Pinneberg. 35 Bands auf vier Bühnen: Das Summer Jazz Festival läuft vom 11. bis 14. August. Was Jazz-Fans in diesem Jahr geboten wird.
Endlich kann Pinnebergs beliebtestes Musikfestival Summer Jazz wieder zu Hochform auflaufen, endlich dürfen wieder 35 Bands auf vier Bühnen vom 11. bis zum 14. August die Pinneberger Innenstadt aus den Angeln heben. Die Vorfreude ist groß, das war bei den Veranstaltern rund um den ersten Vorsitzenden des Fördervereins, Ralph Kricke, deutlich zu spüren, die am Mittwoch zur Pressekonferenz geladen hatten. Alle Bühnen sind barrierefrei zugänglich – und das gesamte Festival kostenlos zu genießen.
Summer Jazz geht ins 26. Jahr. Ohne großes privates Engagement und ohne die vielen Sponsoren würde es schlichtweg nicht existieren und Jahr für Jahr zu einem Hotspot des Jazz werden, der sich allerdings in diesem Jahr stärker in Richtung Gegenwart bewegt. Das Motto lautet nämlich „Jazz goes Hip Hop“, weshalb die jährliche Anstecknadel, deren Verkauf so wichtig ist für die Finanzierung des Festivals, ein Retro-Plattenspieler geworden ist. Zu erwerben ist der Pin im Bücherwurm, wo bereits jetzt viele verkauft wurden.
Summer Jazz Festival: Was 2022 in Pinneberg auf dem Programm steht
„Wir schauen für unsere Mottos immer gern über den Tellerrand des klassischen Jazz, und beim Hip-Hop geht eine Menge“, sagt Ralph Kricke. Was, das soll gleich am Donnerstagabend, an dem alle Konzerte um 20 Uhr beginnen, die Berliner Band „Goldmeister“ zeigen, denn die spielt deutschsprachige Hip-Hop-Songs im Sound der 1920er-Jahre und hat die Organisatoren maßgeblich zu der Idee angeregt, doch mal den Hip Hop ins Zentrum zu rücken. „Musiker sind kreative Köpfe. Das Motto gibt einen Impuls an die Bands, sich mit dem Thema auseinander zu setzen“, sagt Kricke dazu.
Auf dem Lindenplatz spielt zeitgleich die 18-köpfige conFusion Big Band funkig-fetzige Reißer der Musikgeschichte und Eigenes, und das slowenisch-österreichische Tori Tango Quartett erfüllt die Bahnhofstraße auf der Höhe des Fahltskamp mit Rhythmus und Melancholie, komponiert von Jure Tori.
Beim Summer Jazz hat auch Blues seinen Platz
Am Freitag können Jazzfans sich von 20 Uhr an in der Remise warm hören, wo das Downtown Blues Trio Blues spielt. Oder doch lieber etwas früher den Sisters in Jazz rund um die Vibraphon-Spielerin Izabella Effenberg lauschen? Das ist eine Ausnahmemusikerin, die mit vielen wechselnden Musikern Projekte realisiert und ab 19 Uhr auf dem Lindenplatz spielt. Nicht fehlen darf beim Summer Jazz die Hamburger Blueslegende Jessy Martens, die mit Jan Fischers Blues Support den Drosteiplatz rocken wird (20 Uhr). Ruhiger lässt es der israelische Pianist und Komponist Ari Erev mit Piano Jazz auf dem Lindenplatz angehen (20.15 Uhr).
Definitiv der Vogel abgeschossen wird aber am Wochenende, wo vom späten Vormittag bis in die Nachtstunden die Fußgängerzone ein Meer der Klänge wird. Der Trompetenspieler Alexander Gibson und der Pianist Andreas Günther beispielsweise wollen durch ihre poetisch-dynamischen Jazz-Kompositionen wie „Pieces for the Landscape“ eine Sphäre erzeugen, die sie auch als Reflexion menschlicher Sehnsüchte empfinden. (Sonnabend, 12.30 Uhr Bahnhofstraße).
Jazz-Musiker aus aller Welt kommen zum Festival
Wer in Stimmung kommen will, sollte sich am Sonnabend die Primera Diversión ab 13.30 Uhr auf dem Drosteiplatz nicht entgehen lassen, eine 17-köpfige Salsa & Latin-Jazz-Bigband, die Salsa-Klassiker mit großen Bläsersätzen in die sommerliche Luft entlassen wird. Von Braun’s Chocolate ist Swing zu hören. Gründerin Verena Braun singt und spielt Ukulele, feine Jazzstandards, ergänzt durch Klavier, Drums und Kontrabass. Gelegentlich tanzt Verena Braun auch Step dazu. (Sa, 15.30 Uhr, Remise).
