Helgoland. Zuletzt rutschten mehrere hundert Kubikmeter Geröll ab. Der Klippenweg wurde gesperrt. So rüstet sich die Insel gegen das Risiko.
Ende April rutschten etwa 200 Meter vor der Langen Anna mehrere hundert Kubikmeter Gestein ab. Die Gemeinde Helgoland hatte nach dem Vorfall den bereits nach hinten verlegten Rundweg gesperrt und die Abbruchstelle wissenschaftlich untersuchen lassen. Die Ursache ist noch immer nicht ganz klar.
„Es gibt zwar schon Ergebnisse von Orthodrone, diese wurden aber noch nicht mit alten Aufnahmen verglichen“, sagt Helgolands Bürgermeister Jörg Singer (parteilos). Das Unternehmen aus Kiel kartographiert mit Hilfe von Drohnen aus der Luft. „Wir haben die unmittelbar angrenzende Plattform zurückgebaut, den Zaun durchgezogen und die Stadtmöblierung – zwei Bänke, Mülleimer und Hunde-Station – nach innen verlegt und ergänzt“, so Singer.
Abbrüche können nicht verhindert werden
Abbrüche in dieser Größenordnung würden sonst eher an der Ostklippe auftreten, sagt Singer. „Nach meinem Kenntnisstand waren das jetzt zwei größere Abbrüche in den letzten zehn Jahren.“ Die Mitarbeiter des Bauamtes führen kontinuierlich Sichtprüfungen des Klippenrandweges durch. Sobald sich hier Anzeichen für Abbruchgefahren auftun, werden Maßnahmen wie Absperrungen getroffen oder der Weg nach innen verlegt.
„Für uns ist der Klippenrandweg ganz wichtig. Für unsere Gäste ist es ein Highlight hier oben am Meer zu laufen“, erklärt Bürgermeister Singer. Bislang wurde bei den Felsabbrüchen auf Helgoland niemand verletzt.
Verhindern könne man die Abbrüche nicht, zumal in dem Bereich, in denen es keine schützenswerte Wohn- oder Nutzbebauung beziehungsweise Aufenthalts- und Wegeflächen gebe. Die Kosten für eine Hangsicherung würden nicht im Verhältnis stehen, so der Bürgermeister.
Gemeinde Helgoland kontrolliert Klippenweg regelmäßig
„Wir versuchen, durch stetiges Monitoring frühzeitig zu erkennen, wo der Weg in Einzelstücken nach innen verlegt werden muss und lassen dies dann auch wie aktuell durch Nord Tiefbau ausführen. Für fünf Umverlegungen und den Neubau der Rampe am Sendemast haben wir gerade eine Baufirma für über 130.000 Euro beauftragt“, sagt Singer. Der Rückbau der Plattform an der Absturzstelle hat im Stundenlohn knapp unter 10.000 Euro gekostet.
Das letzte große Ereignis liegt fünf bis sechs Jahre zurück. Damals ist von der nördlichen Plattform, von der man auf die Lange Anna blicken kann, fast ein Drittel weggebrochen. Ein natürlicher Prozess, der durch Wind, Wellen und Wetter begünstigt wird. So können Wellen Brandungshohlkehlen verursachen. Auch Frostsprengungen sind möglich. Wasser gefriert in den Felsspalten, dehnt sich aus und sprengt Teile vom Felsen ab. Alte Weltkriegsbunker und die große Sprengung der Briten 1947 sorgen für zusätzliche Instabilität.
Nicht nur an den Gehwegen findet man steile Felskanten. Auch zum Unterland hin geht es mehr als 50 Meter bergab. Direkt unter einer steilen Kante stehen Häuser, die mit großen Gittern und Netzen vor Geröll geschützt werden. Die Kante wird jährlich kontrolliert.