Pinneberg. Auf 10.000 Quadratmetern werden bald Seat, Cupra und Gebrauchtwagen verkauft. Auch Vermietung ist geplant.
Im Pinneberger Quellental entstehen zur Zeit auf dem Gelände der ehemaligen ILO-Motorenwerke nicht nur die meisten Wohnungen der Stadt, sondern gegenüber auf dem Gelände des Güterbahnhofes bauen die beiden Brüder Gunter und Gerd Reimers auch eines der modernsten und umweltfreundlichsten Autohäuser weit und breit. Baubeginn war schon im März, und Anfang des kommenden Jahres soll alles fertig sein mit dem neuen Seat- und Cupra-Autohaus nebst riesiger Verkaufsfläche für Gebrauchtwagen entlang der Straße An der Mühlenau.
Pinneberg: Reimers-Gruppe macht 100 Millionen Euro Jahresumsatz
Der neue Autohof wird der elfte Standort der Reimers-Gruppe sein, deren Jahresumsatz inzwischen auf weit über 100 Millionen Euro geklettert ist. Denn Gunter und Gerd Reimers haben das Geschäft mit fahrbaren Untersätzen in dritter Generation gewissermaßen schon im Blut, und sie haben deshalb einen Riecher dafür entwickelt, wann man zuschlagen muss, selbst wenn sich die Branche als Ganzes momentan in einer Krise befindet.
Das haben die beiden getan und vor gut zwei Jahren zwei der 24 Standorte aus der Konkursmasse des Autoriesen Wichert herausgekauft. Sie befinden sich in Schnelsen an der Holsteiner Chaussee 190 und in Norderstedt an der Ohechaussee 194-198. Diese Übernahme mit 80 „ganz tollen Mitarbeitern“ (Gerd Reimers) war nicht der einzige Coup der letzten Zeit.
Zuvor hatten die Reimers-Brüder bereits ihrem Neffen Dirk Reimers einen kleineren Seat-Autosalon an der Elmshorner Straße abgekauft. „Die Fläche dort ist aber mit 2200 Quadratmetern viel zu klein, und auch für Kunden gibt es kaum Parkplätze“, sagt Gerd Reimers. Der neue Standort am Bahnhof habe dagegen 10.000 Quadratmeter, und dort soll bald das Geschäft mit Gebrauchtwagen noch besser florieren.
Pinneberg: Geschäft mit Elektro-Autos läuft gut bei Reimers
Denn anders als viele andere aus der Branche kann Reimers sagen: „Wir können nach wie vor gut verkaufen.“ Eine solche hohe Investition – die Summe möchte er nicht nennen – sei langfristig zu sehen. Ebenso wie der teure Bau von acht bis zehn neuen Ladestationen für Elektroautos. Ja, die seien sehr kostspielig, das gibt er zu. „Aber wenn man das nicht macht, kann man keine E-Autos verkaufen. Und wir verkaufen viele.“
Das nächste Standbein, das die Brüder Reimers ausbauen, ist das Geschäft mit der Autovermietung. Vor 20 Jahren hatten sie die Pinneberger Autovermietung Hintelmann gekauft, die von der Pinneberger Mühlenstraße aus heute 120 Autos für alle Reimers-Standorte anbietet, sodass beispielsweise Autofahrer, die einen Unfall hatten, nahtlos ein anderes Fahrzeug zur Verfügung haben, oder ein Arbeitnehmer, der sich noch in der Probezeit befindet, sich noch nicht für seinen neuen Job in Unkosten stürzen muss. Im Quellental soll eine weitere Autovermietung integriert werden.
Außerdem bietet die Reimers-Gruppe, die übrigens viele Kunden aus Hamburg hat, darunter einige sehr große Firmen, einen besonderen Service an, indem sie einen Notdienst rund um die Uhr eingerichtet hat. Also eine Art Regional-ADAC für die eigenen Kunden.
Pinneberg: 350 Männer und Frauen arbeiten für das Unternehmen
„Wir sind ein Familienbetrieb“, sagt Gerd Reimers, und er klingt glücklich. Auch nach der Übernahme der beiden Wichert-Standorte, die sie innerhalb von zwei Jahren in die schwarzen Zahlen gebracht hätten, herrsche bei Reimers „ein sehr gutes Betriebsklima“. Inzwischen arbeiten 350 Menschen an allen elf Reimers-Standorten für das florierende Unternehmen.
Das Geschäft mit fahrbaren Untersätzen befindet sich, wie gesagt, schon in dritter Generation in Rellingen, im Kreis Pinneberg und in Hamburg. Aber die Geschichte dieser Selfmade-Männer reicht noch weiter zurück bis ins Jahr 1925, als die Familie in Dithmarschen den ersten Betrieb für Omnibusse gründete. Adolf Hitler setzte dem Erfolg 1941 erstmal ein Ende, indem er sämtliche Busse konfiszieren ließ, um sie mit ihren Fahrern an der Front zu verheizen. Danach musste wieder von vorn begonnen werden.
Pinneberg: Familienbetrieb in der dritten Generation
1948 zog die Familie Reimers nach Rellingen und baute erneut einen Busbetrieb auf – denn mit diesem Geschäft kannte sie sich ja am besten aus. Der damalige Neugründer war Gerd Reimers’ Großvater. 1950 nahm er die ersten Personenkraftwagen in sein Geschäft mit auf – von der Marke Volkswagen. Das lief irgendwann so gut, dass die Familie Reimers den Busbetrieb 1972 an die Hamburger Hochbahn verkaufte und sich ganz auf Pkw verlegte, wie sie es heute noch tun.
Die beiden Reimers-Brüder haben schon ein Leben mit viel Arbeit, hoher Verantwortung, aber auch Freude gelebt. Steht die vierte Reimers-Generation schon in den Startlöchern? Nein, sagt Gerd Reimers. Die eigenen Kinder wollen nicht in den Betrieb einsteigen. Aber das findet er nicht schlimm. „Nach der dritten Generation funktioniert sowas nur selten“, sagt er. Aber jetzt krempeln die Brüder erst mal wieder die Ärmel hoch, um auf 10.000 Quadratmetern mit Showroom und Kaffeebar für die Kunden wieder neue Skoda, Seat und Cupras zu verkaufen oder Gebrauchtwagen aller Fabrikate, besonders Jahreswagen und Re-Importe.