Elmshorn. Der Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf hat sein Schutzkonzept vorgestellt – und setzt auf eine Melde- und Päventionsbeauftragte.

Anzügliche Bemerkungen, Umarmungen, die unangenehm sind oder eindeutig sexuelle Übergriffe – Missbrauchsfälle in der Kirche sollen künftig verhindert werden. Dafür hat sich der Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf neu strukturiert, eine Meldebeauftragte und Präventionsbeauftragte ernannt und einen Leitfaden festgeschrieben. „Es geht darum zu verhindern, dass ein Machtgefälle in einer seelsorgerischen, beratenden oder therapeutischen Beziehung ausgenutzt wird“, sagt Pastor Thomas Schollas, der sich eine Stelle als Präventionsbeauftragter mit zwei Kolleginnen aus der Jugendarbeit teilt. Auf Landesebene gibt es vier hauptamtliche Präventionsbeauftragte.

Das Thema ist im Kirchenkreis nicht neu. 2010 wurden die Kindesmissbrauchsfälle durch einen Ahrensburger Geistlichen in den 70er- und 80er-Jahren öffentlich. Seither bemüht man sich auch im Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf um Präventionsarbeit. „2018 kam dann das Präventionsgesetz in der Nordkirche, das von den Kirchenkreisen die Einrichtung einer solchen Stelle verlangt“, sagt Schollas.

Missbrauch: Kita-Werk der Kirche hat eigene Schutzkonzepte

Vor vier Jahren habe es dann in den Gemeinden sogenannte Risikobewertungen gegeben. Dabei sei es dann allerdings geblieben. In der kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit sei man dagegen viel weiter. So hat das Kita-Werk beispielsweise längst eigene Schutzkonzepte.

2021 verabschiedete der Kirchenkreis einen vierseitigen Handlungsplan, der den Mitarbeitern aufzeigt, was in einem Verdachtsfall zu tun ist. Ziel ist es, Mitarbeiter, Menschen, die Angebote der Kirche annehmen, und insbesondere Kinder und Jugendliche „vor allen Formen sexueller Grenzüberschreitungen und sexuellen Missbrauchs“ zu schützen. Neu ist, dass der Verhaltenskodex nun durch alle Kirchlichen Gremien festgeschrieben wurde.

Gemeinsam mit unterschiedlichen Einrichtungen und Kirchengemeinden sollen Schutzkonzepte entwickelt und umgesetzt werden. Mitarbeiter – ehrenamtliche und hauptamtliche – sollen geschult werden. Und im Sommer sollen alle Pastoren eine freiwillige Selbstverpflichtung für einen bewussten Umgang mit dem Thema unterschreiben. „Präventionsarbeit ist ein laufender Prozess, der nie abgeschlossen sein wird“, sagt Schollas.

Kirchenkreis stellt 56.000 Euro pro Jahr für Prävention bereit

„Es geht darum, Strukturen, die sexuellen Missbrauch begünstigen können, aufzubrechen“, sagt Propst Thielko Stadtland. Etwa 56.000 Euro pro Jahr fließen in die Präventionsarbeit. Flyer mit entsprechenden Hilfsangeboten liegen in allen Einrichtungen aus. Bei Verdachtsfällen schaltet sich die Meldebeauftragte Maren Schlotfeldt ein.

Die Elmshorner Pastorin hat diese Aufgabe im Sommer offiziell übernommen. Ein Fall wurde ihr bisher nicht gemeldet. „Aber ich werde immer öfter auf meine Arbeit angesprochen“, sagt die Pastorin. Der Kirchenkreis möchte seinen Mitgliedern Sicherheit geben und das Gefühl vermitteln, die Kirche kehre nichts unter den Teppich, sondern nehme das Thema ernst.