Pinneberg. Dirk Beyer spielt mit angebrochenem Schienbein für den guten Zweck. Mit der Aktion sammelt er Geld für kranke Kinder

184 Löcher, 1093 geschlagene Bälle, 115.000 Schritte, 76 gelaufene Kilometer in 26 Stunden. Damit hat Dirk Beyer den Weltrekord im Golfmarathon geknackt. Der 52-Jährige hat damit Richard Neugebauer aus Ingolstadt als Rekordhalter beim Dauergolfen abgelöst, der es vor zwei Jahren in 24 Stunden auf 185 Löcher und 984 Schläge geschafft hatte. „Das wird nun noch vom Rekordinstitut Deutschland geprüft“, sagt der Rellinger. Das Ergebnis erwartet er in ein bis zwei Wochen. Dann steht dem Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde nichts mehr im Weg.

Den ersten Abschlag auf seinem Heimatplatz, dem Golfpark Weidenhof an der Mühlenstraße in Pinneberg, machte er am Freitag um 14 Uhr, den letzten am Sonnabend um 16 Uhr. Die Nacht durchzuspielen habe ihm wenig ausgemacht. „Durch die vielen Weggefährten war es sehr abwechslungsreich. Doch die letzten sechs Stunden zogen sich dann in die Länge“, sagt der neue Rekordhalter. Die ersten Blasen bildeten sich an den Füßen, ein Insektenstich machte ihm zu schaffen. Die Beine schmerzten.

Golfmarathon: Rellinger spielt mit angebrochenes Schienbein

„Mit Antimückenbalsam und Ibuprofen kam ich ganz gut voran. Die Schmerzen wurden zwar im Laufe der nächsten Stunden heftiger, aber die Schmerzmittel wirkten weiterhin“, so der Mann mit dem Golfhandicap 19,5. Erst am Sonnabend um 16 Uhr ging nichts mehr. Wie sich am nächsten Morgen herausstellte, verursachte ein Anbruch des Schienbeins die Schmerzen. Jetzt heißt es, Beine hochlegen und die nächsten sechs Wochen kein Golf mehr spielen. „Dann habe ich Zeit, die nächste Aktion zu planen“, sagt er. Mit ihnen möchte er Spenden eintreiben für bedürftige und kranke Kinder. In diesem Jahr unterstützt er die NCL-Stiftung in Hamburg.

Stunde 25. Dirk Beyer hat den Golfmarathon-Rekord bereits geknackt, spielt aber noch ein wenig weiter.
Stunde 25. Dirk Beyer hat den Golfmarathon-Rekord bereits geknackt, spielt aber noch ein wenig weiter. © Anne Dewitz | Anne Dewitz

Begleitet wurde Dirk Beyer von Familie, Freunden, Nachbarn und anderen Lions Club-Kameraden. Ehefrau Alexandra Beyer und Sohn Niko verbrachten Stunden an seiner Seite. „Ich war am Freitag von 14 bis 4 Uhr dabei und heute seit 10 Uhr“, sagt der 15-Jährige, der solche „verrückten Aktionen“ von seinem Vater schon kennt. Schon im vergangenen Jahr hatte Dirk Beyer mit der 101-Löcher-Challenge 15 Stunden und 10 Minuten gespielt und dabei auf dem Golfplatz 43,5 Kilometer und mehr als 67.000 Schritte zurückgelegt. Damals kamen fast 3000 Euro für die Stiftung Deutsche Kinderkrebshilfe zusammen.

Akribisch dokumentieren auch Geeske und Friedel John jeden Schlag einer Bahn. „Wir sind Nachbarn und Freunde von Dirk, haben miterlebt wie hart er monatelang hierfür trainiert hat“, sagen sie. Für das Ehepaar, das selbst auch Golf spielt, war klar, dass sie Dirk Beyer unterstützen möchten. Drei Stunden begleiteten sie ihn im Golfcart, beobachten jeden Abschlag. Denn so sind die Regeln. Das Spiel muss lückenlos dokumentiert werden.

Ausgerüstet mit Stirnlampe spielte Dirk Beyer in der Nacht mit LED-Golfbällen. Die Bahnen und Löcher waren mit Knicklichtern markiert, die Begleiter leuchteten mit Taschenlampen und dem Scheinwerferlicht zweier Golfcarts.

Spendenaktion für NCL-Stiftung läuft noch bis zum 30. September

Pro Stunde waren fünf Minuten Pause erlaubt. „Das Pausenkontingent habe ich am Ende gar nicht aufgebraucht“, sagt Dirk Beyer, der sich auf dem Platz körperlich fit fühlte. Ein Spaziergang war es dennoch nicht. „In den letzten Stunden hätte ich mich schon gern mal im Cart zum nächsten Abschlag fahren lassen“, sagt der Golfsportler lachend. Hat er natürlich nicht, denn auch das wäre ein Verstoß gegen die Regeln gewesen.

„Es bringt großen Spaß, wenn Lions Club-Kollegen solch tolle Aktionen auf die Beine stellen“, sagt Thomas Piening, der Präsident des Lions Clubs Ellerbek-Rellingen. „Die NCL-Stiftung in Hamburg hat sich bei uns mit ihrem Projekt vorgestellt und wir wollen sie gern unterstützen.“ Die Stiftung setzt sich für die nationale und internationale Forschungsförderung ein. Das Ziel ist es, Kinderdemenz zu erforschen und zu heilen. Die Stoffwechselerkrankung ist bis heute kaum erforscht, unheilbar. Betroffene Kinder erblinden, leiden unter Epilepsie und verlieren zunehmend ihre kognitiven und motorischen Fähigkeiten, bis sie – meist noch vor ihrem 30. Lebensjahr – versterben.

Geeske und Friedel John und Thomas Piening (hinten) sind auch dabei.
Geeske und Friedel John und Thomas Piening (hinten) sind auch dabei. © Anne Dewitz | Anne Dewitz

„Es kamen bisher 1830 Euro an Spenden zusammen. Doch ich gehe davon aus, dass noch etwas dazu kommt“, sagt Dirk Beyer. Die Spendenaktion läuft noch bis zum 30. September. Wer noch spenden möchte, findet den Aktionslink Golfmarathon auf der Internetseite https://www.ncl-stiftung.de oder über den Instagram-Kanal von Dirk Beyer.

Am Ende des Golfmarathons ein großes kühles Bier. Freunde aus München hatten eine Bierdose bereitgestellt und darauf einen Golfball für den wirklich letzten Abschlag des Tages platziert. Statt Champagnerdusche spritzte das Bier. Und dann durfte sich Dirk Beyer endlich setzen.