Halstenbek. Kickers Halstenbek beklagt mangelnde Pflege seitens der Gemeinde und sieht sich dadurch in der Existenz bedroht.
Bei Regen steht der Platz fast knöcheltief unter Wasser, bei trockenem Wetter erinnert er eher an einen Acker als an ein Fußballfeld. Die Rede ist vom Sportplatz an der Halstenbeker Birkenallee, Spiel- und Trainingsstätte von Kickers Halstenbek. Auch das Umfeld ist alles andere als einladend. Spielerbänke, Gastrokiosk und der Container, in dem der Verein seine Ausrüstungsgegenstände lagert, sind komplett mit Graffiti beschmiert.
„Für uns ist dieser Zustand existenzgefährdend“, sagt der Vorsitzende Markus Schweiger. Dem Verein seien die Hände gebunden, weil die Gemeinde für die Platzpflege verantwortlich ist. Und dort passiere so gut wie nichts. Anfragen der Kickers-Verantwortlichen an die Gemeinde würden unbeantwortet bleiben, zudem würden in der Verwaltung ständig die Ansprechpartner wechseln. „Da herrscht eine ganz hohe Fluktuation“, berichtet der Vize-Vorsitzende Björn Breu, der auch der Ligatrainer des Vereins ist.
Was die Verantwortlichen, zu denen auch Andreas Trensch (Öffentlichkeitsarbeit) gehört, maßlos ärgert: Bereits 2019 hat die Gemeinde einen Sportstättenentwicklungsplan in Auftrag gegeben, der schließlich im Oktober 2021 vorgestellt worden ist. „Herausgekommen ist, dass unser Sportplatz überbeansprucht und mangelhaft ist, was wir schon vorher wussten“, sagt Trensch. Hinzu komme, dass seit der Vorstellung vor acht Monaten nichts mehr passiert sei. „Die Gemeinde hat sich wohl einen Maßnahmenplan erhofft“, glaubt Schweiger. Herausgekommen sei ein Zustandsbericht der Sportstätten und Visionen für die Zukunft – etwa ein Kunstrasenplatz für Halstenbek bis zum Jahr 2026.
Schon 2018 Kunstrasen für den Platz an der Birkenallee beantragt
Darüber können die Kickers-Bosse nur müde lächeln. Sie hatten bereits 2018 den Antrag gestellt, den Fußballplatz an der Birkenallee mit Kunstrasen auszustatten und für die Vorarbeiten auf Kosten des Vereins einen Architekten eingeschaltet. „Die Gemeinde hat uns gebeten, den Antrag im Hinblick auf die Aufstellung des Sportstättenentwicklungsplans zurückzuziehen“, so Schweiger. Das sei auch passiert. Damals habe es zwei Fördertöpfe für derartige Projekte gegeben, sodass eine Realisierung möglich gewesen wäre.
Inzwischen ist das anders. Zudem wäre eine Förderung nur möglich, wenn die Gemeinde mit Kickers Halstenbek einen langjährigen Pachtvertrag für den Sportplatz eingehen würde. Und das habe die Gemeinde bisher abgelehnt. „Daher können wir hier auch kein Hausrecht ausüben“, so Breu. Der Platz sei öffentlich zugänglich und nicht eingezäunt, sodass es immer wieder zu Vandalismus komme.
Das größte Problem sei der Zustand des Platzes, der aufgrund der defekten Drainage bei Regen nicht genutzt werden kann. Von Oktober bis März sei de facto keine Nutzung möglich gewesen. Für das Training habe man versucht, Plätze anderer Vereine anzumieten, oder es fand auf dem Grandplatz am Lütten Hall statt, der sich ebenfalls in einem schlechten Zustand befinde. „Das Problem haben nicht nur wir, sondern alle Halstenbeker Vereine“, so Schweiger. Der Zustand der meisten Anlagen sei schlecht, zudem stünden zu wenige Hallenzeiten zur Verfügung, teilweise seien auch Hallen kaum nutzbar.
Vorbild ist das Torneum in Tornesch
„Für uns ist das ein Wettbewerbsnachteil“, sagt Schweiger. Spieler aus dem Herren- und Jugendbereich würden den Verein verlassen, weil es woanders bessere Spiel- und Trainingsmöglichkeiten gäbe – und andere Spieler, die zunächst Interesse gezeigt hätten, würden sich deswegen nicht dem Verein anschließen. Die Verantwortlichen schauen neidisch auf die Nachbarkommunen, wo Vereine dank Kunstrasen ganzjährig trainieren und spielen können. „So ein Projekt wie das Torneum in Tornesch würde ich mir am Rande der Wohnmeile wünschen, das würde allen Vereinen nützen“, so Trensch.
Bürgermeister Claudius von Rüden verweist darauf, dass nach Fertigstellung des 18.400 Euro teuren Sportentwicklungsplans nun zunächst Gespräche mit den Vereinen und dann zwischen Politik und Vereinen notwendig seien, die bisher durch Corona nicht erfolgen konnten. Nach der Sommerpause sei beispielsweise ein Sportstammtisch geplant, erste Projekte könnten – eine Zustimmung der Politik vorausgesetzt – 2023 erfolgen. Im Nachtragshaushalt für 2022, der Ende Juni im Gemeinderat beschlossen werden soll, seien zudem zusätzliche Gelder für die Sportplatzpflege vorgesehen – auch für die Birkenallee. „Alles ist im Fluss.“