Uetersen. Inga Keßler aus Heist führt jetzt immer sonntags durch Uetersens Rosenpark. Was es dort zu sehen gibt.
Sie tragen so wundersame Namen wie Fragezeichen, Raubritter, Cherry Girl, Hobby, Tutti-Frutti oder schlicht Elfe. Und die Vielfalt von Rosen ist ebenso riesig wie wundersam. Ein breites Sortiment alter und neuer Beet,- Kletter und Hochstammrosen wird im Uetersener Rosarium präsentiert. Bodendecker und Buschrosen wachsen hier. Die Farbpalette reicht von Weiß über Zartrosa und kräftigem Pink bis hin zu Gelb und Rot. Ein kleines Paradies.
Uetersen: Jeden Sonntag Führungen durch das Rosarium
Inga Keßler aus Heist ist die Neue im Rosarium und führt jeden Sonntag durch den 5,2 Hektar großen Rosenpark. Die 47-Jährige tritt die Nachfolge von Gärtnermeister Gerd Testorf und dem kürzlich verstorbenen Gärtnermeister Hans-Heinrich Kruse an. Und wie kam sie dazu? „Ich habe im vergangenen Jahr selbst an einer Führung teilgenommen. Es war die letzte der Saison“, sagt sie. „Am Ende sagte Hans-Heinrich Kruse, dass die Führungen wohl leider eingestellt werden müssen, weil er es altersbedingt abgeben wollte.“ Das hätte Inga Keßler sehr schade gefunden. Und so ließ sie sich kurzerhand auf dieses Abenteuer ein.
Lange Zeit lebte sie in Hamburg, wo sie dem Verein Hamburg Guides angehörte, einem Verband für Gästeführer. Besonders gern hielt sie sich in Planten un Blomen auf. „Ich finde, das Rosarium ist auch so ein Stück Oase in der Stadt. Ein guter Ort, um zur Ruhe zu kommen“, sagt Keßler, die als freie Honorarkraft von der Stadtverwaltung bezahlt wird. Zurück geht diese Idylle auf den Uetersener Rosenzüchter Ernst Ladewig Meyn. Er gilt als Vater der Holsteiner Rosenzucht. Auf ihn geht die Methode der Veredelung zurück. Noch heute erinnert ein Gedenkstein im Rosarium an seine Leistungen.
Uetersen: Rosenparks haben eine lange Geschichte in Uetersen
„1909 fand in Uetersen eine deutschlandweit beachtete Schnittrosenschau statt“, sagt die neue Rosenführerin. Ein erster Rosenpark – der Kaiser-Wilhelm-Rosenpark – entstand zur gleichen Zeit zwischen Mühlenstraße und heutiger Richthofenstraße. Der Krieg 1914 bis 1918 und ein verheerendes Unwetter 1925 zerstörten den Park. Er wurde später Baugelände. Ein zweiter Rosenpark, das heutige Rosarium, entstand von 1929 an.
Pünktlich zur 700 Jahr-Feier der Stadt Uetersen wurde er am 23. Juli 1934 der Öffentlichkeit übergeben. Die weltbekannten Rosenzüchter Wilhelm Kordes aus Sparrieshoop und Mathias Tantau aus Uetersen ergriffen zusammen mit der Stadt Uetersen und den Vereinen Deutsche Rosenfreunde und Holsteiner Baumschulen die Initiative zum Bau des Rosariums.
„In einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme entschlammten Arbeiter mit Schaufeln und Loren den alten Mühlenteich und gestalteten das Areal nach den Plänen des Gartenarchitekten Berthold Tormählen um“, sagt Keßler. Heute kann der Besucher in der Rosenstadt 30.000 Rosenpflanzen und beinahe 1000 Sorten bewundern.
Uetersen: Ursprung der Rosen liegt vermutlich in Asien
„Wildrosen kommen nur auf der nördlichen Halbkugel vor“, sagt Keßler. Die meisten wachsen in Asien. Dort liege vermutlich auch der Ursprung der Rosen. Allerdings wurden zur Zucht nur wenige Wildrosenarten genutzt. „Es dauert acht bis zehn Jahre, eine neue Rose auf den Markt zu bringen.“ Sie müssen resistent gegen Schädlingsbefall sein. Sorten mit dem ADR-Siegel gelten als besonders widerstandsfähig. Die Abkürzung steht für Allgemeine Deutsche Rosenneuheitenprüfung. Ein Gremium aus Experten bewertet drei Jahre lang in Prüfungsgärten Blattgesundheit, Winterhärte, Wüchsigkeit und Reichblütigkeit.
Keßler hat bei den kostenlosen Rundgängen nicht nur einen Blick für die Rosen, sondern auch für die 186 gelisteten Bäume im Park und viele weitere Pflanzen, die in den Beeten wachsen. So lassen sich auch Baldrian, Steppensalbei, Hirschzunge, Straußenfarn, Wasserlilien, Azaleen und vieles mehr entdecken.
Zwar ist Keßler keine gelernte Botanikerin, doch über ihre Liebe zur Natur habe sie sich inzwischen eine Menge Wissen erworben. Und so kommen sie und die Besucher nicht an einer Kletterhortensie vorbei, ehe diese umfänglich bewundert zu haben.
Uetersen: Führungen durchs Rosarium sind kostenlos
Beim Gang durch das Rosarium rezitiert sie Gedichte wie „Die Birke“ von Hermann Hesse oder Goethes „Ginkgo biloba“. Sie lädt hier und da zum Schnuppern ein, um mit allen Sinnen zu genießen. Die Rose de Resht, eine alte Rosensorte mit pinken, gefüllten Blüten, durftet fast schon betörend. Kleine Schilder in den Beeten nennen Rosenklasse, Rosensorte, Züchter und Jahr der Entstehung.
Die filigrane Kletterrose Ghislaine de Féligonde, die erstmals 1912 ausgestellt wurde, blüht sogar zweifarbig. Die Blüten sind blass apricot, andere weiß – allerdings nur bei Hitze. Bei kühler Witterung sollen sie stärker rosa wirken. Nicht nur die Farben variieren. Auch die Blütenformen reichen von rosettenförmig über geviertelt und schalenförmig bis hochgebaut, mal mehr oder weniger stark gefüllt.
„Das Areal wird vom Bauhof verwaltet. Fünf Gärtner kümmern sich um die Beete und Rasenflächen rund um die beiden Teiche“, sagt die zweifache Mutter. Der Förderverein der Freunde des Rosarium unterstützt tatkräftig dabei, den Park zu erhalten und zu verschönern und hat gerade erst wieder eine neue Bank aufstellen lassen, von der aus sich die ganze Pracht genießen lässt.
Die kostenlosen Rosenführungen finden während der Rosensaison jeden Sonntag statt. Einfach um 10.30 Uhr am Rosarium-Eingang neben dem Parkhotel einfinden. Ebenfalls sonntags finden im Sommer auch die Platzkonzerte am Pavillon statt. Sie beginnen um 15 Uhr. Der Eintritt ist frei. Einen Termin sollte man sich schon mal vormerken: am Wochenende 2./3. Juli lädt die IHG zum 24. Rosenfest.