Quickborn. Illustratorin Sabine Wilharm aus Quickborn wurde mit Harry Potter und James Krüss bekannt. Ausstellung ihrer Werke.

Nein, mit dem enormen Erfolg der Harry-Potter-Bücher hatte sie nicht gerechnet, als sie 1998 den Auftrag für die Gestaltung des ersten Covers der deutschen Ausgabe übernahm. „Der Hype entwickelte sich ab Band drei“, sagt Sabine Wilharm aus Quickborn. „Das hat damals auch den Carlsen Verlag überrascht.“ Die ersten Bände erschienen noch mit einer Auflage von 5000 bis 6000 Exemplaren. Später waren es dann eine Million. „Eine immense Herausforderung, auch für mich“, sagt die Illustratorin von zahlreichen Kinderbüchern.

Quickborn: Sabine Wilharm wurde mit „Harry Potter“ bekannt

Plötzlich richteten sich alle Blicke auf ihre Entwürfe. Die Erwartungen der Fans waren riesig. Sie schrieben Briefe, bettelten, ihre Vorschläge zu berücksichtigen. Für den siebten und letzten Band „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ konnten Fans zwischen zwei Motiven wählen. Bei stundenlangen Signierstunden standen sie Schlange. „Eine lehrreiche Zeit“, sagt die 67-Jährige. Sie habe viel über sich und ihre Nerven gelernt, dass sie zäh und standhaft sein kann, wenn es nötig wird und sie unter Druck funktioniert.

Das Fohlen mit Streichholz-Beinen findet sich in „James' Tierleben“.
Das Fohlen mit Streichholz-Beinen findet sich in „James' Tierleben“. © Sabine Wilharm | Sabine Wilharm

Dabei war Sabine Wilharm zu dem Zeitpunkt längst etabliert in der Buchbranche. Sie machte 1976 ihren Abschluss in Illus­tration an der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg bei Siegfried Oelke und Wilhelm M. Busch und arbeitete seitdem frei für viele Verlage, bebilderte unter anderem „James’ Tierleben“ und James Krüss’ Abc-Gedichte „Von Anfang bis Zebra“. Neben Buchillustrationen – auch für Erwachsene – fertigt sie Karikaturen und Bildgeschichten für Magazine wie „Brigitte“, „Spiegel“, „Stern“ und das „Managermagazin“ an. Zwischen 1984 und 2009 übernahm sie Lehraufträge für Illustration und freies Zeichnen an der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg, und sie ist Patin des Hamburger Kinderbuchhauses im Altonaer Museum.

Vor zwölf Jahren zogen sie und ihr Mann von Hamburg nach Quickborn in das Haus ihrer Eltern. „Früher habe ich immer in Ateliers gelebt. Hier ist es umgekehrt, das Wohnhaus wurde zum Atelier“, sagt sie. Ihr Arbeitszimmer ist hell. Auf zwei Böcken liegt eine Tischplatte, darauf stehen zwei Computer. Seit 2003 arbeitet sie mit Photoshop. Sie führt den Stift über das Zeichenbrett, kurz im Blindflug, dann betrachtet sie das Ergebnis auf dem Bildschirm. Mit dem Programm kann sie kontern, Farben wählen, schneller ändern. Manchmal druckt sie die Entwürfe, bearbeitet sie von Hand nach.

Quickborn: Ausstellung im Galerie Atelier II in Barmstedt

Neu im Büro? Irgendwie beängstigend. Die Illustration von Sabine Wilharm erschien im „Managermagazin“. Andere werden bald in Barmstedt zu sehen sein.
Neu im Büro? Irgendwie beängstigend. Die Illustration von Sabine Wilharm erschien im „Managermagazin“. Andere werden bald in Barmstedt zu sehen sein. © Sabine Wilharm | Sabine Wilharm

Die Digitalisierung hat Vorteile. Sie erleichtert das Arbeiten, liefert Anregungen und erweitert die technischen Möglichkeiten. „Doch gerade ältere Menschen bedauern die Technik. Ich glaube aber, dass sich das ästhetische Empfinden der Betrachter verändert hat. Die Bilder sind glatter. Von Hand gezeichnet, erscheinen sie mir manchmal altmodisch“, sagt Wilharm. Zudem sei es eine Kostenfrage, denn Handzeichnungen müssten von jemandem einscannt werden. Ihre eigene Handschrift bleibt unverkennbar. Sie setzt fast abstrahierende Striche. Ihre farbenfrohen Zeichnungen sind dynamisch und lebendig, gehen manchmal ins Karikaturhafte.

Wichtiger Teil ihrer Arbeit sind Bebilderungen von neu aufgelegten Klassikern wie Goethes „Der Zauberlehrling“ und „Der Erlkönig“. Wie illustriert man für Kinder den Tod eines Jungen? „Die Herausforderung hat mich gereizt“, sagt sie. Gelöst hat sie es mit einem Comic-Strip im Einstieg. Ein Junge reist mit seinem Vater im Zug und schläft ein. Das Bedrohliche wird entkräftet, weil es von dem Jungen nur geträumt wird. Entgegen der Erlkönig-Geschichte erreichen Vater und Sohn des Comics wohlbehalten Weimar.

Diese Szene stammt aus „Die Rettung des Lehrers“ der „Ella“-Reihe.
Diese Szene stammt aus „Die Rettung des Lehrers“ der „Ella“-Reihe. © Sabine Wilharm | Sabine Wilharm

Drei bis vier Bücher schafft Wilharm im Jahr. Aktuell arbeitet sie an einem neuen Teil der erfolgreichen Buchreihe „Ella“ von Timo Parvela. Danach möchte sie ein eigenes Buchprojekt umsetzen über eine Tierfamilie, die aus ihrem Zuhause vertrieben wird. Happy End gewiss.

Die Galerie Atelier IIIin Barmstedt zeigt in der Ausstellung „Von James Krüss bis Harry Potter“ vom 27. 8. bis 16. 10. original Buchillustrationen von Sabine Wilharm.