Pinneberg. Noch gibt es zu wenige Ladesäulen. Mit Planquadraten soll der Bedarf nun vom Markt gedeckt werden. Die Politik ist skeptisch.

Pinneberger mit Elek­trofahrzeug haben oft ihre liebe Not, in der Stadt eine Ladesäule zum Auftanken zu finden. Denn die wenigsten Vermieter haben bislang eine teure Zapfsäule in Wohnungs- oder Parkplatznähe aufstellen lassen, zumal die Mehrzahl der Mitmieter meist kein E-Auto fährt und sich an den Kosten nicht beteiligen will. Noch nicht, denn das soll sich ändern.

Da sich der Mangel an Ladesäulen derzeit wegen der steigenden Spritpreise rascher als erwartet verschärft, haben die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses über eine neue Vorlage der Verwaltung diskutiert. Darin soll festgeschrieben werden, wie viele Ladesäulen pro Planquadrat genehmigt werden. Die Entscheidung wurde zwar vertagt, aber der Weg ist klar. Die 13-seitige Richtlinie soll neue Ladesäulen

Pinneberg: Zahl der privaten E-Ladesäulen ist nicht bekannt

9016 Elektrofahrzeuge waren Anfang des Jahres im Kreis Pinneberg registriert, davon 2768 reine E-Autos, die übrigen Hybride. Wie viele es in der Stadt Pinneberg sind, ist laut Ernst-Günter Steenbock, Leiter der Verkehrsbehörde, nicht bekannt. Ebenso wenig wie die tatsächliche Zahl der privat installierten Stromzapfstellen, denn dafür braucht es keine Baugenehmigung.

Wenn sich die Elektromobilität erfolgreich durchsetzen soll, müssten aber viele neue Ladesäulen her – das wurde schon vor fünf Jahren erkannt. Damals wollten die Stadtwerke an vier Standorten neue Ladepunkte schaffen. Auf dem Wochenmarkt, unter der Hochbrücke und auf dem P+R-Parkplatz in Thesdorf hat das mit jeweils zwei Ladepunkten auch geklappt, am Pinneberger Bahnhof wegen der andauernden Bauarbeiten noch nicht. Ernst-Günter Steenbocks Stellungnahme zum Thema fällt glasklar aus: „Es kann nicht sein, dass der Wandel zur E-Mobilität auf öffentlicher Fläche stattfindet, zumal der Bedarf nicht bekannt ist. Wir lassen das den Markt regeln.“

Bürgermeisterin: „Der Markt für E-Autos wächst rasant"

Noch gar nicht zur Sprache kam im Ausschuss, dass die Benutzer von Elektrofahrrädern und E-Scootern in der Innenstadt nirgends öffentlich laden können. Die Vorlage befasst sich ausschließlich mit der Ladeinfrastruktur für E-Autos. Und zwar hauptsächlich der privaten, die den Schwerpunkt bilden wird. Denn: „Ab 2025 gilt in Mietshäusern die baurechtliche Pflicht, Ladesäulen vorzuhalten“, sagt Steenbock. Die Stadt könne den steigenden Bedarf nicht kompensieren. Das sei aber unproblematisch, bereits jetzt liegen ihm dutzende Anträge von Unternehmern vor, in Pinneberg Ladesäulen zu errichten.

Gelingt das, werden damit „Anreize geschaffen (...), um den Anteil an E-Fahrzeugen in der Stadt zu erhöhen“, wie es in der Vorlage heißt. „Hierzu soll der Aufbau einer flächendeckenden, bedarfsgerechten und nutzerfreundlichen E-Ladeinfragstruktur durch private Investoren vorangetrieben und das Erlaubnisverfahren vereinfacht werden“, so die Vorlage. Die neue, noch zu verabschiedende Richtlinie ist demnach dazu gedacht, den Ausbau zu steuern. In dieser Hinsicht – und auch im Hinblick auf einen eventuellen späteren Rückbau – kann sie notwendig sein.

Die Aufstellung von je zwei Lademöglichkeiten an drei öffentlichen Orten hat, wie gesagt, fünf Jahre gedauert. „Der Markt für E-Autos wächst aber rasant. Wir müssen da ran“, sagt Bürgermeisterin Urte Steinberg. Und: „Es wäre gut gewesen, wenn wir schon vor ein oder zwei Jahren ein Angebot für E-Ladesäulen in Pinneberg gehabt hätten.“

Das Konzept, das im Ausschuss diskutiert wurde, sieht ein Raster mit Planquadraten zu 200 mal 200 Metern über die ganze Stadt vor. Je Kachel soll zunächst eine Sondernutzungserlaubnis für die Errichtung und den Betrieb einer E-Ladesäule mit zwei Ladepunkten erteilt werden. Es stammt aus den Städten Essen und Frankfurt, wo es laut Verkehrsamtsleiter Ernst-Günter Steenbock gut funktioniert. Das habe auch der Städtebund bestätigt.

E-Ladesäulen in Pinneberg: Kreißler fürchtet Monopolisierung

Karsten Kreißler (Grüne & Unabhängige) weist darauf hin, dass bereits jetzt 20 Prozent der Neuwagen in Schleswig-Holstein elektrisch seien. Er stört sich am Undifferenzierten einer solchen Rasterung, in der die unterschiedliche Bedarfsdichte nicht berücksichtigt werde: „Bei mehr als 100 Parkplätzen ist eine Ladesäule zu wenig“, so Kreißler. „Diese Gleichbetrachtung ist nicht sinnvoll.“ Auch fürchtet er eine Monopolisierung, wie er sie in Essen bereits beobachtet: „Wir sollten langfristig den Wettbewerb unter Ladestationsbetreibern zulassen.“

Das scheint in Pinneberg aber kein Problem zu sein, da sich schon jetzt unterschiedliche Firmen dafür interessieren. Nach der neuen Richtlinie, die die Politik noch nicht beschlossen hat, werden Betreiber, die bereits eine Säule pro Kachel genehmigt bekommen haben, bei der Installierung weiterer Ladesäulen bevorzugt. Voraussetzung ist, dass diese nachweislich zu jeweils mindestens 70 Prozent ausgelastet sind. Nach einem Jahr wird dann die nächste genehmigt.

Tatsächlich wurden von privater Seite bereits Anträge für die Errichtung von Ladesäulen gestellt. Die Tendenz ist eindeutig steigend. Die Vergabe von Genehmigungen soll transparent sein. Die Verwaltung will „eine diskriminierungsfreie Verteilungsentscheidung“.