Der gebürtige Wiener Jazzsänger Augustin Lehfuss, der in Berlin lebt, kommt von 17 Uhr an auf den Lindenplatz mit Jazzstandards und eigenen Songs mit zwei Musikerkollegen. Seine Spezialität: Scat-Gesang (rhythmisch-melodisches Improvisieren). Ein besonderes Erlebnis verspricht die Combo Stubenjazz, die um den Jazztrompeter Michael T. Otto deutsches Liedgut mit Jazz des 21. Jahrhunderts verbindet (17.30 Uhr Drosteiplatz). Auf völlig anderen Pfaden wandelt das Freiburger Instrumentaltrio Nineteen Echoes. Die drei Musiker empfinden sich als Kinder des Rock der 90er und dessen Wurzeln und lieben es, zu improvisieren. Sie beziehen sich auf die legendären Musiker Jimi Hendrix und das Esbjörn Svensson Trio. (18 Uhr, Bahnhofstraße).
Summer Jazz: Pinnebergs Innenstadt wird zur Bühne
Sphärischen Jazz kündigt die Band Toneart an, die am Sonnabend von 20.30 Uhr an in der Bahnhofstraße spielt. Flöte, Saxofon, Klarinette, Schlagzeug, Gitarre und Bass – die fünfköpfige Kombo baut an einem kreativen Treibhaus für mitreißende Grooves, eingängige Melodien und viel Emotionalität. Vorher aber können sich Jazzfans auf dem Lindenplatz bereits von 19.30 Uhr an auf eine Blues & Boogie Night einstimmen. Den Anfang machen Gunther Andernach und Matthias Schlechter, es folgen Martijn Schok & Greta Hotrup, und bis 22 Uhr spielt dann das Matthias Schlechter Trio.
Weitere zwölf Acts werden schon im Frühschoppenformat bis in die Abendstunden den Sonntag versüßen - mit Dixieland der Alabama Hot Six auf dem Drosteiplatz (11 Uhr) oder der Big Band Fishhead Horns, die 2019 den Summerjazz-Preis gewonnen hat, ab 11.30 Uhr auf dem Lindenplatz. Spannend verspricht die am ehesten das Motto einlösende Festival Jam ab 14.30 Uhr auf dem Drosteiplatz zu werden: „Jazz goes Hip Hop“.
Die zweiten Preisträger des Jahres 2019 spielen dann um 14.30 Uhr in der Remise. „Django Forever“ wird von den virtuosen Gebrüdern Weiss getragen, die sozusagen mit der Gitarre am Körper geboren wurden und ihr Leben Django Reinhardt und seinem besonderen Stil geweiht haben. Präsentiert werden die Klassiker des Hot Club des France und eigene Kompositionen, aber auch Musik von Bireli Lagrene, Stochelo Rosenberg oder Joscho Stephan.
Summer Jazz Festival in Pinneberg sucht freiwillige Helfer
Um 17.30 Uhr auf dem Lindenplatz beginnt dann ein dreiteiliges Ukraine-Special. „Damit möchten wir ein Zeichen des Friedens und der Völkerverständigung setzen“, sagt Ralph Kricke. Den Start machen die beiden preisgekrönten Musiker Sammy Lukas und Tasiya, die mit Loop-Effekten und ihrer Stimme spielt und mit diesem brandneuen Sound den Montreux Jazz Prize gewonnen hat. Sie verwandeln russische und ukrainische Volksmusik und ließen sich von Strawinsky und Prokofjew inspirieren.
Staranog Maladaruk besteht aus dem Posaunisten Anatolii Pinchuk und der Sängerin und Chorleiterin Cora Seibt. Sie machen jazzige Pop-Folklore und spielen um 18 Uhr in der Remise. Und was dabei entstehen kann, wenn eine ukrainische Sängerin und Geigerin drei französische Jazzer trifft, ist dann von 19 Uhr an auf dem Drosteiplatz zu hören, wenn FUZ4Tet spielt. Den Abschluss bilden dann Cristina Zeitz und Andreas Ravn mit Pop, Chanson und Jazz von 20.30 Uhr an in der Remise.
Übrigens sucht das Summer Jazz Festival noch freiwillige Helfer. Wer Lust hat, findet ein Anmeldeformular auf der Homepage www.summerjazz.de.