der „Verein für Sammlung und Erhalt historischer Gegenstände“ möchte die Kunst des Seildrehens erhalten. „Die Arbeit der Reepschläger bestand darin, aus Hanf und Garne Seile und Taue anzufertigen“, sagt der Vorsitzende Rolf Herrmann. Ein Mädchen dreht sich gerade ein buntes Springseil. Als die Arme lahm werden, kurbelt der Papa weiter.
Tradition hat die Elbfischerei Veit aus Haselau. Der Elbfischer verkauft mit Frau Elke und Tochter Sonja geräucherte Aale, Lachs und Butt aus der Elbe. „Nur die Forellen sind zugekauft“, sagt Claudius Veit. Die Fischbestände in seien gleichbleibend niedrig, weshalb der Landmaschinenmechaniker auch nur nebenberuflich mit Reusen und Stellnetzen fischt.