Oliver Lück beschäftigt die Frage, warum Leute die Haufen ihrer vierbeinigen Lieblinge in Plastik wickeln und in die Natur schmeißen.
Diese Woche war zu lesen, dass den Elmshorner Hundehaltern ab sofort verschärft auf die Finger geguckt werden soll. Wer den Haufen seines Vierbeiners nicht einsammelt, wird zur Kasse gebeten. Denn wer Großes bewirken will, muss im Kleinen anfangen – das wissen wir ja alle.
Hier soll es jetzt aber gar nicht um die elendigen Tretminen gehen, sondern um ihre Verpackung. Sie wissen schon: die Hunde-Kot-Beutel. Gerade erst ist einer dieser Hundekotbeutelspender in unserer Straße aufgestellt worden. Und nun liegen immer mehr verpackte Würste im Knick oder hängen am Wegesrand in Büschen oder Bäumen. So manches Herrchen oder Frauchen entsorgt die warmen Pakete nämlich nicht zu Hause, sondern gleich vor Ort. Im Angesicht der verpackten Tretminen frage ich mich nun: Wie kommt man auf so eine Idee? Ist das Bequemlichkeit? Ist das Gleichgültigkeit? Oder steckt gar eine geheime Botschaft dahinter?
Hunde können Menschen zu Tieren machen. Das weiß ich längst. Das beobachte ich jeden Tag auf den Hundeautobahnen dieser Welt. Warum es aber Leute gibt, die Scheiße in Plastik wickeln und in die Natur schmeißen, bleibt eines der größten Rätsel der Menschheit. Denn es ist ja so: Hätte man den Haufen gar nicht erst verpackt und verknotet, sondern einfach liegenlassen, wäre es umweltfreundlicher gewesen. Steht die Fischgrätsohle aber erst einmal im Kot, wird die Rettung der Welt ganz schnell zweitrangig.
Und so hat sich der Kacksack für den besten Freund des Menschen zum Sinnbild für größtmöglichen Respekt entwickelt. Er gilt als zeitgemäßer Beitrag für ein zivilisiertes und engagiertes Miteinander. Kaum beginnt der Hund zu kacken, wedelt Herrchen oder Frauchen auch schon die meist schwarze Knistertüte aus der Jackentasche. „Ach, guck mal: Da sammelt jemand den Dreck seines Tieres auf. Hier ist die Welt aber noch echt in Ordnung!“
Ist sie aber nicht, die Welt. Sie geht gerade vor die Hunde. Und Zahlen lügen ja bekanntlich nie: Bei neun Millionen deutschen Hunden, die zweimal am Tag große Geschäfte machen, sind das 18 Millionen Tüten. Macht pro Jahr: Sechsmilliardenfünfhundertsiebzigmillionen Beutel, die ja vor allem reißfest und daher mit einem hohen Plastikanteil produziert werden müssen. Und wenn man der Hundekotbeutelindustrie glauben soll, gibt es leider auch keine Alternative – wobei es diese vermutlich schon gäbe, diese aber wohl einfach nur zu teuer und daher zu wenig gewinnbringend wäre. Lügen und auch Hunde haben ja bekanntlich kurze Beine. Haben Sie eigentlich einen Hund?