Elmshorn. Waltraud Bestmann schenkt dem Museum das Schiffsmodell, das ihr verstorbener Mann Gerd gebaut hat. Was dahinter steckt.

Das Industriemuseum Elmshorn ist um ein historisches Schmuckstück reicher – ein Modell des Ewers „Gloria“. Die „Gloria“ wurde 1898 auf der Elmshorner Kremer-Werft gebaut. Sie diente als Frachtschiff, um Getreide auf der Oste, einem Nebenfluss der Elbe, zu transportieren. Nach einer wechselvollen Geschichte übernahm ein Elmshorner Verein das Schiff 2001. Nach einer langen Restaurierung segelt es seit 2010 wieder und wird vom Verein „Freunde des Ewers Gloria e.V.“ betreut. Gerhard Bestmann (von vielen Gerd genannt), der am 28. November 2020 im Alter von 83 Jahren gestorben ist, engagierte sich mehr als zwölf Jahre für das Projekt „Ewer Gloria“ – sieben davon als Zweiter Vorsitzender – und baute in dieser Zeit auch zwei Modelle des Ewers.

Elmshorn: Industriemuseum hat jetzt ein „Gloria“-Modell

Seine Ehefrau Waltraud Bestmann spendet nun ein Schiffsmodell dem Industriemuseum Elmshorn. „Es war der Wunsch meines Mannes“, sagt die Elmshornerin, die früher als Krankenschwester in der Elmshorner Klinik arbeitete. Das Modell im Maßstab 1:34 hatte er von 2012 bis 2013 gebaut. „Jedes Teil hat er von Hand geschnitzt und alles selbst berechnet.“ Handwerklich geschickt war der gelernte Klempner, Installateur und Dachdecker, der später zur Berufsfeuerwehr Hamburg ging.

Gerd Bestmann war selbst ein begeisterter Segler. „Wir zogen 1975 von Elmshorn wieder zurück nach Hamburg, weil er ein großes Segelboot gekauft hat“, erinnert sich die Witwe. Während sie am Steuer stand, habe er ungesichert auf den Masten rumgeturnt. „Das hat mir gar nicht gefallen. Irgendwann habe ich gesagt, das mache ich nicht mehr mit.“ Da war mir das andere Hobby, das Modellbauen, doch lieber, weil weit weniger gefährlich. Das Segelboot wurde 2004 verkauft und die Bestmanns zogen zum zweiten Mal nach Elmshorn.

Elmshorner Industriemuseum ergänzt Dauerausstellung zum Hafen

Lange Zeit stand das Modell auf dem Schrank im Gästezimmer. Nun wird es der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. „Damit wird die Dauerausstellung zu den Themen Schiffbau und Hafen hervorragend ergänzt“, sagt Museumsleiterin Bärbel Böhnke. „Auch wenn die ,Gloria’ nie auf der Krückau gefahren ist.“ Das 58 Zentimeter lange und 50 Zentimeter hohe Modellschiff bekommt einen Platz im ersten Stockwerk. Das Original liegt derzeit in Elmshorn auf der Südseite der Krückau, nachdem die Spundwand auf der Nordsack einsturzgefährdet ist.

Johannes Pickenpack aus Neuenkirchen im Alten Land hatte damals die Werft von D.W. Kremer in Elmshorn mit dem Neubau eines kleinen stählernen Frachtseglers beauftragt. Der erhielt den Namen „Gloria“ und wurde mit Heimathafen Lühe ins Binnenschiffsregister des Amtes Jork eingetragen. Pickenpack behielt den Ewer bis 1926.

Elmshorner Verein rettete den Ewer „Gloria“

Auf der „Gloria“ wurde bis 1926 Getreide zu einer Mühle an der Lühe transportiert, bis auf Lkw umgestellt wurde. Danach ging der Ewer an den Finkenwerder Frachtschiffer H. J. Meier über, der einen Motor einbauen ließ. 1935 erwarb die auf Finkenwerder ansässige Deutsche Werft das Schiff.

1978 wurde es aufwendig modernisiert: Holzboden, Holzdeck und die hölzernen Lukensülle (Schwellen) wurden entfernt und durch stählerne Konstruktionen ersetzt. Es wurde ein neuer Motor eingesetzt. Mit seinen 40 Tonnen Ladevermögen blieb es für den Welthafen Hamburg dennoch ohne große Bedeutung.

Einem Schiffsnarren ist es zu verdanken, dass der Ewer im Zuge einer Konkursabwicklung nicht verschrottet wurde. Doch bald wurde deutlich, dass eine Privatperson den Erhalt des historischen Schiffes nicht stemmen konnte. Als das Wrack im August 2001 in den Elmshorner Hafen kam, nachdem der Verein es gekauft hatte, war vom Bug so gut wie nichts mehr brauchbar.

Elmshorn: Modellschiff steht im Industriemuseum

Viel war vom Original nicht übrig. Nur das Heck war erhalten geblieben. Der Ewer wurde aufwendig restauriert, der ehemalige Laderaum zur Kajüte umgebaut. Die Wände wurden mit Holz verkleidet. Gasherd, Spüle, Kühlschrank und Toilette wurden eingebaut. Ab August 2004 wurde die „Gloria“ soweit restauriert, dass mit ihr öffentliche Fahrten auf der Krückau angeboten werden konnten. Gerd Bestmann managte gern als Koch die Kombüse.

Das zweite „Gloria“-Modell, das Gerd Bestmann gebaut hat, soll in der Familie bleiben. „Mein Sohn hat es“, sagt Waltraud Bestmann. Es ist mit einem Motor und einer Fernbedienung ausgestattet und ist schwimmfähig. „Gerd hatte es damals auf der Krückau zu Wasser gelassen“, sagt Waltraud Bestmann. Die Werft-Kollegen hätten damals zugeschaut und ihren Spaß gehabt.

Industriemuseum Elmshorn, Catharinenstraße 1, 4 Euro, Kinder freier Eintritt, geöffnet Di, Mi, Do, Fr, Sa 14-17 Uhr, So 11-17 Uhr, Sonderausstellung „Mythos Helgoland“ läuft noch bis zum 2. Oktober