Kreis Pinneberg. Kreis sucht einen Standort für Start-up-Neubau. Bis September werden Vorschläge angenommen. Das ist die Lage.
Die Auswahlkriterien stehen, die Anschubfinanzierung von fünf Millionen Euro ist gesichert – nun kann das Rennen unter den Kommunen beginnen, sich als idealen Standort für die Entwicklungsschmiede innovativer Start-up-Unternehmen zu präsentieren. Fast alle größeren Städte bekunden ihr Interesse am geplanten Gründerzentrum für den Kreis. Und nachdem Pinneberg und Elmshorn als Favoriten gehandelt wurden, ist jetzt die Stadt Wedel als erste mit einem konkreten Bewerbungsvorschlag an die Öffentlichkeit gegangen.
Gründerzentrum: Diese Städte wollen den Start-Up-Standort
Als möglichen Standort eines künftigen Gründer- und Technologie-Zentrums schlägt die Wedeler Verwaltung ein Areal im nordöstlichen Bereich ihres Business-Parks Elbufer vor. Dieses Gelände sei bereits dafür „reserviert“ worden, sagt Stadtsprecher Sven Kamin. „Dieser Standort bietet zudem die Schnittstelle zwischen dem Gewerbegebiet Business-Park mit noch freien Gewerbeflächen und der nahen Fachhochschule Wedel.“ Das böte gute Rahmenbedingungen für „ein Gründungszentrum in Wedel, von dem der gesamte Kreis Pinneberg profitieren könnte“, ist der neue Bürgermeister Gernot Kaser überzeugt.
Die Fachhochschule mit ihren rund 1300 Studierenden in den Bereichen Wirtschaft, Informatik und Technik habe die Unterstützung von Existenzgründern seit 2019 zu einem „zentralen Pfeiler ihrer strategischen Ausrichtung“ erklärt. Mit dem Programm „Startup Connect“ stärke sie den Wissens- und Technologietransfer. Dabei entstehe eine Co-Working-Fläche für Studierende, Hochschulangehörige und regionale Unternehmen, die im Landesprogramm Wirtschaft durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), den Bund und das Land Schleswig-Holstein finanziert werde.
Gründerzentrum: Wedel sieht sich bei Standort-Frage vorn
Mit ansässigen High-Tech-Firmen habe die Fachhochschule bereits Start-up-Workshops veranstaltet. Zudem sei die Fachhochschule auf digitale Technologien ausgerichtet, die Künstliche Intelligenz, „Internet of Things“ (Internet der Dinge), E-Commerce oder IT-Sicherheit beinhalten. Das habe sogar den damaligen Wirtschaftsminister Bernd Buchholz überzeugt. Wedel könne im Süden des Landes „ein digitales Kraftzentrum in direkter Nähe zu Hamburg“ sein, so Kamin.
Die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr in die Hansestadt sei ohnehin gut. Damit könnte Wedel eine Brückenfunktion erlangen für eine neue Gründergeneration, deren Ideen und Vorstellungen sich in Hamburg aus Platzmangel oder zu teurer Mieten nicht entfalten ließen, glaubt der Stadtsprecher. „Diese Initiativen könnten wir auffangen und an geeignete Firmenstandorte im gesamten Kreis Pinneberg vermitteln.“
Gründerzentrum: Auch Pinneberg, Elmshorn und Quickborn haben Ambitionen
Aber ein Selbstgänger für Wedel wird diese Standortfrage nicht. Auch die Kreisstadt Pinneberg sei höchst interessiert, Standort des ersten Gründerzentrums zu werden. „Wir werden mit einem sehr guten Vorschlag ins Rennen gehen“, sagt Bürgermeisterin Urte Steinberg. Egal, ob dafür 2000 oder 5000 Quadratmeter Fläche benötigt würden – Pinneberg könnte dem Kreis ein passendes, baureifes Areal anbieten. Und dies werde auch gut erreichbar für Auto-, Bahn- und Busfahrer sein, kündigt sie an. Rechtzeitig bis Ende September werde die Stadt die Unterlagen beim Kreis einreichen. „Die Politik wird zu gegebener Zeit eingebunden“, so Steinberg.
Elmshorn kann als größte Stadt des Kreises ebenfalls als Hochschulstandort punkten. Mit der Nordakademie, die rund 2500 Studierende im Dualen System für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik nutzen, hätte die Krückaustadt auch eine Anbindung zu Wissenschaft und Forschung für junge Start-ups. Bürgermeister Volker Hatje will sich aber noch nicht konkret positionieren, ob sich Elmshorn darum bewerben wird. „Wir prüfen zurzeit noch verschiedene Optionen sowie Chancen und Risiken“, sagt er. Sollte sich Elmshorn bewerben, „werden wir auf jeden Fall ein Grundstück anbieten, auf das wir sofort Zugriff hätten“.
Gründerzentrum: Schenefeld fehlen die Flächen
Mit dem European XFEL-Laser-Forschungszentrum, das vor knapp sechs Jahren für 1,2 Milliarden Euro in Schenefeld eingerichtet wurde, hätte auch die zweite direkt an Hamburg grenzende Stadt des Kreises gute Chancen für ein Gründerzentrum. Immerhin forschen und experimentieren dort mit dem weltweit einmaligen Röntgen-Laser zurzeit 350 Wissenschaftler aus aller Welt für Anwendungsgebiete in Energie, Biologie und Gesundheit. „Zu XFEL würde ein Gründerzentrum passen“, sagt Bürgermeisterin Christiane Küchenhof.
Doch zurzeit sehe sie kaum Realisierungsmöglichkeiten für ihre Stadt. „Wir haben keine Fläche dafür.“ Das letzte Areal in der Nähe des XFEL-Lasers, möchte das Busunternehmen VHH für seine Betriebserweiterung nutzen. „Aber wir sollten die Tür nicht zuschlagen, sondern sie offen lassen“, sagt Küchenhof.
Die Stadt Quickborn dagegen könnte genügend Flächen für ein Gründerzentrum anbieten. Verkehrsgünstig gelegen ist die Stadt an der A7 und bald auch der S-Bahn-Verbindung. „Aber das passt wahrscheinlich nicht so gut zu den Ausschreibebedingungen“, glaubt Noch-Bürgermeister Thomas Köppl. „Aber wir werden das genau prüfen und dann mit der Politik entscheiden.“
Gründerzentrum: Bis zum 30. Septermber läuft die Bewerbungsfrist
Harald G. Schroers, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft WEP des Kreises, ist gespannt, wer sich nun mit welchen Flächen um das Gründerzentrum bemüht. Die WEP ist vom Kreis mit der Vorausauswahl des Standortes betraut. Vorschläge werden von einem externen Fachbüro nach bestimmten Kriterien bewertet und priorisiert. Bis zum 30. September haben die Städte und Gemeinden nun Zeit, sich zu bewerben. Anfang November soll der Gutachter dem Wirtschaftsausschuss des Kreistages seine Ergebnisse vorstellen.
Für Schroers steht fest: „Wir brauchen ein Gründerzentrum für die strukturelle Erneuerung der Wirtschaft und um neue Ideen für Start-ups in der Region zu halten.“ Und Pinneberg sei neben Segeberg der einzige Kreis in Schleswig-Holstein, dem eine solche Einrichtung noch fehlt.