Kreis Pinneberg. Nur eins haben die Abgeordneten Hölck (SPD) und Balasus (CDU) gemein: Sie sind Karl-May-Fans. Das sind ihre Standpunkte.
Der CDU-Landtagsabgeordnete Martin Balasus aus Moorrege, der auch bildungspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion und bekennender Karl-May-Fan ist, fährt anlässlich der Debatte um die vom Ravensburger Verlag zurückgezogenen Karl-May-Bücher schwerstes Geschütz auf: Nichts weniger als „unser aller Freiheit“ sieht er durch die „Cancel-Culture-Versuche", die auf den Schriftsteller abzielen, der Generationen von insbesondere jungen Menschen begeistert hat“, in Gefahr. Wörtlich heißt es in einer Pressemitteilung: „Denn heute ist es Karl May, aber welcher Autor, Künstler oder Musiker kommt als Nächstes dran?“
Kulturelle Aneignung: „Winnetou verbieten? Das können nur Ignoranten fordern“
Balasus kann nicht nachvollziehen, wie der Ravensburger Verlag vor einer „offenbar unwissenden Woke-Aktivisten-Szene“ eingeknickt ist, indem er das Buch ,,Der junge Häuptling Winnetou“ vom Markt genommen habe. Balasus: ,,Winnetou verbieten? Das ist totaler Quatsch! Das können nur Ignoranten fordern, die die Werke Karl Mays entweder nicht gelesen oder nicht verstanden haben. Der Apachen-Häuptling und sein Freund Old Shatterhand stehen für die Versöhnung zwischen ,Ur-Einwohnern’ und ,Weißen’.“
Der Ärger über die Kritik an seinen „Kindheitshelden“ ist offenbar so groß, dass der 36-Jährige „derartige Zensurversuche“ gar als ein Rütteln an den „Grundfesten unserer Errungenschaften und der Aufklärung“ empfindet. Der Christdemokrat fordert alle Menschen dazu auf, sich gegen „diese besorgniserregende Entwicklung und ihre Protagonisten zu positionieren“.
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Kulturelle Aneignung: Karl Mays Darstellung der indigenen Völker problematisch?
Überhaupt nicht gut kommen die Balasus-Einlassungen zum Thema Karl May bei Thomas Hölck an. „Maßlos übertrieben“ nennt der SPD-Landtagsabgeordnete aus Haseldorf die Worte seines CDU-Kollegen. „Herr Balasus soll mal auf dem Teppich bleiben und nicht gleich unser aller Freiheit in Gefahr sehen, weil Menschen die Darstellung der indigenen Völker in den Winnetou-Büchern als problematisch erachten“, so Hölck. Denn problematisch sei diese Darstellung allemal, und das Bewusstsein in der Bevölkerung habe sich einfach in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten verändert, gibt der Sozialdemokrat – der sich ebenfalls als Karl-May-Fan outet – seinem christdemokratischen Kollegen mit auf den Weg.
Ihn interessiere allerdings schon, warum sich Martin Balasus mit diesen Themen befasst. Hölck: „Gibt es im Wahlkreis keine wichtigeren Probleme, die vielleicht dringender gelöst werden müssten?“