Barnstedt. Eine Freundin fand die Leiche in der Wohnung. Der Tatverdächtige (39) ist inzwischen festgenommen worden. Die Hintergründe.

Nichts deutet auf dieses Familiendrama hin: Die Johannisstraße nahe der Barmstedter Innenstadt ist geprägt von Einfamilienhäusern und gepflegten Wohnblocks. In einem Mehrfamilienhaus hat sich am Freitagabend allerdings eine Schreckenstat ereignet. Ein 39 Jahre alter Mann soll seine Mutter (64) erstochen haben. Er sitzt in U-Haft.

Am Montag sind die Spuren des dramatischen Geschehens schon verblasst. Gärtner einer Firma schneiden die Rasenfläche vor den vier Blocks mit jeweils fünf Wohneinheiten, die miteinander verbunden sind. Baumaschinen fahren durch die Straße, die bis Herbst 2023 komplett saniert wird und gesperrt ist. Beamte der Mordkommission aus Itzehoe sind nicht zu sehen. Was sich hinter den Türen einer der Wohnungen abgespielt hat, darüber mag niemand reden.

Sicher ist, dass Mutter und Sohn gemeinsam dort lebten. Seit kurzem wieder. Der 39-Jährige war nach Abendblatt-Informationen schon ausgezogen, offenbar wegen einer Arbeitsstelle. Seit kurzem war er zurückgekehrt. Freitagabend machte sich eine Freundin der Familie Sorgen. Sie hatte einige Tage nichts von der 64-Jährigen gehört, was ungewöhnlich war. Weil die Barmstedterin auch nicht erreichbar war, sah die Zeugin – sie verfügte offenbar über einen Schlüssel – in der Wohnung nach. Dort entdeckte sie gegen 20.40 Uhr die leblose Frau, deren Körper von Messerstichen übersät war. Nach Abendblatt-Informationen sollen es mehr als fünf Messerstiche gewesen sein.

Der Sohn befand sich nicht in der Wohnung. „Wir haben dann telefonisch mit ihm Kontakt aufgenommen“, so Polizeisprecherin Astrid Heidorn. Der 39-Jährige habe angegeben, mit dem Rad unterwegs zu sein – und zwar in Neustadt am Rübenberge in Niedersachsen, etwas mehr als 200 Kilometer von Barmstedt entfernt. Dort habe ihn Sonnabend die örtliche Polizei in Empfang genommen, er leistete keinen Widerstand. Warum sich der Barmstedter dort aufhielt und wie er dort hinkam, steht noch nicht fest.

Laut der Polizeisprecherin habe der 39-Jährige angegeben, schon zu wissen, was die Polizei von ihm wolle. Die Bluttat gestanden habe er bisher nicht, diese jedoch auch nicht abgestritten. Der Mann wurde am Wochenende einem Richter am Amtsgericht Itzehoe vorgeführt, der dem Antrag der Staatsanwaltschaft Itzehoe entsprach und einen Haftbefehl wegen Totschlags erließ. Im Anschluss kam der Barmstedter in die JVA Lübeck, wo er sich zunächst einer Quarantäne unterziehen muss.

Die Ermittlungen der Mordkommission zu den Hintergründen der Tat dauern an. Geprüft wird auch, ob der Barmstedter möglicherweise Mordmerkmale verwirklicht hat. Aktuell gibt es dafür noch keine Anhaltspunkte. „Wir gehen davon aus, dass es Streit gegeben haben muss und die Frau in diesem Konflikt zu Tode kam“, so Heidorn weiter. Die Tatwaffe werde noch gesucht. Die Obduktion des Opfers fand am Montag in der Hamburger Rechtsmedizin statt. Es wird davon ausgegangen, dass die Frau bereits in der Nacht zu Donnerstag ums Leben kam.